Neben der Nachpflanzung mit Pfropfreben bietet die Regeneration aus Bodentrieben eine kosten- und zeitsparende Alternative, geschädigte Stöcke zu erneuern. Bei Nachpflanzreben muss bei einer Erneuerung einer Fehlstelle inklusive dreijährigem Ertragsausfall und Arbeitszeiten mit Kosten von mind. 10 bis 15 € kalkuliert werden, bis die Jungrebe nach ca. 3 Jahren voll im Ertrag steht. Von der Handhabung bieten sich neben normalen Pfropfreben auch Hochstammreben an. Die Veredlungsstelle ist bereits am Stammdraht, es braucht kein Trieb mehr von unten hochgezogen werden. Eine gute Befestigung am Draht und Pfählchen ist bei Hochstammreben erforderlich, leider sind nicht immer die gewünschten Unterlagen-Sorten-Kombinationen erhältlich und Hochstammreben verhältnismäßig teuer. Kritisch bei Nachpflanzreben ist immer das erste Jahr. Oftmals ist Trockenheit und schlechte Pflege (starke Verunkrautung oder Herbizidschaden) ein Grund, dass Nachpflanzreben kümmern oder sogar eingehen. Kann eine Rebe aus Bodentrieben nachgezogen werden, so ist der Arbeits- und Kostenaufwand deutlich geringer. Dazu muss aber der Wurzelstock inklusive der Veredlungsstelle intakt sein und die Rebe kräftig aus der Basis ausschlagen. |
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Ursachen, die einen Neuaufbau erforderlich machen
Gründe für Rebstammerneuerung können verschieden sein: Als Hauptursache gelten starke Winterfröste mit nachhaltigen Stammschäden, die oftmals ein flächenhaftes Nachziehen neuer Stämmchen erforderlich machen. Durch Frost teilgeschädigte Stämmchen können auch nach Jahren noch absterben bzw. die Reben kümmern lange Zeit vor sich hin. Treibt die Rebe am Boden stets kräftig und an der Bogrebe kümmerlich, ist dies immer ein Kennzeichen für Schäden in Stamm. Dann sollte der Stamm genauer unter die Lupe genommen werden. Durch leichtes Anritzen der Rinde, etwa mit der Klinge der Rebschere, lassen sich teilgeschädigte Bereiche gut erkennen. Abgestorbene Bereiche unter der Rinde sind trocken und braun. Gesundes Holz ist grünweiß und blutet im Frühjahr. Beschädigte Stammsegmente fallen schon äußerlich durch geringes bzw. unterschiedlich starkes Dickenwachstum und/oder Rissbildung am Stammbereich auf. Auch Vergilbungen an den Trieben an Einzelstöcken mit insgesamt schwachem Triebwuchs deuten auf Stammschäden hin. Neben Frostschäden sind auch mechanische Schäden am Stamm ein Grund, Stöcke zu verjüngen. Besonders bei der Unterstockbodenbearbeitung entstehen Schäden durch schlecht eingestellte oder nicht zur Anlage passende Bodenbearbeitungsgeräte. Weit abstehende Stämmchen ohne Halt werden leicht Opfer der eingesetzten Technik. Der "Eisenwurm" ist besonders in älteren Anlagen mit zu enger Zeilung ein Problem. Dann werden Stämmchen häufig einseitig verletzt, was die Reben auf Dauer schwächt. Ein erneutes Hochziehen eines Stammes unter diesen Voraussetzungen bietet keine Gewähr für einen dauerhaft ungeschädigten Stamm, da mit jeder Durchfahrt die Gefahr erneut besteht. Problematisch sind Reben, die in die Gasse ragen. Unter diesen Umständen kann die Rodung jeder 2. oder 3. Zeile eine Möglichkeit darstellen, um mehr Platz zu schaffen, sofern die Anlage nicht alsbald vollständige erneuert werden soll. In jüngeren Anlagen kann auch starker Hagelschlag auch verholzte Triebe schädigen, sodass ein Stammaufbau notwendig ist. Mitunter tritt Kaninchenfraß an Stämmchen über Winter auf. Solche Reben sollten auch bei Teilschäden neu aufgebaut werden, da sich die Stammwunde nicht mehr schließen kann. |
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Ältere Reben sind durch Stammpilze bedroht
In den zurückliegenden Jahren verbreiteten sich zunehmend Holz schädigende Pilze wie Eutypa und Esca überwiegend in älteren Anlagen. Besonders qualitätsbewusste Winzer sind nicht bereit, solche Weinberge vorzeitig zu roden, da ältere Reben eine tiefe Durchwurzelung haben, die sich positiv auf die Stockharmonie und Traubenqualität auswirkt. Erkrankte Stöcke können meist mit gutem Erfolg wieder über Stockausschläge aufgebaut werden, falls frühzeitig gehandelt wird, bevor die Pilzerkrankung den gesamten Stamm erfasst hat. Unter den Holz schädigenden Pilzkrankheiten stellt besonders Esca ein Problem dar. Das äußerlich sichtbare Schadbild aus Tigerstreifenmuster an den Blättern, welkenden Trauben mit schwarzen Punktnekrosen (black measels/schwarze Masern) auf den grünen Trauben sowie das plötzliche Abwelken ganzer Bogreben oder Stöcke erscheint überwiegend im Spätsommer und ist mal stärker und mal schwächer in der Ausprägung. Symptomtragende Stöcke sollten z. B. mit Kunststoffband der markiert werden, es kann auch gleich das einjährige Holz entfernt werden, dass nur der Stamm stehen bleibt. Im Folgejahr sollte ein konsequenter Neuaufbau aus Stammtrieben erfolgen. Im Frühsommer lassen sich leicht Stammtriebe zum Neuaufbau gewinnen. Die seltener auftretende Eutypiose (Eutypa lata) ist schon zum Austrieb am gestauchten und verkümmerten Wuchsbild der Rebe erkenntlich. Sägt man einen Stamm durch, so ist totes hartes Holz ein typisches Indiz dieser Pilzkrankheit. Oft sind langjährig überlastete Bestände (Huxelrebe) stärker betroffen. Gesunde Bodentriebe sollten bei Sichtbarwerden der Krankheitssymptome hochgezogen werden. Entscheidend ist, dass die Pilze noch nicht bis zur Veredlungsstelle eingewachsen sind. Es dürfen im zurück geschnittenen Stammstunk noch keine vermorschten Stellen oder Verschwärzungen der Leitbahnen erkenntlich sein. Die Schnittwunde am Stamm kann mit einem Wundverschlussmittel abgedeckt werden, um Neuinfektionen der Wunde zu vermeiden.
Eutypiose darf nicht mit Kräuselmilbenschäden an Trieben zu verwechselt werden. Kräuselmilben treten meist flächig und in jüngeren Anlagen auf. Der Schaden wächst im Laufe der Vegetation in der Regel weitgehend aus, daher ist bei Milbenschäden kein Neuaufbau aus Bodentrieben erforderlich.
Weitere Schädigungen, die einen Neuaufbau eventuell erforderlich machen können
Zunehmend bereitet eine aggressive Form der Schwarzholzkrankheit (Brennnesseltyp) Probleme. Auch bei dieser durch eine bestimmte Zikadenart übertragenen Bakterienkrankheit stellt der Neuaufbau über Stammtriebe eine Möglichkeit dar, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Wichtig ist, alle sichtbar erkrankten Stockteile sofort auszuschneiden.
Viruserkrankungen wie Reisigkrankheit oder infektiöse Blattpanaschüre betreffen hingegen immer den gesamten Rebstock. Die Infektion verläuft unter der Erde. Überträger sind Reben schädigende Fadenwürmer (Nematoden). |
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Ein Neuaufbau ist daher nicht zielführend, da auch ein neu aufgebauter Stock bald die Symptome der Reisigkrankheit oder Panaschüre zeigt. Einzelne viruskranke Reben sollten besser durch einen Kordonarm der Nachbarreben überbrückt werden,
Nicht zuletzt ist eine Ursache für Kümmerwuchs durch unfachlichen Rebschnitt zu sehen. Große Schnittwunden oder zu hoch aufgebaute Stämmchen, oft ausgelöst durch Phomopsis an der Rutenbasis, lassen in Einzelfällen keine andere Möglichkeit als eine Stammerneuerung zu. Nicht jede Sorte ist in der Lage, genügend Stammtriebe zu bilden. Besonders Portugieser neigt zu schwacher Ausbildung von Bodentrieben. Um die Austriebsbereitschaft an der Basis zu fördern, sollte der betreffende Stock extrem kurz angeschnitten oder sogar der Stamm auf halber Höhe abgenommen werden, sodass die Rebe gezwungen wird, unter zu treiben.
