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Streuobst – Nicht nur Äpfel pflanzen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Anbau von Obst zur Selbstversorgung spielte schon immer eine wichtige Rolle in den bäuerlichen Betrieben in Rheinland-Pfalz. Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich ein planmäßiger Marktobstbau mit dafür geeigneten Sorten. Das zeitgemäße Anbausystem war der Hochstamm, denn niedrige Baumformen auf schwach wachsenden Unterlagen waren damals noch nicht bekannt. Gepflanzt wurde in Wiesen, die in einem Gürtel um die Dörfer lagen mit Baumabständen von 10-15 m. So entstanden die landschaftsprägenden Streuobstwiesen mit doppelter Nutzungsmöglichkeit als Wiese/Weide und zur Obstproduktion. Bis in die 50-er Jahre trugen diese Bäume zur Obstversorgung entscheidend bei, danach nahm ihre Bedeutung rapide ab. Parallel zu den wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen im Lande mussten die großkronigen Obstbäume den Anforderungen der modernen Landwirtschaft und dem veränderten Verbraucherverhalten weichen. Die Flur wurde bereinigt, die Maschinen größer, die Siedlungen erweitert, und Obst wurde auf kleinkronigen Bäumen in Plantagen mit neuen Sorten angebaut. Aufgrund des Strukturwandels gehören Streuobstwiesen heute zu den gefährdeten Biotopen und erfahren wegen ihrer landschaftsprägenden und ökologischen Bedeutung besonderen Schutz und Förderung. Nach Angaben der Universität Hohenheim bieten sie in Deutschland Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie für über 3.000 Obstsorten und stellen somit ein unschätzbares Reservoir an genetischer Vielfalt dar. Zahlreiche Initiativen und Fördervereine widmen sich dem Erhalt und der Pflege dieses Kulturgutes. Mit dem Slogan „Landschaftspflege bzw. Naturschutz durch Nutzung“ verfolgt der Naturschutz eine neue Strategie. Denn man hat erkannt, dass viele Tier- und Pflanzenarten nur dann überleben können, wenn die Kulturlandschaft den Anforderungen entsprechend gepflegt wird. Im Falle von Streuobstwiesen bedeutet das mähen, schneiden, ernten und verwerten der Früchte, z. B. über naturreine Säfte, Gelees oder Branntwein. Streuobstwiesen beherbergen viele Obstarten! Streuobstwiesen bieten eine große ökologische Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Das gilt auch für die gepflanzten Obstarten. Doch schaut man einmal auf die Pflanzpläne neuerer Anlagen, dann stellt man fest, dass der Apfel absolut im Vordergrund steht. Das führt zu einer künstlichen Einengung des Artenspektrums und hat mit der ursprünglichen Absicht nicht viel zu tun. Laut Arbeitsgemeinschaft Streuobst e. V. lautet die allgemeingültige Definition: „Die Streuobstwiese ist die traditionelle Form des Obstanbaus – in Unterscheidung zur Obstplantage. Auf Streuobstwiesen stehen hochstämmige Obstbäume unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Arten und Sorten."
Alternative Sorten und Arten Geeignete Pflanzen für Streuobstwiesen müssen robust, anspruchslos und pflegeleicht sein. Darüber hinaus sollen sie einen üppigen Blütenschmuck und/oder verzehrbare Früchte bieten, wie z. B. eßbare Mandeln und Eßkastanien. Eine Bereicherung der ökologischen Vielfalt stellen auch Großsträucher dar, die sich gut in die Streuobstwiesen integrieren lassen, wie z. B. die bedornte Schlehe (Prunus spinosa), die dekorative Mispel (Mespilus germanica) oder der Holunder (Sambucus nigra). Die genannten können auch als Baum erzogen werden, sind robust und schnittverträglich und wachsen ohne Probleme auf allen Standorten. Von besonderem Zierwert ist die überreiche und regelmäßige Blüte ab März bis April, die für die Nektarbesucher eine üppige Bienenweide darstellt.
Auch bei den Süßkirschen gibt es interessante Sorten, die sehr gut geeignet sind, wie z. B.: `Lambsheimer Kurzstiel`, `Meckenheimer Frühe Rote!` oder die großkronigen Vogelkirsch-Sämlinge. Bei der Sortenauswahl sollten frühe-mittelfrühe Sorten bevorzugt werden, da sie aufgrund ihrer frühen Entwicklung und Reife meist nicht von der Kirschfruchtfliege befallen werden. Weitere heimische Pflanzen für die Streuobstwiese Die folgenden Arten sind in Weinbauklimaten und angrenzenden Regionen schon lange beheimatet und gehören dort zu den landschaftsprägenden Bäumen. Sie zeichnen sich aus durch ihren Blüten- und Fruchtschmuck, sind recht robust, anspruchslos und pflegeleicht. So bieten eßbare Mandeln nicht nur wohlschmeckende und aromatische Früchte sondern verzaubern den Garten mit einer frühen und üppigen Blütenpracht. Der intensive Duft der Kastanienblüte ist unvergleichlich, die Ernte der Früchte geht einher mit der Weinlese. Die Mispel bildet imposante, große Sträucher mit herrlichen, creme-weissen Blüten und dekorativen Früchten. In Rheinland-Pfalz stehen viele Walnussbäume, teilweise als imposante Solitärbäume in der freien Landschaft, seltener in Streuobstwiesen. Oft sind diese wunderschönen Baumdenkmäler mit Hinweistafeln versehen mit der Aufschrift „schützenswertes Baumdenkmal“. Doch was nutzt das, wenn der nächste Sturm kommt und nicht lesen kann? Sinnvoller wäre es, für jeden dieser Veteranen, mit dessen Abgang in den nächsten Jahren zu rechnen ist, mindestens 3 neue zu pflanzen! Ähnliches gilt für den Speierling, in der Literatur beschrieben als einer der schönsten Laubbäume in Deutschland. In der Region Neustadt/Meckenhein standen einst dutzende dieser einzigartigen Gehölze – heute kann man die wenigen, hochbetagten und sturmgefährdeten Bäume an wenigen Händen abzählen. Wenn wir nicht zulassen wollen, dass dieser einzigartige Baum ganz aus der Kulturlandschaft verschwindet, sollte er unbedingt bevorzugt angepflanzt werden. Weitere, für Streuobstwiesen geeignete Bäume und Sträucher
Fazit Die Anlage von Streuobstwiesen ist von großer ökologischer Bedeutung. Längst hat man erkannt, dass diese auch gepflegt werden müssen, was am sinnvollsten mit einer Nutzung einhergeht. Die Früchte können zum Teil frisch genossen oder zu besonderen regionalen Produkten veredelt werden (Brennerei, Mosterei, Küche bzw. Gastronomie). Zahlreiche Initiativen beweisen das durch innovative Verarbeitungsprodukte, die den ländlichen Raum beleben. Zur Erweiterung der ökologischen Vielfalt sollten neben Apfel und Birne auch und bevorzugt andere, regionaltypische Arten und Sorten Berücksichtigung finden. Neben den Bäumen können das auch wertvolle Sträucher sein. |
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