Kommerzieller Tafeltraubenanbau in Deutschland

Der kommerzielle Tafeltraubenanbau in Deutschland steckt noch in den Kinderschuhen, denn bis vor kurzem standen rechtliche Beschränkungen entgegen und es waren nur wenig geeigneten Sorten verfügbar. Beides hat sich mittlerweile geändert.

Welche rechtlichen Bestimmungen sind zu beachten?

Mit in Kraft treten der neuen Regelung (VO 1493/99 und VO 1227/00) unterliegen Tafeltrauben nicht mehr der gemeinsamen Weinmarktordnung. Für Tafeltrauben-Neuanlagen werden damit keine Pflanzrechte mehr benötigt und die vorgesehenen Flächen müssen nicht innerhalb des weinbauwürdigen Geländes liegen. Weiter ist die Erzeugung nicht durch Vermarktungskontingente beschränkt, d. h. einen Hektarhöchstertrag wie bei Keltertraubensorten gibt es für Tafeltrauben nicht, ebenso entfällt die Erntemeldung. Beihilfen, wie etwa Zuschüsse zur Umstrukturierung werden für Tafeltraubenflächen nicht gewährt.
Verschiedene Rebveredler bieten geeignete Sorten an, die unter die Kategorie Zier- oder Tafeltraubenreben fallen, also keine klassischen Keltertrauben sind. Tafeltrauben werden in erster Linie als saisonales Frischobst vermarktet, die Lagerfähigkeit ist im Kühlhaus recht begrenzt. Zudem ist die Traubensaftbereitung möglich. Die Bereitung von Wein oder Weinbrand ist unzulässig. Lediglich die Bereitung von Traubenbrand aus eingemaischten ganzen Trauben oder Beeren ist möglich, um unverkäufliche Restmengen zu verwerten. Eine Meldung der Anpflanzung ist nicht mehr erforderlich, daher gibt es auch keine offizielle Statistik der Anbauflächen.
Ungeachtet dessen können wie bisher Frischtrauben von Keltertraubensorten wie zum Beispiel Regent, Dornfelder, Silvaner, Portugieser oder Trollinger als Schnitttrauben vermarktet werden. Diese müssen aus genehmigten, in der Weinbaukartei geführten Anlagen stammen und belasten das Vermarktungskontingent.


Welche Perspektiven tun sich auf?

Tafeltrauben zählen vom Marktvolumen neben Äpfel, Bananen und Zitrusfrüchten zu den wichtigsten Obstarten weltweit. Deutschland importiert jährlich etwa 360 000 Tonnen an Tafeltrauben über das ganze Jahr, wobei der Löwenanteil mit über 70 % zwischen August und Oktober liegt. Die wichtigsten Lieferländer sind die Mittelmeerländer, insbesondere Italien, Griechenland, Türkei und Spanien. Außerhalb der europäischen Reifeperiode werden von März bis Mai verstärkt Tafeltrauben aus den Überseeländern Südafrika und Chile importiert, so dass Importware quasi das ganze Jahr über zur Verfügung steht.
Die international gehandelte Ware beschränkt sich auf relativ wenige Marktsorten, die in großem Stil angebaut werden wie Regina, Italia, Thompson Seedless, Cardinal, Sultana, Viktoria und andere. Diese Sorten sind in der Regel kernlos und großbeerig, mit relativ fester Beerenhaut und Beerenfleisch. Sie werden meist intensiv mit Pflanzenschutzmitteln sowie Wachstumsregulatoren behandelt, daher kommt es bei Importtrauben immer wieder zu erhöhten Rückständen.

Der Tafeltraubenmarkt bildet also ein beachtliches Marktpotential und wurde bisher von regionalen Erzeugern praktisch nicht bedient. Da einheimische Tafeltrauben gewisse Vorzüge bieten, die vom Ausland zumindest bisher nicht erfüllt werden können, kann der Markt sicherlich durch einheimische Trauben ergänzt werden. Dazu zählt ein reduzierter Pflanzenschutzaufwand durch Pflanzung pilztoleranter Sorten, kürzere Transportwege und erntefrische Früchte. Außerdem steht ein größeres Sortenspektrum mit unterschiedlichen Geschmacksprofilen und Variationen in Beerenform und Farbe zur Verfügung. Es ist keine Massenware, der Konsument kann sich im Idealfall seine Traubensorte individuell auswählen. Eine zu starke Differenzierung kann jedoch auch negativ sein, wann die Einzelpartien zu gering ausfallen.

Welche Beschaffenheit erwartet der Konsument?

Natürlich müssen die einheimischen Tafeltrauben auch den Kundenwünschen anspruchsvoller Verbraucher genügen, um einen Markt- und damit auch einen angemessenen zu erzielen. Wie eine Verbraucherumfrage seitens des DLR Rheinpfalz bestätigte, werden im allgemeinen folgende Wünschvorstellungen an Tafeltrauben gestellt:

  • Lockeres Stielgerüst, keine kompakt sitzenden Beeren
  • Keine Flecken, Schmutz oder starke Pigmentierung auf der Beerenoberfläche
  • Beim Abzupfen der Beeren sollte das Beerenstielchen nicht an der Beere verbleiben, Beeren sollten nur leicht am Stiel haften und ohne Saftaustritt zu entnehmen sein
  • Knackig festes Fruchtfleisch, saftig aber nicht gallertartig oder weich
  • Keine zähe Beerenhaut, aber platzfest
  • Neutrales bis leicht aromatisches Fruchtaroma (Muskatnote), aber nicht überparfümiert oder fremdartig (so genannter Foxton (nasses Fuchsfell). Hybridnote, in leichter Ausprägung auch Erdbeer- oder Himbeeraroma bezeichnet), dies wird oft toleriert oder ist sogar von manchen Kunden gesucht.
  • Mild in der Säure und ausgewogen in der Süße (ca. 70 ° Oe), kleinbeerige Sorten wie z. B. Nero werden auch gerne süßer akzeptiert
  • Die Trauben müssen im optimalen Reifezustand geerntet werden, denn unreife Trauben reifen kaum nach und hinterlassen einen faden Geschmackseindruck, überreife Trauben verderben sehr schnell
  • Die Beerenfarben hellgelb, leuchtend rot oder blau werden allgemein bevorzugt, grün oder rötlich-scheckig wird häufig mit Unreife in Verbindung gebracht
  • Mittelgroße und gleichmäßig geformte Trauben mit großen Beeren werden bevorzugt
  • Der ästhetische Eindruck spielt eine wichtige Rolle, die Traube sollte optisch frisch und prall wirken, also keine Anzeichen von Welke am Stielgerüst und den Beeren haben
  • Sie dürfen keine Druckstellen, Schadstellen, anomaler Feuchtigkeit oder aufgeplatzter Beeren aufweisen, Trauben mit derartigen Schäden erfüllen nicht die Mindesteigenschaften
  • Möglichst kernlose Beeren. Kleine weichere Kerne, die beim Essen nicht stören, werden allgemein als nicht nachteilig empfunden, harte und feste Kerne, die sich in den Zähnen festsetzen, sind ungeeignet.
  • Ab Ende August bis Anfang Oktober besteht die größte Bereitschaft potentieller Kunden, frische Trauben nachzufragen, das deckt sich mit dem Angebotszeitraum der nördlichen Hemisphäre

Welche Tafeltraubensorten stehen aufgeschlossenen Anbauern zur Verfügung?

Einige Vermehrungsbetriebe für Pflanzreben haben sich mittlerweile auf die Vermarktung von Tafeltraubenpflanzgut spezialisiert und bieten verschiedene Sorten an, die größtenteils sortenrechtlich geschützt sind, also somit nur in Lizenz des Züchters weitervermehrt werden dürfen. Pflanzgut ist oftmals nur dort erhältlich, und die Stückzahlen sind begrenzt, so dass unbedingt zwei Jahre im Voraus vorbestellt werden muss. Die meisten aufgeführten Sorten sind tolerant gegen Echten und Falschen Mehltau (Ausnahme gilt für kernlose Sorten, die generell anfälliger sind), was aber nicht bedeutet, dass auf Spritzungen verzichtet werden kann. Sie haben sich nach bisherigen Erkenntnissen sowohl im Anbau als auch aus Sicht der Produktqualität bewährt und sind geschmacklich den Schnitttrauben von Keltertraubensorten überlegen.
Die Auflistung stellt lediglich eine Auswahl dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die angegebenen Sorten werden bereits in größerer Zahl veredelt, neue Sorten werden weiterhin getestet und können das Sortiment ergänzen oder teilweise ersetzten. Dies bestätigen auch Verkostungen, die am DLR Rheinpfalz durchgeführt worden sind.
Die Erträge sind mittel bis hoch, so dass bei Vollertrag mit einer Erntemenge von 4 bis 8 Kilogramm/Stock gerechnet werden kann.

Beschreibung robuster Tafeltraubensorten

Blaue Sorten

Nero
© DLR


Muskat bleu
© DLR


Georg
© DLR




Hellschalige Sorten

Fanny
© DLR


Birstaler Muskat
© DLR


Palatina
© DLR


Sophie
© DLR


Franziska
© DLR


Angela
© DLR


Kernlose Tafeltraubensorten

Primus
© DLR


Flame Seedless
© DLR


Artemis
© DLR


Millennium
© DLR


Vanessa (Himbeeraroma)
© DLR



Im Garten- und Versandhandel befindet sich eine Vielzahl von Sorten, die nur bedingt für den Erwerbsanbau empfohlen werden können. Sorten mit deutlich wahrnehmbaren Foxton oder Amerikanergeschmack, teils auch als Tessineraroma umschrieben, befriedigen geschmacklich nicht. Als Sorten mit deutlichem Foxgeschmack wären Boskoop Glory, Isabella, Muskat New York und Alda Muskat zu nennen, die haben zudem eine säuerliche und zähe Beerenschale. Ihr Vorteil ist die hohe Robustheit, die Spritzungen gegen Pilzkrankheiten erübrigen. Sie haben trotz hoher Pilzresistenz nur Liebhaberwert für den Hausgarten. Allenfalls als fruchtiges Gelee oder Saft ist eine Verwertung im Haushalt akzeptabel. In den USA und Kanada werden diese Sorten aber auch für den Handel angebaut, da der Foxton dort gesucht oder zumindest akzeptiert ist. Die kernlosen Sorten Vanessa, New York seedless und Himrod sind nicht so penetrant durch den Foxgeschmack, aber traubenuntypisch fruchtig aber im Geschmack (Himbeeraroma). Einige sehr frühe Sorten sind für Tafeltrauben zu kleinbeerig und ertragsschwach oder neigen zu Kompaktheit und Botrytis. Gerade für Frühsorten (Seneca, Primavera) müssen Kompromisse eingegangen werden, da sich frühe Reife mit großen festen Beeren und eine ausreichende Haltbarkeit schlecht kombinieren lassen. Sowohl eine zu weiche Beerenschale als auch eine zähe Beerenhaut sind eigentlich K.O.-Kriterien für Handelsware.

Pflanzguterzeuger für Tafeltraubenreben (s.u.)

Welche Anbauerfahrungen liegen bisher vor?

ØKlima, Lage, Boden

Trotz der relativen Robustheit sind auch Tafeltraubenreben, wie alle Sorten der Kulturrebe Vitis Vinifera, Kinder der Sonne und erfordern eine fachgerechte Pflege und Kulturführung. In klimatisch günstigen Gegenden genügt ihnen eine mittlere Lage. Durch die im Vergleich zu Keltertrauben oftmals frühere Reife kann auch noch in ungünstigen Jahren mit einer genügenden Ausreife gerechnet werden. Auf Standorten, die weit außerhalb der Weinbaugebiete liegen, sollten jedoch nur frühreife Sorten zur Anpflanzung kommen. Dort ist besonders der kleinklimatische Lageneinfluss entscheidend, ob der Anbau gelingt. Kaltluftsenken und Standorte, die nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, kommen auf Grund erhöhter Spätfrostgefährdung und mangelnder Ausreife nicht in Betracht. Generell gilt, je nördlicher der Standort liegt, umso höher ist der Lagenanspruch zu werten. Am günstigsten sind nach Südwesten ausgerichtete Hanglagen. In Höhenlagen über 500 Meter wird man sich auf Hausreben an der Südwand beschränken, ein kommerzieller Anbau scheidet daher in der Regel aus.
Windoffene Lagen sollten nach Möglichkeit gemieden werden, da viele Sorten sehr blüteempfindlich sind und dann verieseln. Abhilfe kann eine Windschutzhecke schaffen, etwa eine Spalierobstreihe, die früh belaubt ist. Auf Standorten in direkter Waldnähe kann der Vogel- und Wildfraß sehr stark sein, wenn die Trauben nicht entsprechend geschützt werden.
Vom Boden sind die Ansprüche weniger hoch zu, staunasse Böden müssen aber auf alle Fälle gemieden werden. Der Boden sollte locker, genügend humushaltig und leicht bis mittelschwer sein. Sandige Lehmböden oder Lehmböden sind gut geeignet. Tonböden erwärmen sich schlechter, halten dagegen im Sommer mehr Wasser. Jedoch ist die Chlorosegefahr hoch. Auf sehr trockenen Standorten hat sich eine Tröpfchenbewässerung bewährt. Sofern Trockenstress herrscht, ist eine Reifeverfrühung von bis zu einer Woche durch eine Zusatzberegnung möglich, zudem werden die Erträge und Beerengrüßen gesteigert.

Ø Pflanzabstände und Erziehung

Um eine gute Belichtung bei hohen Laubwänden sicher zu stellen, hat sich eine Zeilenbreite um die 2,50 m bewährt. Obstbaubetriebe werden aus Gründen der vorhandenen Mechanisierung eher breitere Zeilen wählen als Weinbaubetriebe, das Minimum sollte aber bei 2 m liegen, um die Trauben bei Durchfahrten nicht zu beschädigen. Da eine luftige Erziehung der Traubenqualität zugutekommt sollte der Stockabstand nicht zu eng gewählt werden. Bewährt haben sich 1,20 bis 1,50 m. Die Unterstützungsanlage sollte leicht zu erstellen, dauerhaft und möglichst wartungsfrei sein. Allgemein bewährt haben sich verzinkten Metallpfählen und Zink-Aluminium-Draht. Zwei bis drei Heftstationen sind erforderlich, die als Einfach- oder Doppeldraht geführt werden. Da die Internodien sehr weit sind, hängen die Trauben bei der Flachbogenformierung weniger dicht aufeinander als bei der Halbbogenformierung. Dies kommt vor allem dem vorbeugenden Botrytisschutz zugute. Der Biegedraht sollte nicht zu tief geführt werden, um Verschmutzungen durch Erde und Fraßschäden von Feldhasen (insbesondere bei der Sorte Birstaler Muskat!) an Trauben vorzubeugen. Anzustreben sind Stammhöhen von 80 cm bis 1 m.
Die Pflanzung erfolgt in der Regel von April bis Anfang Juni. Der Pfropfkopf sollte knapp über dem Boden stehen. Eine ebenerdige Pflanzung bietet sich an, wenn mit tiefen Winterfrösten zu rechnen ist. Dann müssen aber regelmäßig sich bildende Edelreiswurzeln entfernt werden. Nach Austrieb (Mai bis Juni) ist die Jungrebe bis auf einen Haupttrieb auszubrechen, der am Pflanzpfahl fortlaufend aufgebunden wird und den späteren Rebstamm bildet. Im Pflanzjahr sind die jungen Triebe unbedingt vor Fraßschäden durch Hasen zu schützen. Bewährt haben sich spezielle Pflanzhüllen oder eine Umzäunung der Anlage mit Maschendraht, wobei dieser bodenerdig abschließen muss. Im ersten Winter werden die Reben auf die vorgesehene Stammhöhe zurückgeschnitten, nach dem Austrieb sollten zwei bis fünf Triebe belassen werden. Zur Kräftigung der Rebe sollten vorhandene Trauben bis auf eine je Trieb entfernt werden. Ab dem zweiten Jahr nach der Pflanzung erfolgt der Anschnitt von Fruchtruten.
Der Anschnitt einer Bogrebe reicht in aller Regel für das optimale Ertragsniveau aus, überlastete Reben werden anfälliger und bringen deutlich schwächer ausgereifte Qualtäten. Um ausreichend belichtete, reife und gut ausgefärbte Trauben zu erzeugen, sollten keinesfalls Bogreben übereinander gebogen (gegertet) werden. Sondererziehungsformen wie Lyra, Hochkrone oder Pergel haben sich teilweise im Ausland durchgesetzt, um leichter ernten zu können und die Belichtung bei bestmöglicher Standraumausnutzung zu fördern. Sie erfordern aber einen höheren Aufwand für Schnittmaßnahmen, bei der Anlagenerstellung und erschweren die Mechanisierung. So ist eine maschinelle Ernte etwa für Saft kaum möglich und bei nicht ausreichend dimensionierten Pfählen kann die Zeile bei Windlast kippen.

