MSC- und ASC-Siegel – Fisch aus umweltschonender Fischerei

Berichte von überfischten Beständen in den Weltmeeren verunsichern Verbraucher und es stellt sich die Frage, ob die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), ein bis zwei Fischmahlzeiten in der Woche zu verzehren, noch angebracht ist. Glücklicherweise sind jedoch nicht alle Fischbestände und die Bestände in allen Regionen gleichermaßen gefährdet. Durch bewusste Auswahl des Seefischs können Verbraucher sowohl einen Beitrag zu einer umweltschonenden und bestandserhaltenden Fischerei leisten als auch weiterhin Fisch als Quelle für leichtverdauliches Eiweiß und wichtige Fettsäuren und Jod genießen.

Die Kennzeichnung von Fisch durch das blaue Siegel des Marine Stewardship Council (MSC) macht es leicht, Produkte aus ressourcenschonender, umweltfreundlicher Fischerei zu erkennen. International tragen mehr als 27 000 Produkte das MSC-Fischsiegel. Auch in Deutschland sind zertifizierte 5500 Fischprodukte als Frischfisch oder Tiefkühl-Fisch erhältlich.


Wer steckt hinter dem MSC-Siegel?

Ausgerechnet der weltweit operierende Nahrungsmittelkonzern und größte Käufer von gefrorenem Seefisch, Unilever, ist nach dem Zusammenbruch der Kabeljau-Fischerei der Neufundlandbank zusammen mit dem Naturschutzorganisation WWF (Worl Wide Fund of Nature) 1997 initiativ geworden und hat den Marine Stewardship Council (MSC) gegründet. Ziel war es, dem Verbraucher ein Instrument an die Hand zu geben, mit dessen Hilfe er leicht Produkte aus verantwortungsbewusster und nachhaltig arbeitender Fischerei erkennen kann. Wenn es die Politik nicht schaffe, wirkungsvolle Regeln für das Befischen der Meere durchzusetzen, dann solle die Macht des Verbrauchers nutzbar gemacht werden, so die Intention. Voraussetzung muss allerdings auch ein entsprechendes Angebot auf dem Markt sein, das heißt, Fischereien, deren Fischfang als bestandserhaltend, umweltfreundlich und sozialverträglich eingestuft werden kann.


Die Zertifizierung

Auf der Grundlage von Leitzielen der FAO (Welternährungsorganisation) entwickelten daraufhin Wissenschaftler, Fischereivertreter sowie Umweltorganisationen aus allen Regionen der Welt ein Regelwerk für eine nachhaltige und gut gemanagte Fischerei. Fischereien, die nach diesen Prinzipien arbeiten, können sich auf freiwilliger Basis von einem unabhängigen Zertifizierungsunternehmen überprüfen lassen. Der MSC selbst prüft nicht, sondern vergibt auf Empfehlung der Zertifizierer das begehrte Logo: ein stilisierter Fisch auf blauem Oval mit der Umschrift Marine Stewardship Council. Das Logo darf anschließend fünf Jahre genutzt werden. Produkte, die auf Fänge von diesen Betrieben zurückgehen, dürfen das MSC-Siegel tragen. Die zertifizierten Fischerei-Betriebe werden jährlich überprüft. Nach fünf Jahren müssen sie sich erneut dem Beurteilungs-Prozess stellen. Um Interessenkollisionen auszuschließen, ist der MSC seit 1999 eine von den Gründern unabhängige Non-Profit Organisation.

Drei Prinzipien werden überprüft:
  1. Zustand der Fischbestände:
    Die Fischerei muss so durchgeführt werden, dass es zu keiner Überfischung oder Erschöpfung der Fischbestände kommt. Ist eine Fischpopulation erschöpft, muss in diesem Gebiet der Fischfang so gestaltet werden, dass eine Erholung der Bestände nachweislich möglich ist.
  2. Die Auswirkungen der Fischerei auf die maritime Umwelt:
    Das Fischen muss so durchgeführt werden, dass weder die Nahrungsketten noch das maritime Ökosystem gestört werden. Das bezieht sich auch auf andere Fischarten, Meeressäuger und Seevögel, die im Fanggebiet leben.
  3. Die Managementsysteme der Fischerei:
    Das gesamte Managementsystem der Fischerei muss so ausgerichtet sein, dass es sowohl lokale, nationale und internationale Gesetze und Standards als auch ökologische, kulturelle, sozialpolitische und fischereitechnische Belange mit einschließt, die die Nachhaltigkeit der Ressourcen gewährleisten. Die Fischerei darf nicht im Rahmen von umstrittenen einseitigen Ausnahmen eines internationalen Abkommens stattfinden.

Mehr als 500 Fischereien 2022) sind rund um den Globus MSC-zertifiziert. Sie erzeugen rund 15 % des weltweiten Fangs für den menschlichen Verzehr.


Der Nutzen für den Verbraucher

Das MSC-Siegel hilft beim Einkauf, Seefische und Meeresfrüchte aus bestandserhaltender Fischerei zu erkennen. Das Angebot umfasst bereits die meist gekauften Fischarten in Deutschland. Die Produkte sind bei Discountern, in Supermärkten und bei Tiefgefriergutlieferanten an der Haustür erhältlich.

Eine aktuelle Liste von Fischprodukten mit MSC-Siegel ist auf der Internetseite des MSC veröffentlicht. In anderen Ländern tragen auch andere Fischarten das blaue Zeichen.

ASC-Siegel für Zuchtfische aus Aquakulturen

Fische aus Aquakulturen sowie Süßwasserfische wie Lachs, Karpfen, Forelle und Aal werden von den Regeln des MSC nicht erfasst und können nicht danach zertifiziert werden. Das MSC-Siegel bezieht sich ausnahmslos auf wildlebende Meerestiere.

Aus diesem Grund wurde 2010 für Fische aus Aquakulturen ein dem MSC-Zeichen vergleichbares Logo, das ASC-Siegel, eingeführt. Aquaculture Stewardship Council (ASC) ist eine von WWF und IDH (The Sustainable Trade Initiative aus den Niederlanden) gegründete Organisation mit dem Ziel, einen globalen Standard für verantwortungsbewusste Fischzucht und Fischfarmen zu verwalten.
In den ASC-Standards werden folgende Aspekte zugrunde gelegt:
  • Der Standort der Aquakultur muss sich für die Zuchtfischerei eignen.
  • Der Nachweis einer geringen Sterblichkeitsrate während der Zucht.
  • Die Einhaltung der Wasserqualität, damit die Fische gute Lebensbedingungen haben.
  • Die Herkunft des Fischfutters muss rückverfolgbar sein und das Futter darf nicht von überfischen Beständen stammen.
  • Antibiotika dürfen nur unter medizinischer Überwachung und nur für erkrankte Tiere angewendet werden.
  • Vorschriften zur Behandlung von kranken Tieren.

Bisher sind auf dem Markt Seesaibling, Austern, Tilapia, Pangasius, Lachs, Garnelen, Forellen und Muscheln mit dem ASC-Siegel erhältlich.
Eine weitere umweltschonende Alternative ist Fisch aus Bio-Zucht, der mit Siegeln wie die von Naturland oder Bioland gekennzeichnet ist. Zuchten von Bio-Lachs und in bestimmten Ländern gezüchtete Bio-Shrimps unterliegen strengen Nachhaltigkeitskriterien und können empfohlen werden.


Quellenangaben und weitere Information


    www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung