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Kordonschnitt - Fluch oder Segen? Umfrage von Dr. Matthias Petgen und Gerd Götz, DLR Rheinpfalz, Abteilung Weinbau und Oenologie |
Weinbau Willi Müller, Bad Dürkheim „Ich wende den Kordonschnitt schon seit 1989 in meinem Betrieb mit gutem Erfolg auf etwa der Hälfte meiner Betriebsfläche an. Inspiriert wurde ich von einem befreundeten Berufskollegen aus dem Rheingau. Auslöser waren arbeitswirtschaftliche Gründe. Da ich meinen Betrieb alleine bewirtschafte, bin ich gezwungen, die Arbeitsspitzen Rebschnitt und Heften weitgehend zu mechanisieren. Die Heftarbeiten sind auf den Flachkordon abgestimmt. Da die Triebe ähnlich wie beim Flachbogen auf gleicher Höhe liegen, kann die maschinelle Heftung weitgehend ohne manuelle Nacharbeit erfolgen. Der Rebvorschnitt erfolgt maschinell durch einen Lohnunternehmer. Anfänglich hatte dieser als Trägergerät der Vorschneidemaschine einen umgebauten Vollernter im Einsatz. Da aber beträchtliche Spurrillen entstanden, lasse ich die Arbeit jetzt von einem Dienstleister mit Schlepperanbaugerät durchführen, der nur in den begrünten Gassen fährt. Der maschinelle Rückschnitt erfolgt schon Ende November, gleich nach dem Blattfall. Ich habe so genügend Zeit für den manuellen Nachschnitt der Zapfen über Winter. Meine ältesten Kordonanlagen stehen seit über 15 Jahren ununterbrochen auf Zapfen, einen zwischenzeitlichen Wechsel auf Bogen, wie es oft empfohlen wird, halte ich nicht für notwendig. Junganlagen stelle ich schon mit dem 4. Standjahr auf Kordon um. Ich achte darauf, dass der Flachbogen gut am Draht anliegt und auch gewickelt wird, was für Halt sorgt. Auch wenn Kordonarme dadurch etwas in den Draht einwachsen, was später bei der Anlagenrodung hinderlich sein kann. Die Hauptsorte Riesling erweist sich als sehr unkompliziert auf Zapfen. Schwieriger sind Burgundersorten und Silvaner, die viele Wasserschosse treiben. Störend sind vor allem Kurztriebe, die wie Geize aus dem Altholz wachsen und schnell zu Triebverdichtungen führen. Daher sollte zwischen zwei Zapfen mindestens eine Scherenlänge Abstand bleiben, so halten sich Verdichtungen in Grenzen. Ich versuche den Anschnitt der Zapfen so zu gestalten, dass ich weitgehend auf Ausbrechen am Kordon verzichten kann. Meiner Meinung nach ist der Rückschnitt der Zapfen Facharbeit und nicht für Aushilfskräfte geeignet. Ich verwende dazu eine Elektroschere. Dornfelder reagiert mit geringeren Erträgen auf Zapfenschnitt. Da die Basalaugen nicht so fruchtbar sind, kam ich trotz längerer Zapfen nicht über 15 000 kg/ha bei allerdings besserer Traubenqualität. Als ich einst zur Ertragssteigerung versuchte, längere Zapfen anzuschneiden, knickte oft der Zapfen mitsamt den jungen Trieben nach außen weg oder brach ab. Zur Erhaltung des Stockaufbaues ist wichtig, hin und wieder neue Zapfen aus jungen Wasserschossen anzuschneiden, welche direkt aus dem Altholz treiben, so bilden sich später keine geweihartigen Auswüchse. Als Hauptvorteil sehe ich in erster Linie die Einsparung von Arbeitszeit. Durch den Kordonschnitt entfällt das Herausziehen des Holzes und das Biegen ganz, in jüngeren Anlagen zudem das Häckseln. Der Nachschnitt älterer Kordonanlagen sollte aber gehäckselt werden, da oft dicke Holzstücke anfallen, die beim Mulchen Probleme bereiten können. Das von der Maschine ausgefräste Schnittholz fällt in der Regel unter die Stöcke. Es stört beim maschinellen Stammputzen wenig, ansonsten setze ich für den Stockstreifen Herbizide ein. Als Vollablieferer in der Genossenschaft erzeuge ich überwiegend Basisqualität auf Kordon, die Spitzenqualität für unsere Premiumserien aber mit herkömmlichen Bogenschnitt und Handausdünnung, da beim Kordonschnitt viele Kurztriebe wachsen, die in Selections-Anlagen nicht gern gesehen sind.“ Weingut Dalberghof, Inhaber Dipl. Ing. agr. Bernd Schweikart, Essingen "In unserem Betrieb haben wir bisher gute Erfahrungen mit der Bogrebenerziehung gemacht. Dabei können wir auf geübte Aushilfskräfte zurückgreifen, die den Rebschnitt fachgerecht durchführen. Voraussetzung für die Einführung eines Kordonschnittes zur Nutzung maschineller Rebschnittsysteme wäre für uns die mangelhafte Verfügbarkeit geeigneter Arbeitskräfte für den traditionellen Rebschnitt. Die bisher angebotenen mechanischen Lösungen wie Entranker und Vorschneider bieten nach unserer Ansicht noch technisches Entwicklungspotential. Rationalisierungsmöglichkeiten bei anderen Arbeiten sind bei uns noch nicht ausgeschöpft. Bei Wegfall von Arbeitskräften könnten Bereiche wie Stocklaubentfernung, Drahtablage, Laubheften usw. zuerst mechanisiert werden. Solange menschliche Arbeitskraft noch finanzierbar ist, ziehen wir eine Beschäftigung von Menschen der Benutzung von Maschinen vor. Als Nachteile des Kordonschnitts sehe ich folgende Punkte:
In unserem Betrieb kann ich mir durchaus eine Landweinproduktion und Qualitätsweinproduktion auf unterschiedlichen Flächen mit verschiedenen Anbausystemen wie dem Kordonschnitt vorstellen. Grundargument dagegen ist allerdings die Tatsache, dass noch Arbeitskräfte vorhanden sind. Sollte sich die Situation dagegen weiter verschärfen, könnte ein geteiltes System eingeführt werden. Eine spezialisierte Mechanisierung in Verbindung mit qualitativem Bedienungspersonal steht im Widerspruch zur Idee einer kostenminimierten Produktion. Die Kosteneinsparung schätze ich zwar auf 50%, in Verbindung mit den auftretenden Nachteilen (siehe oben) reicht das aber bei weitem nicht aus. Meine Vision lautet: Einführung von Nichtschnittsystemen für Landwein, eingebunden in ein „low-cost-system“ für den LEH; Bogrebenerziehung für Qualitätsweinproduktion." |
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