Wie erhält man blumenreiche Wiesen?

Jeder Rasen kann im Verlauf der Zeit zur Blumenwiese verändert werden. Dazu sind folgende Schritte zu beachten:

a) Schnitthäufigkeit / Rasenpflege vermindern:
Bei der Umstellung von Rasen zu Wiese müssen (Stickstoff-) Düngung, Herbizideinsatz und Bewässerung unterbleiben, da beides die Entwicklung der Gräser mehr fördern würde als die der erwünschten Kräuter und Blumen.
Die Rasenschnitthäufigkeit sollte auf 4-6 mal pro Jahr reduziert werden und nach Möglichkeit sollte das Mähgut liegen bleiben, damit zum Beispiel Blühaspekte von Wiesenschaumkraut, Wiesenlöwenzahn, Gänseblümchen, Fadenehrenpreis, Rauhem Löwenzahn, Fadenklee und Kleinköpfigem Pippau erreicht werden können, wenn nach der Blüte dieser Arten gemäht wird.

b) Attraktive Wiesenkräuter in vorhandenen Rasen pflanzen:
Im Laufe der Zeit wird sich die Artenzahl durch Samenzuflug erhöhen. Dies kann durch Einsäen gekaufter oder gesammelter Sämereien beschleunigt werden. Im intensiv gepflegten, dichten Rasenwuchs hätten die Keimlinge aber wenig Überlebenschancen, deshalb wird die Fläche nach einem Schnitt mit dem Vertikutierrechen aufgerissen oder in lückigen Rasen unmittelbar nach dem Schnitt der hochaufgewachsenen Gräser gesät. Da in einem zu dichten Grasbestand die Kräuter zwar keimen, dann aber wegen Lichtmangels verkümmern, muss dort zu radikaleren Methoden gegriffen werden. Aus dem Altgrasrasbestand werden, punktuell begrenzt, die Gräser herausgerissen. Auf diese vegetationsfreie Fläche werden dann die Kräutersamen ausgesät. Die Sämereien können leicht angetreten, dürfen aber keinesfalls mit Erde abgedeckt werden. Nach einer Zwischensaat muss die betroffene Fläche 5-6 Wochen feucht gehalten werden.
- Vorsicht:
Manche der im Handel erhältlichen Samenmischungen für Blumenwiesen sind zwar billig und enthalten eine große Artenzahl, von denen jedoch viele nur einjährig sind oder landwirtschaftliche Futter- und Ölpflanzen ergeben. Teuerer, aber im Endeffekt günstiger, ist es, Saatgut einzelner geeigneter Arten zu kaufen.
Wenn die Zwischensaat in stehende Rasenflächen besonders für größere Flächen geeignet ist und wenig Arbeit macht, so wird das aufwendigere Einpflanzen erwünschter Kräuter, aber auch von Blumenzwiebeln, einen rascheren Erfolg bringen. Solche Wildkräuter werden in Staudengärtnereien angeboten. Blumenzwiebeln, wie Krokus, Schneeglöckchen, Winterling, Schneestolz, Narzisse, Scharbockskraut, Goldstern, Milchstern, Blaustern, Hasenglöckchen können auch über Kataloge bezogen werden. Sie müssen sich aber zum Verwildern eignen.


Krokusse gedeihen im beschatteten Kronenbereich von Bäumen
© DLR


c) Mähen ja, aber termingerecht
Ist nach zwei bis drei Jahren eine Wiese entstanden, die auch wegen ihrer Blütenvielfalt den Namen Blumenwiese verdient, kann diese dennoch nicht sich selbst überlassen werden. In wenigen Jahren würden die Kräuter wieder verschwinden, hartnäckige Gräser sich breit machen und dazwischen Busch- und Strauchwerk und sogar Bäume wie Birken und Ahorn aufwachsen. Ein Vorgang, wie er auch in der Natur üblich ist und in der Kulturlandschaft nur durch die pflegende Hand des Landwirtes aufgehalten wird.
Deshalb ist im Sommer, in der zweiten Hälfte des Juni, die Fläche zu mähen. Dies gelingt freilich nicht mehr mit dem herkömmlichen Motor- oder gar Hand-Rasenmäher. Jetzt muss mit der Sense, der Sichel oder einem motorgetriebenen Freischneidegerät (auch Rasentrimmer genannt) gearbeitet werden. Mit dem letztgenannten Apparat gelingt es auch, gezielt zu mähen und noch blühende Kräuter unberührt stehen zu lassen.
Das sich nach dem Schnitt dem Rasengewohnten Gartenliebhaber zeigende Bild ist zunächst erschreckend:
Die Rasennarbe liegt offen und ist voll an abgestorbenen Blättern und Stängeln. Nach 3-4 Wochen jedoch werden die dazwischen ruhenden Samen, angeregt durch das Sonnenlicht, keimen oder bisher unterdrückte Pflänzchen werden aufwachsen. Es ist sogar besonders darauf zu achten, dass nach jedem Mähvorgang der Boden zwischen den Kräuterstängeln, bzw. den Grashalmen sichtbar ist. Eine Verfilzung würde die immer wieder notwendige neue Keimung von Samen verhindern. Eine dichte Grasnarbe, wie beim Rasen gefordert, ist hier nicht erwünscht. Nur ein lockerer Gras- Kräuterbestand garantiert langfristig die gewünschte Blumenwiese.

Interessante Homepage zum Thema Rasen:
http://www.rasengesellschaft.de/


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