Near-Water-Getränke - gesunde Durstlöscher?

Stand: 10/08/2013
Wasser, Saft und Tee sind bei Jugendlichen ziemlich "uncoole" Durstlöscher. Auch Limos reichen jungen Leuten von heute nicht mehr aus, um sich zu erfrischen. Sie nehmen gerne jedes neue Getränk am Markt an, denn die Neuen löschen nicht nur den Durst. Sie versprechen noch mehr: Sie bieten Energie, Fitness, Lifestyle und Imagegewinn. Ganz unproblematisch ist das nicht, denn die Trendgetränke sind häufig süß und enthalten zum Teil Substanzen, über deren Wirksamkeit nur wenig bekannt ist.

Eine Produktgruppe dieser Trendgetränke sind die sogenannten „Near-Water-Getränke“. So bezeichnet man eine Gruppe von Getränkeerzeugnissen auf Wasserbasis, die mit Frucht- oder Kräuterzusätzen leicht aromatisiert werden.
Sie suggerieren Natürlichkeit, versprechen Fitness und sind sehr beliebt. 2012 stieg der Absatz aromatisierter Wässer um 20%.


Wasser und Zusätze

Als Wasser kommen natürliches Mineralwasser, Quell- und Tafelwasser, häufig aber auch nur normales Leitungswasser zum Einsatz.

Mehr Fitness und Vitalität versprechen Produkte mit Sauerstoffzusatz und Carnitin, die mentale Fitness soll durch Coffein, Ginseng- oder Ginkgo-Extrakte gesteigert werden. In Form bleiben kann man angeblich mit Mate-Tee-Extrakt und Apfelessigzusätzen. Für die innere Balance sollen Pflanzenextrakte wie Orangenblütenöl, Hopfen, Ingwer oder Johanniskraut sorgen. Angeblich zum Wohlbefinden tragen Pflanzenzusätze wie Zitronengras, Ingwer, Aronia oder Aloe vera bei.


Wenig Frucht, viel Aromen

Die Zusätze sind den Getränken in so geringen Konzentrationen von teilweise unter einem Prozent beigemischt, dass gesundheitlich wirksame Mengen nicht erreicht werden. Dennoch ist es grundsätzlich bedenklich, dass Stoffe mit Arznei-Charakter wie Gingko, Ginseng und Johanniskraut in Getränken zum Durstlöschen eingesetzt werden. Auch die Zusätze an Vitaminen, wie B-Vitamine, Vitamin C oder Folsäure, sind oft so hoch, dass mit einem Liter Getränk teilweise ein Vielfaches der empfohlenen Tagesdosis aufgenommen wird.

Für viele Getränke wird zwar mit Abbildungen reifer und appetitlicher Früchte oder Obstnamen geworben, doch der fruchtige Geschmack stammt nicht aus natürlichen Fruchtsäften, sondern überwiegend aus zugesetzten Aromen. So lassen sich beispielsweise erdbeertypische Aromen billig aus Mais oder Kartoffeln herstellen. Ebenfalls zur Geschmacksbildung wird Zitronensäure zugesetzt. Sie ist zusammen mit Zucker ein Zahnschmelzkiller - besonders bei Kinderzähnen.


Zucker und Kalorien

Gesüßt wird oft mit Trauben- und Fruchtzucker. Besonders der Fruchtzucker ("natürliche Fruchtsüße") hat bei Konsumenten ein gesundes Image. Er ist als Süßungsmittel für Getränke jedoch umstritten: Größere Mengen können zu Verdauungsstörungen führen und sich langfristig negativ auf den Stoffwechsel auswirken und zum Beispiel zur Entstehung einer Fettleber beitragen. Zudem wird vermutet, dass Fruchtzucker Übergewicht stärker fördert als andere Zucker.

Der Zuckergehalt der Near-Water-Getränke variiert. Gehalte entsprechend 20 Stück Würfelzucker pro Liter (zum Vergleich: Der Zuckergehalt von einem Liter Colagetränk oder Limo entspricht etwa 37 Stück Würfelzucker) und einem Kaloriengehalt zwischen 130 und 250 Kilokalorien sind keine Seltenheit. Somit sind Near-Water-Getränke alles andere als kalorienarm. Immerhin darf laut EU-Verordnung die Bezeichnung „kalorienarm“ verwendet werden, wenn das Produkt weniger als 20 Kilokalorien je 100 Milliliter enthält, also 200 Kilokalorien pro Liter. Mineralwasser pur hat null Kalorien.

Erhebungen zum Konsum von Erfrischungsgetränken stellen fest, dass insbesonde¬re Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene häufig zu zuckerhaltigen Produkten greifen, um ihren Durst zu stillen. Aber: Mit einem Liter der „Wellness-Drinks“ ist oft schon das tägliche „Zuckerkontingent“ ausgeschöpft (Annahme: Tagesenergiebedarf 2000 kcal, maximal 10 Prozent davon als Zucker), bei Kindern auch schon überschritten.


Preis und Verpackung

Insbesondere junge Leute sind bereit, für Produkte in den trendigen Bereichen Gesundheit, Fitness und Wellness mehr Geld auszugeben. Die aufgepeppten Wässer kosten zwischen 40 Cent und über zwei Euro pro Liter und sind damit deutlich teurer sind als herkömmliches Mineralwasser.
Sie sind nicht gerade umweltfreundlich, denn die Getränke werden fast ausschließlich in PET-Einwegflaschen angeboten. Pfandflaschen verschwanden leider vom Markt.


Fazit

Bei den Near-Water-Getränken wird die erhoffte Natürlichkeit durch den Einsatz von Zusatzstoffen, Aromen und Zucker ad absurdum geführt. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sind sie als Durstlöscher nicht zu empfehlen. Stattdessen kann Wasser besser selbst mit einem Spritzer Fruchtsaft oder Zitrone geschmacklich aufgewertet werden.


Quellen und weiterführende Informationen


ernaehrungsberatung@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung