Flugimporte von Lebensmitteln

Viele frische Lebensmittel kommen nicht aus heimischer Erzeugung, sondern werden aus dem Ausland per LKW und Flugzeug in unsere Geschäfte transportiert. Zum Beispiel der Spargel, ein typisches Saisongemüse. Hiesiger Spargel wird zwischen April und Juni geerntet. Direkt vom Bauernhof oder Wochenmarkt ist er für viele Verbraucher eine besondere Delikatesse. Leicht ist man geneigt, bereits vor dem Erntebeginn in Deutschland das leckere Gemüse im Supermarkt zu kaufen. Doch bei dieser Ware handelt es sich um Import-Spargel aus dem Ausland. Er wird auch außerhalb der deutschen Spargelzeit angeboten und kommt nicht nur per LKW aus Griechenland und Spanien, sondern auch mit dem Flugzeug z. B. aus Peru.

Transporte auf dem Luftweg sind eine besonders emissionsreiche Beförderungsweise. Laut einer Studie des Forschungsinstituts für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) in Gießen im Auftrag der Verbraucherzentrale (2010) kommen täglich mehr als 140 Tonnen Lebensmittel mit dem Flugzeug nach Deutschland. Gemessen an den gesamten Lebensmittelimporten entfällt nur ein kleiner Anteil (ca. 1%) auf direkte Flugimporte aus Drittländern. Sie verursachen allerdings 10 bis 16 % der durch Lebensmitteltransporte entstandenen Treibhausgase. Pro Kilogramm Lebensmittel entstehen bei einem Flugtransport bis zu 220-mal so viele klimaschädliche Emissionen wie bei einem Schiffstransport. Bei einzelnen Lebensmitteln und bestimmten Herkunftsregionen spielen Flugtransporte eine dominierende Rolle. Entsprechend hoch ist die Klimabelastung, die auf diese Lebensmittel entfällt.

Verschiedene Handelsketten verzichten nach eigenen Aussagen mittlerweile ganz oder zu einem großen Teil auf Flug importierte Obst- und Gemüseangebote (2023).




Typische Flugware

Typische Luftfrachtgüter sind frische und leicht verderbliche Lebensmittel („perishables“) die auf dem schnellsten Weg zum Endverbraucher transportiert werden sollen. 80 bis 85 % der Luftfracht wird als Zuladung in Passagiermaschinen transportiert, der geringere Teil in reinen Frachtmaschinen. Zu bedenken ist, dass jedes zusätzlich transportierte Kilogramm den Kerosinverbrauch erhöht. Das Argument „die Passagierflugzeuge fliegen ja sowieso“ ist somit nicht stichhaltig. Wichtigster Flughafen in Deutschland ist Frankfurt/Main (Fraport Perishable Center GmbH + Co. Betriebs KG), von wo aus die Waren dann weiter verteilt werden.

An erster Stelle steht Fisch aus Afrika, gefolgt von Gemüse wie Spargel aus Peru oder Bohnen aus Kenia und exotischen Obstarten wie Papayas, Guaven, Mangos und Ananas aus Afrika. Gemüse und Obst der gemäßigten Breiten wie Bohnen, Speisezwiebeln oder Erdbeeren werden vor allem in den Jahreszeiten eingeflogen, in denen europäische Ware noch nicht verfügbar ist.

Ob ein Lebensmittel mit dem Flugzeug transportiert wurde, erfährt der Verbraucher in Deutschland leider kaum. Die Angabe des Transportmittels auf der Verpackung ist nicht vorgeschrieben. Das Herkunftsland lässt jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Transportart schließen.

Nach Angaben von acht befragten Fluggesellschaften ergibt sich folgende Übersicht über die häufig per Luftfracht nach Deutschland importierten Lebensmittel und wichtige Herkunftsländer:

Lebensmittel Wichtigste Herkunftsländer
Obst:
Ananas, Steinfrüchte, Mangos, Papayas, Kiwis, Minibananen, Trauben, Limonen, Carambolas
Kenia, Ghana, Ägypten, Kamerun, Kanada, Brasilien, Chile, Indien
Gemüse:
Spargel, Salat, frische Hülsenfrüchte, Soja, tropisches Gemüse
Kenia, Senegal, Kamerun, Tansania, Guatemala, Peru, Thailand, Japan (Soja)
Fleisch
Rindfleisch, Pferdefleisch, Lammfleisch, Bisonfleisch, Straußenfleisch, Hühnerfleisch Argentinien, Brasilien, Australien, Neuseeland, Kanada, Südafrika, Thailand (Hühnerfleisch)
Fisch:
Viktoriabarsch, Kaphecht, Thunfisch, Rotbarsch, Seehecht, Lachs, Meeresfrüchte, Hummer
Kenia, Senegal, Südafrika, USA, Kanada, Brasilien, Chile, Australien, Sri Lanka, Singapur
Sonstige Lebensmittel:
Gewürze, Trockenfrüchte, Schokolade
Vorderasien
Quelle: Studie „Flugimporte von Lebensmitteln und Blumen“, S. 8

Die mittlere Entfernung für alle Lebensmitteltransporte per Luftfracht nach Deutschland wurde mit rund 8.700 km berechnet.


Verbraucher-Tipp

Was in einer globalisierten Welt für viele zur Selbstverständlichkeit geworden ist, wird von immer mehr Konsumenten kritisch hinterfragt. Das Bewusstsein in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit nimmt auch beim Einkauf stetig zu.
Der Kunde entscheidet mit dem Einkaufskorb über Nachhaltigkeit. Wenn Verbraucher etwas zum Klimaschutz beitragen möchten, sollten sie zumindest bei Gemüse und Obst keine flugimportierte Ware kaufen, sondern regionale Produkte entsprechend der Saison bevorzugen. Man erhält absolute Frische und ein besonderes Einkaufserlebnis. Warum also im Januar Spargel um die halbe Welt fliegen, statt den deutschen Saisonbeginn abzuwarten?


Quellenangaben und weitere Informationen


irmgard.luetticken@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung