Es gibt mittlerweile Gruppeniglus für bis zu 7 Kälber auf dem Markt. Daneben werden Großraumiglus angeboten, die sogar für 15 – 20 Kälber ausgelegt sind. Die Gruppen- oder Großraumiglus werden auf einer betonierten oder asphaltierten Fläche aufgestellt. Auf der gegenüberliegenden Seite vom Iglu befindet sich ein Futtertisch. Die Lauffläche zwischen Iglu und Futterplatz dient als Laufhof und ist mit Stroh eingestreut. Zum Entmisten werden die Kälber entweder mit Hilfe schwenkbarer Abtrennungen weggesperrt oder in einem Fressgitter fixiert. Die Bodenfläche kann dann mit dem Schlepper abgeschoben werden. Je nach den betrieblichen Gegebenheiten lässt sich die Gruppenhaltung in Kälberiglus zu einem Freiluftstall ausbauen. Bei diesem System ist der komplette Futter- und Auslaufbereich, zum Teil auch die Iglus überdacht. Das Dach ermöglicht den Kälbern trockenes Grund- und Kraftfutter anzubieten und den mit Stroh eingestreuten Laufhof vor Nässe zu schützen. Außerdem spendet es Schatten bei übermäßiger Sonneneinstrahlung. Bei dieser Haltungsform können die Kälber selbst wählen, wo sie sich aufhalten wollen. |
Bei der Aufstellung von Gruppen- oder Großraumiglus sollten einige Punkte beachtet werden: |
- Standort
Um die täglichen Arbeiten nicht unnötig zu erschweren, ist eine optimale Entfernung zu den anderen Arbeitsgebäuden wichtig. Aus hygienischen Gesichtspunkten wäre ein größerer Abstand zu den Kühen zwar wünschenswert, aus arbeitswirtschaft-lichen Gründen ist aber die Aufstellung zumindest in räumlicher Nähe zum Milch- bzw. Futterraum sinnvoll. Weiterhin sollte man sich schon bei der Planung Gedanken machen, wo der Futtermittellieferant künftig seine Ware ablädt, ohne direkten Kontakt mit den Kälbern zu bekommen. Da er durch viele Ställe kommt, ist er ein idealer Verbreiter von Krankheitserregern. Ferner sind bei der Standortwahl noch weitere Punkte besonders wichtig: Schutz vor Wind, Zugluft und vor direkter Sonneneinstrahlung. Kälber vertragen keine Zugluft. Deshalb ist darauf zu achten, dass die Iglus mit ihrer Öffnung zur windabgewandten Seite, in der Regel nach Süd-Ost, ausgerichtet sind. Entgegen der landläufigen Meinung, dass der Winter für die Gesundheit der Kälber die schwierigste Jahreszeit sei, ist vielmehr die Sommerhitze für die Tiere wesentlich belastender. Denn gegen die Hitze können sich die Jungtiere kaum wehren. Daher sollte man die Tiere im Sommer unbedingt vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Abhilfe kann hier die Beschattung durch Bäume bzw. benachbarte Gebäude oder ein eigenes Schutzdach schaffen. Weiße Iglu-Oberflächen vermindern ebenfalls das Aufheizen.
- Belegdichte
Viele Buchten für Gruppen- oder Großraumiglus sind gegenwärtig zu klein bemessen. Zwar werden laut Kälberhaltungsverordnung pro Kalb im Altersabschnitt unter 150 kg Mindestflächen von 1,5 m² und von 150 – 220 kg 1,7 m² verlangt. In der Praxis empfiehlt es sich jedoch größer zu bauen.
Für die Belegdichte einer überdachten Igluanlage ist weniger die maximale Kälberzahl pro Iglu entscheidend, die vom Hersteller angegeben wird, sondern die Gesamtgröße von Iglu und Lauffläche. Weil sich die Kälber vorwiegend im Freien aufhalten, dient das Iglu hier lediglich als Rückzugsmöglichkeit bei ungünstiger Witterung. Nur bei unüberdachten Laufflächen ist allein die Iglugröße für die Besatzdichte entscheidend, weil sich die Jungtiere nicht auf die feuchten Laufflächen legen. Die Kälber halten sich deshalb vorwiegend im Iglu auf.
Werden die Tiere mit der Zeit schwerer, lässt sich die Einstreu oft nicht mehr trocken halten, weil mehr Exkremente anfallen. Das Krankheitsrisiko erhöht sich dadurch zwangsläufig. Die Besatzdichte muss folglich durch Herausnehmen von Tieren immer wieder von Neuem angepasst werden oder aber der höhere Platzbedarf älterer Tiere wird von vornherein einkalkuliert.
- Bodenfläche
Die Laufflächen sowie der Untergrund der Iglus sollten sich gut reinigen lassen. Ein befestigter Untergrund lässt sich besser abschieben und mit dem Hochdruck-reiniger säubern. Jauche und Oberflächenwasser müssen ungestört abfließen können. Deshalb empfiehlt es sich, die Bodenfläche mit einem Gefälle von 2 – 3 % auszustatten. Außerdem sollte sich am Ende des Laufhofes eine Jaucherinne befinden, in der die anfallenden Gewässer aufgefangen werden können.
- Entmisten und Einstreuen
Bei schlechtem Wetter sollten unüberdachte Laufflächen alle zwei Tage abge-schoben werden. Sind sie überdacht, reichen auch größere Zeitabstände. Die Iglus müssen alle 3 – 6 Wochen entmistet werden. Im Winter verringert zwar eine dickere Mistmatratze die Wärmeverluste, allerdings steigt dadurch die Schadgaskonzentration in den Iglus an. Um Nässe und Kältebrücken zu vermei-den, müssen Laufflächen und Iglus mindestens zwei bis drei Mal wöchentlich eingestreut werden. Igluanlagen ohne Überdachung brauchen mehr Stroh. Um die hohen Kosten der Strohkette zu verringern, sind Trapezbleche über den Laufflächen eine sinnvolle Investition. Bereits bei der Planung der Anlage sollte ein Platz für die Lagerung von Stroh und Heu vorgesehen werden.
- Füttern und Tränken
Die Fütterung der Kälber erfolgt entweder am Auslaufgitter oder über Tränkeautomaten. Werden die Kälber mit Eimer getränkt, empfiehlt sich die Tiere nach dem Tränkevorgang noch weitere 15 Minuten zu fixieren. Auf diese Weise lässt sich gegenseitiges Besaugen vermindern. Allerdings setzt dies bei der Gruppe der Tränkekälber ein Fressgitter voraus. Weiterhin muss den Tieren ständig Wasser zur Verfügung stehen. Um auch im Winter die Wasserversorgung sicherzustellen, sollten Selbsttränken beheizbar sein. Zusätzlich müssen geeignete Vorrichtungen für die Vorlage von Heu und Kraftfutter vorhanden sein. Hier bieten sich schwenkbare Edelstahltröge an, die sich leichter reinigen lassen. In der Praxis hat sich bewährt, neben den Laufflächen auch den Futtergang und Fressplatz zu überdachen, damit Futter und Fütterungseinrichtungen vor schlechter Witterung geschützt sind und das Betreuungspersonal im Trockenen arbeiten kann. Die meisten Tränkeautomaten müssen ebenfalls wettergeschützt platziert und beheizbar sein. Allerdings gibt es inzwischen auch Geräte, die ungeschützt im Freien aufgestellt werden können (Fa. Holm & Laue).
- Hygiene
Ein großer Vorteil von Gruppen- oder Großraumiglus sind die hygienischen Vorteile, da sie leicht zu reinigen sind und im Rein-Raus-Verfahren belegt werden können. Beim Rein-Raus-Verfahren werden die Tiere innerhalb der Gruppen nicht mehr versetzt, sondern verbleiben dort während der gesamten Aufzucht. Bei dieser Aufstallungsform haben alle Kälber einer Gruppe einen ähnlichen immunologischen Status und werden nicht immer wieder durch zugestallte Tiere neu infiziert. Außerdem bildet sich innerhalb der Kälbergruppe schnell eine soziale Rang-ordnung aus, was sich positiv auf die Ruhe im Stall und auf das Tränkeverhalten auswirkt. Ein weiterer Vorteil ist, dass jedes Abteil individuell bewirtschaftet werden kann. Dies ist besonders beim Entmisten, Reinigen und Desinfizieren wichtig. Nachteilig ist allerdings der etwas höhere Platzbedarf. Iglus und Lauffläche sollten nach jedem Entmisten mit dem Hochdruckreiniger gereinigt und vor jeder Neubelegung desinfiziert werden. Weiterhin ist es günstig, wenn ein geräumtes Abteil bis zur Wiederbelegung noch mindestens eine Woche leer steht.
|
Einige Landwirte aus dem Westerwald haben bereits Erfahrungen mit Gruppen- bzw. Großraumiglus gesammelt: |
Im Betrieb Höfer aus Obergüdeln waren die Kälber bis vor zwei Jahren noch in einem Massivstall untergebracht. Da die Milchviehherde aufgestockt wurde, erhöhte sich auch die Belegdichte im Kälberstall und es kam zu gesundheitlichen Problemen bei den Jungtieren. Für die Neugestaltung des Kälberbereichs entschied sich der Betriebsleiter zum Bau einer Anlage mit zwei Großraumiglus. Hierzu wurde eine Seite des alten Kälberstalles geöffnet und mit einem Flachdach (Trapezbleche) verlängert. Die Großraumiglus stehen windgeschützt vor der offenen Seite des alten Massiv- stalles und werden teilweise von dem Trapezblechdach überdeckt.
Durch die Öffnung des Stalles haben die Kälber die Möglichkeit, im vorderen Bereich |  |
in der Sonne zu liegen, weiter hinten im Schatten oder wenn es zu windig und kalt wird, können sie sich in den geschützten Bereich der Iglus zurückziehen. Allerdings halten sich die Kälber vorwiegend in der Frischluftzone auf, da die gesamte Auslauffläche überdacht ist. |
 | Die Abteilgröße beträgt ohne Iglu (15 m²) 4 m x 7 m und ist für 10 Kälber ausgelegt. Allerdings ist dies dem Betriebsleiter inzwischen fast zu klein. Die Anlage wird deshalb nicht im Rein-Raus sondern kontinuierlich gefahren. Die zwei Kälbergruppen sind durch einen Mittelgang voneinander getrennt, von dem aus die Abteile versorgt werden. Jede Gruppenbucht ist mit einer Abrufstation ausgestattet, die von einem frostsicheren Tränkeautomat versorgt wird, der im hinteren Teil des ehemaligen Kälberstalles steht. Hier wird den Tieren auch Kraftfutter, Heu und TMR vorgelegt.
Die Kälber sind 1 – 2 Wochen alt, wenn sie aus Einzelhütten in die Gruppen-bucht kommen. Sie verbleiben dort 100 -110 Tage. Der Betriebsleiter hält es für wichtig, |
dass die Kälber nach dem Absetzen (60 Tage) noch einen weiteren Monat in der Gruppe verbleiben, damit der Absetz- und Umstallungsstress nicht zusammenfallen. |
Nach jedem Entmisten kommt eine Reinigung der Großraumiglus. Hierzu werden sie beiseite gesetzt und anschließend die Mistmatratze von Iglu und Lauffläche mit dem Frontlader entfernt. Danach werden Bodenflächen und Iglus mit dem Hochdruckreiniger gesäubert.
Der Betriebsleiter ist mit der Arbeitsbelastung zufrieden. Seit dem Bau der Iglu-Anlage sind die Kälberverluste deutlich zurückgegangen |
Für den Betrieb Schlechtriemen aus Alsenthal war die kurzfristige Anschaffung von zwei Gruppeniglus eher als Notlösung gedacht, bis ein endgültiger Freiluftstall gebaut ist. Da der Milchviehstall umgebaut wurde, stand kein Platz mehr zur Verfügung und die Kälber mussten raus. Außerdem war die Schadgasbelastung im alten Stallgebäude hoch, so dass die Kälber häufig mit Lungenentzündungen zu kämpfen hatten. Der Betriebsleiter stellte deshalb zwei Gruppeniglus zu je 7 Kälber vorübergehend auf die Siloplatte. Durch das leichte Gefälle kann Harn und Oberflächenwasser ungestört abfließen und aufgefangen werden. |  |
Der Nachteil dieser Übergangslösung ist allerdings, dass die Anlage nicht überdacht ist. Die Lauffläche muss deshalb fast täglich von Hand abgeschoben werden. Bei ungünstiger Witterung kann die Arbeit zum Teil sehr unangenehm werden. Außerdem erhitzen sich die Iglus leicht, wenn die Sonne länger scheint. Von Vorteil ist dagegen, dass die Krankheitsanfälligkeit und der Antibiotikaeinsatz spürbar zurückgegangen sind. Außerdem können die Gruppeniglus im geplanten Kälberstall weiter verwendet werden.
Die Gruppeniglus werden alle 2 – 3 Wochen entmistet. Im geplanten Freiluftstall will der Betriebsleiter die Iglus auf befahrbaren Spalten stellen, um sie besser trocken halten zu können. Ferner ist geplant, Lauf- und Futterflächen zu überdachen und das Platzangebot der Kälber deutlich auszuweiten. Vorerst will der Betriebsleiter noch am Eimertränkeverfahren festhalten. Auf das Fangfressgitter in der Bucht der Tränkekälber will er deshalb auf keinen Fall verzichten.
Die Kälber kommen in der zweiten Lebenswoche aus Einzelhütten in die Gruppen-buchten und verbleiben dort 3 – 4 Monate. Eine Verbleibedauer von 6 Monaten bei einem Besatz von 7 Kälbern pro Gruppeniglu, wie dies der Hersteller angibt, hält der Betriebsleiter nicht für machbar, weil sich die Iglus nicht mehr trocken halten lassen.
Beide Betriebsleiter beurteilen ihre Iglulösungen positiv. Neben den Außenklimabedingungen und der besseren Hygiene war ein weiteres Argument für die Anschaffung, dass sich Iglu-Anlagen kostengünstig mit viel Eigenleistung herstellen lassen. Auch unter Gesichtspunkten der Flexibilität sind Gruppen- oder Großraumiglus eine interessante Alternative. |
|