Peronospora, Falscher Mehltau der Rebe

Wissenschaftl. Bezeichnung:Plasmopora viticola
Art:Pilzkrankheit
Allgemeine Bedeutung:Gefährliche Pilzkrankheit, nur auf Reben, um 1878 aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt
Schadbild:Ab Mitte Mai gelbliche Flecke (Ölflecke) auf den Blättern. Nach feuchten Nächten bildet sich auf der Blattunterseite ein weißer Pilzrasen aus, der aus Sporenträgern besteht. Befallene Gescheine neigen sich nach unten und zeigen nach Nässeperioden ebenfalls einen Pilzrasen. Alle befallenen Teile färben sich später durch Absterben des Gewebes braun. Infektionen an den Trauben nach der Blüte führen zum Schrumpfen der Beeren, die sich oft blau-schwarz verfärben, wobei auch das Stielgerüst abstirbt (Symptom Lederbeeren). Infektionen um die Blüte verursachen die höchsten Ertragsverluste.
Biologie:Überwinterung in Form von derben Wintersporen im abgefallenen Reblaub. Diese Dauersporen sind im Boden bis zu 10 Jahre überlebensfähig. Wintersporen keimen bei uns gewöhnlich m Zeitraum zwischen Mitte April bis Anfang Juli bei guter Durchfeuchtung des Bodens und Temperaturen von mindestens 10° C. Dabei werden aus einem gebildeten Sporangium Schwärmsporen entlassen, die mit Regenspritzern auf die Blätter der Reben gelangen und Infektionen durch die Spaltöffnungen verursachen.
Nach dem Eindringen in das Blatt benötigt Peronospora je nach Temperatur zwischen 5 und 15 Tage Mycel- Entwicklung, bevor eine Bildung von neuen Sommersporen erfolgen kann. Die Zeit zwischen Infektion und dem Sichtbarwerden des Ölfleckes wird als Inkubationszeit bezeichnet.
Eine Eigentümlichkeit des Peronosporapilzes ist die Sporenbildung. Diese erfolgt nur nachts, bei Temperaturen ab 12°C und hoher relativer Luftfeuchte oder Vorliegen von Blattnässe. Diese Bedingungen müssen für mindestens 4 Stunden anhalten, damit sich Sporenträger ausbilden können. Je länger die feuchte Phase andauert, um so stärker wird die Sporenbildung. Lagen in Senken mit starker Taubildung und langsamem Abtrocknen am Morgen gelten daher als besonders gefährdet. Diese Bedingungen können in Wetterstationen gemessen werden und geben Hinweise auf das Infektionsrisiko. In kalten Nächten erfolgt z.B. auch bei Nässe keine Sporenbildung. Bei Auffinden von verdächtigen Flecken ohne Pilzrasen kann man einen einfachen Test durchführen: Blätter oberflächlich befeuchten und über Nacht in einem dichten Plastikbeutel halten. Sofern am nächsten Morgen auf den Blattunterseiten kein Pilzrasen vorhanden ist, handelt es sich nicht um Peronospora. Gelbliche Flecke entstehen an den Rebblättern u.a. auch durch Saugen von Zikaden oder Herbizidabtrift.
Temperaturoptimum: 22-27° C.
Bekämpfung: In der Regel sind die Infektionen aus den Wintersporen schwach und werden nicht bekämpft. Sobald es zur Bildung von Sommersporen kommt, steigt das Infektionsrisiko aber erheblich an. Peronospora ist auf Regen angewiesen. Regionen mit hohen Niederschlägen im Mai sind daher stärker gefährdet als trockenere Gebiete. Normalerweise beginnen die Routinespritzungen gegen den Pilz zwischen dem 20. und 30. Mai und werden fortgesetzt bis Anfang August. Ab Traubenschluss sind die Trauben wirtschaftlich nicht mehr gefährdet. Zuwachsende Geiztriebe erfordern jedoch einen längeren Schutz. Die Spritzabstände richten sich nach dem Blattzuwachs, Art des Fungizides und der Witterung. Bei trockenen Hochdruckwetterlagen ohne Infektionsrisiko können die Abstände verlängert werden.
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Übersicht Peronospora-Fungizide
Datenbank Pflanzenschutzmittel
Beratung: Pflanzenschutzberatung Rheinland-Pfalz
Bilder:
"Ölflecke" auf der Blattoberseite und Gescheinsbefall
"Ölflecke" und "Pilzrasen" auf der Blattunterseite
Verfärbung und gestörtes Gescheinswachstum durch Peronospora-Befall
Text und Bilder: Dr. Georg Hill, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück


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