Fachgerechtes Hochziehen neuer Triebe
Beim Verjüngen eines Stammes ist darauf zu achten, dass Triebe möglichst nahe am Veredlungskopf verwendet werden. Je tiefer sie stehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Neuaufbau gelingt. Immer wieder werden Rebentriebe unfachmännisch und ohne System hochgezogen, diese mehr oder weniger degenerierte Stöcke zeigen häufig ein schlechtes Wuchsbild. Schlimmstenfalls werden Unterlagentriebe aufgebunden.
Triebe zum Stammaufbau sollten möglichst stammnah und gerade aufgezogen werden. Da stammgeschädigte Stöcke in der Regel recht triebig an der Basis ausschlagen, werden die Triebe sehr markig und brechen beim Aufrichten und Anbinden leicht ab. Selbst durch sorgfältige Aufbindearbeit besteht die Gefahr, dass einzelne Triebe an ihrer Verwachsung am Altholz beschädigt wurden und nur noch halbseitig angewachsen sind. Solche Schäden sind äußerlich kaum zu erkennen. Sie können letztlich erst nach der Verholzung im Winter mittels einer Festigkeitstestung der Rute geprüft werden. Sehr starke Einzeltriebe sind ungeeignet zum Stammaufbau, daher sollte stets mehr als ein Trieb aufgebunden werden, um die Wuchskraft zu verteilen. Beim Rebschnitt werden überzählige oder schlecht angewachsene Stammruten entfernt. Sicherheitshalber können im ersten Winter auch zwei Bodentriebe zum Stammaufbau angeschnitten werden.
Weite Pflanzröhren können die aufwändige und ermüdende Bindearbeit erleichtern. Der Durchmesser sollte mindestens 10 cm betragen, damit auch mehrere kräftige Triebe gut durchwachsen können. Um den zurückgesetzten Stamm gestülpte Röhren schützen nicht nur vor Herbiziden, mechanischer Verletzung oder Hasenfraß, sie bieten auch Vorteile zur Erziehung eines aufrechten Stammes. Dazu wird der Stamm im Winter oder nach der Ausbildung von Bodentrieben großzügig über der Veredlungsstelle abgenommen. Das Rohr kann dann leicht übergestülpt werden. Die Basistriebe wachsen im Schutz des Rohres eng anliegend an der Rohrwand hoch. Es genügen kurze bzw. halbierte Rohre. Auch Getränkekartons (Verbundverpackungen mit 1,5 l Rauminhalt) sind eine brauchbare und kostengünstige Lösung. Getränkeverbundpackungen fallen oft als verwertbarer Abfall an und können gesammelt werden. Sie sind auch über den Handel in größeren Mengen - meist handelt es sich um Fehldrucke - erwerbbar.
Soll der Stamm nicht gleich abgenommen werden, etwa weil noch ein bescheidener Ertrag an Trauben zu erwarten ist, so können alternativ Pflanzröhren der Länge aufgeschnitten und quasi als Schale um den alten Rebstamm angelegt werden. Sie werden mittels eines Bindedrahtes oben und unten zusammen gebunden. Zu gleichen Zwecken können Röhren mit Reißverschlusssystem verwendet werden. Die Triebe wachsen zwischen Rohrwand und altem Stamm in den Drahtrahmen ein. Angebunden wird, sobald die Triebe verholzen. Dann sollten gleichzeitig die Röhren entfernt werden, um die Triebe etwas abzuhärten und eine Besiedlung durch Pilze auf dem Holz (z. B. Botrytis) im feuchtwarmen Klima in der Röhre zu verhindern. Lediglich bei drohendem Kaninchen- oder Rehfraß können die Röhren auch über Winter belassen werden. Der alte, geschädigte Stamm sollte spätestens beim Rebschnitt wenige Zentimeter über dem Triebansatz entfernt werden. Um die Ausbreitung von Stamm schädigenden Pilzen zu unterbinden, sollten abgenommene Stämme verbrannt werden. Der nachgezogene Stammtrieb kann schon als Bogrebe angeschnitten werden und liefert bereits im Folgejahr Ertrag. |
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