Ø Düngung und Bodenpflege

Insbesondere auf Standorten, die bisher ackerbaulich genutzt wurden, sollte eine Bodenuntersuchung durchgeführt werden, um einen eventuellen Grundbedarf an Phospat, Kalium oder Magnesium über eine Vorratsdüngung zu decken, dabei sollte auch der Humusgehalt erfasst werden. Falls eine notwendige Vorratsdüngung vor der Pflanzung durchgeführt wird, ist unbedingt auf eine frühzeitige und gute Verteilung der Düngergaben zu achten, da besonders Kalisalze in erhöhter Konzentration im Wurzelbereich der Jungrebe zu Schädigungen führen. Durch eine Düngung im darauf folgenden Winter oder Frühjahr nach der Pflanzung wird dem vorgebeugt. Eine Stickstoffgabe wird im Pflanzjahr auf humushaltigen Böden in der Regel nicht erforderlich sein. Ab Ertragsbeginn ist eine harmonische Düngung notwendig, die sich an den Entzugszahlen orientiert, um eine ausreichende Nährstoffversorgung sicher zu stellen. Die Entzugswerte sind mit Keltertrauben- oder Beerenobstanlagen vergleichbar. Richtwerte der jährlichen Erhaltungsdüngung: Stickstoff 30-70 kg N/ha, Phosphat 20-30 kg P2O5/ha, Kali 50-80 kg K2O/ha, Magnesium 20-30 kg MgO/ha, bei einer hohen Versorgungsstufe mit Phosphat und Kali sollte die Düngung dieser Einzelnährstoffe entsprechend reduziert werden. Vor einer Überdüngung mit Stickstoff muss gewarnt werden, da die Pilzanfälligkeit und Verrieselungsneigung zunimmt. Zudem sind die Vorgaben der Düngeverordnung und zu beachten und zu dokumentieren.
Die Bodenreaktion sollte im leicht sauren bis leicht alkalischen Bereich (pH 6,0 bis 7,2) liegen, saure Böden sollten aufgekalkt werden. Da die meisten Sorten bisher kaum Chlorose-Erscheinungen aufzeigen, können bei geeigneter Unterlagenwahl (125 AA, SO4, Binova) auch kalkhaltige Böden in Frage kommen.
Eine Begrünung sollte zumindest in jeder 2. Gasse ab dem 2. oder 3. Standjahr erfolgen. Sie bietet die Vorzüge der Befahrbarkeit und Begehbarkeit bei feuchtem Bodenzustand, was insbesondere bei der Ernte von großem Vorteil ist. Außerdem bietet sie Erosionsschutz und schützt vor Stickstoffauswaschungen über Winter, bei trockener Witterung lagert sich feiner Bodenstaub auf die Trauben, wenn eine Bearbeitung oder Windaufwirbelung erfolgt. Der Unterstockbereich sollte vor Bewuchs weitgehend freigehalten werden, um ein Einwachsen von Unkräutern in die Traubenzone zu vermeiden. Eine zu üppige Begrünung ist sehr wasser- und nährstoffzehrend und kann die Reben nachhaltig in ihrer Entwicklung hemmen, durch ein geschicktes Begrünungsmanagement kann die Wüchsigkeit des Bestandes reguliert werden.


Ø Stockarbeiten

Die Stockarbeiten unterscheiden sich nicht sehr wesentlich vom Keltertraubenanbau. Der Wuchs der Tafeltraubensorten ist meist aufrecht, doch das Rankverhalten ist nicht sonderlich ausgeprägt, so dass eventuell mehrere Heftdurchgänge erforderlich sind. Kurz- und Kümmertriebe sollten frühzeitig entfernt werden, ebenso schlecht verblühte, beschädigte oder zu kleine Trauben. Eine Ausdünnung in Junganlagen bei hohem Behang ist erforderlich, um die Stöcke vor Überlastungserscheinungen zu schützen und eine ausreichende Traubenqualität zu sichern. Bei langjähriger Ertragsüberlastung können die Stöcke so geschwächt werden, dass sie daran eingehen.
Von der reinen Ertragsregulierung abgesehen, ist das Ziel der Ausdünnung weniger die Reifebeschleunigung, wie dies bei Keltertraubensorten Sinn macht. Es zielt vielmehr auf das Entfernen von Trauben ab, die auf Grund ihrer Form, Größe oder Beschädigung einen schlechteren Marktwert haben. Sehr große Trauben können vorsichtig halbiert oder entschultert werden. Durch die Lockerbeerigkeit ist ein Abdrücken einzelner Beeren nicht zu befürchten, die Trauben sind oftmals zu locker als zu dicht.
Die Trauben dürfen durchaus einen Entwicklungsunterschied vorweisen, da die Ernte gestaffelt vorgenommen wird und die Sorte damit länger verfügbar ist. Trauben, die in den Heftdraht einzuwachsen drohen, sollten frühzeitig freigehängt werden. Dafür ist oft ein separater Arbeitsdurchgang erforderlich. Am besten entwickeln sich die Trauben, die relativ frei hängen. Vor zu starker Entblätterung in der Traubenzone ist insbesondere bei gelbschaligen Sorten Abstand zu nehmen. Die Tendenz zu Sonnenbrandschäden ist zwar bei vielen Sorten nicht sehr ausgeprägt, doch kann leichter Hagelschlag oder Starkregen zu Schädigungen führen. Außerdem entstehen bei manchen hellschaligen Sorten unter direkter Sonneneinstrahlung während der Reife unschöne Bräunungen auf der Beerenhaut. Darum sollten die äußeren Blätter möglichst belassen werden und nur vergilbtes Laub aus dem Stockinneren entfernt werden. Trauben für Dekorationszwecke in Premiumqualität werden im Ausland vor Reifebeginn in dünne Gazebeuteln (auch als Organzabeutel im Handel erhältlich) gehüllt, um sie vor direkter Sonneneinstrahlung und Fraßschäden zu schützen.


Ø Krankheiten und Schädlinge

Da auf züchterischem Wege eine hohe Toleranz gegen den Echten und Falschen Mehltau erreicht wurde und Botrytis durch die Lockerbeerigkeit und Anbautechnik gut in Griff gehalten werden kann, ist die Fungizidbehandlung weniger intensiv als bei anfälligen Keltertraubensorten. Ein vollkommener Verzicht auf Fungizide wird mit hohem Ertrags- und vor allem Qualitätsrisiko erkauft und kann daher nicht empfohlen werden. Eventuelle Probleme können tierische Schädlinge wie der Traubenwickler, Zikaden oder Schadmilben darstellen, und eine Bekämpfung notwendig machen. Es dürfen jedoch nur Mittel eingesetzt werden, die eine Zulassung oder Genehmigung für die Kultur “Tafeltrauben” haben. So sind die im Weinbau weit verbreiteten Mittel mit dem Wirkstoff Folpet bei Tafeltrauben nicht zugelassen. Eine gewisse Rolle können auch Austriebschädlinge wie Kräuselmilben oder Rhombenspanner spielen. Durch die Ansiedlung von Raubmilben über Gipfellaub oder Schnittholz aus gut besetzten Anlagen werden Schadmilben auf natürliche Weise im Zaum gehalten.. Eine ökologisch orientierte Produktion ist ohne erhöhtes Ausfallrisiko möglich.
Die Abdeckung mit Netzen gegen Wespen- und Vogelfraß kann jedoch erforderlich sein. Weitere Schutzvorrichtungen wie Hagelnetze oder gar Überdachungen, wie diese bereits im Süßkirschenanbau schon erfolgreich eingesetzt werden, sind trotz des hohen Investitionsaufwandes auch im Tafeltraubenanbau eine Möglichkeit der Ertragssicherung gegen Hagel, Starkregen oder starkem Fraß durch Vögel.


Ø Ernte

Die Ernte stellt die Hauptarbeitsspitze bei der Tafeltraubenproduktion dar. Sie muss sehr schonend von Hand erfolgen und sollte je nach Sorte mehrere Durchgänge umfassen. Es werden immer nur die Trauben geerntet, die einen optimalen Reifezustand aufweisen. Angefaulte oder beschädigte Trauben oder Traubenteile sollten gleich verworfen werden.
Die meisten Sorten sind etwa 2 bis 3 Wochen beerntbar, Frühsorten werden relativ schnell überreif und sind im Kühllager nicht lange haltbar. Die Beeren nicht verletzt oder gequetscht werden, am besten schneidet man die Trauben in flache Kisten, die gestapelt werden können. Eine Einlagerung im Kühlhaus verlängert den Vermarktungszeitraum um einige Tage oder kann die Ernte entzerren. Die Ernte sollte frühmorgens erfolgen um Kühlenergie zu sparen und die Trauben möglichst frisch zum Abnehmer liefern zu können.


Fazit:

Obwohl in den Rebsortimenten der staatlichen Versuchsanstalten seit etlichen Jahrzehnten eine Sichtung verschiedener Tafeltraubensorten erfolgte, besteht in den Bereichen Bewässerung, Erziehung, Pflanzenschutz, Ernteverfahren und Lagerung noch erheblicher Forschungsbedarf. Es wurden schwerpunktmäßig Untersuchungen zu Qualitätsoptimierung (Anbautechnik, Pflanzenschutz und Sortenverkostungen) sowie zur Lagerhaltung angestellt. In Tagungen, Tage der offenen Tür, Begehungen und Veröffentlichungen werden interessierte Erzeuger (und Verbraucher) über die gewonnenen Versuchsergebnisse informiert.
Für Neueinsteiger gilt vorerst: Möglichst verschiedene Sorten mit unterschiedlichem Reifezeitpunkt in kleinerem Rahmen anpflanzen und diese den Absatzmöglichkeiten entsprechend erweitern. Wer schon in die Direktvermarktung mit Wein oder sonstigen landwirtschaftlichen Produkten eingestiegen ist, hat mit Tafeltrauben ein sehr gutes Ergänzungsprodukt. Ansonsten müssen Absatzwege erst erschlossen werden.
Für Winzer gilt: Das Handling bei der Ernte, beim Verpacken und Verwiegen in verkaufsfähige Mengen erfordert eine gewisse Sorgfalt und Sachkenntnis. Vor allem der zusätzliche Zeitaufwand, der oft parallel zur Weinlese erbracht werden muss, erfordert viele tatkräftige Hände. Wo diese nicht verfügbar sind, ist eher von einem Einstieg abzuraten. Quasi nebenbei kann die Kultur nicht laufen, dazu sind die Ansprüche an das Produkt bzw. die Kundenerwartungen zu hoch. Eine Möglichkeit besteht aber bei der Erzeugung von Traubensäften oder Traubenbränden, da hier maschinell geerntet werden kann.


Pflanzguterzeuger für Tafeltraubenreben

(Auswahl einiger spezialisierter Betriebe, kein Anspruch auf Vollständigkeit)


Rebschule Volker Freytag
Theodor-Heuss-Str. 78
66435 Neustadt an der Weinstraße
Ortsteil Lachen-Speyerdorf/ Pfalz
Tel. 06327 2143
www.rebschule-freytag.de

Rebschule Michael Kimmig
Grünstadter Str. 4
67127 Obersülzen/ Pfalz
Tel. 06359-919130

Rebschule Martin
Ulrich Martin
67599 Gundheim
Tel. 06244-803
E-Mail post@rebschule-martin.de
www.rebschule-martin.de

Rebschule Hans Schmidt
Marktbreiter Str. 30
97342 Obernbreit/ Franken
Tel. 09332-3452
www.rebschule-schmidt.de


Rebschule Steinmann
Ochsenfurter Straße
97286 Sommerhausen/ Franken
Tel. 09333-225
www.reben.de

Rebschule Jörg Wolf
Alter Dürkheimer Weg 7
67098 Bad Dürkheim
Ortsteil Ungstein/ Pfalz
Tel. 06322/63237
www.wolfs-reben.de


Schweiz:

Auer, Martin CH-8215 Hallau Tel: 052 681 26 27
Indermauer, Felix CH-9442 Berneck Tel: 071 744 51 10
Keller, Albert, CH-8451Kleinadelfingen Tel: 052 317 38 67
Krebs, Sirnon CH-2514 Ligerz Tel: 032 315 20 74
Löw, Fredi CH-4463 Buu Tel: 061 841 24 23
Meier, Andreas CH-5303 Würenlingen Tel: 056 297 10 00



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