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Zöliakie |
Stand: 02/07/2025 |
Zöliakie ist eine immunologische Erkrankung des Dünndarms und erfordert eine lebenslange strikt glutenfreie Ernährung. Gluten kann bei Betroffenen bereits in sehr geringen Mengen (125 mg) zu Entzündungen der Dünndarmschleimhaut führen, wodurch es zu einer Vielzahl von Beschwerden überwiegend im Darmtrakt kommen kann. Gluten, auch als Klebereiweiß bezeichnet, ist ein Sammelbegriff für verschiedene Eiweiße in Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer und umfasst die beiden Fraktionen der Gluteline (z. B. Glutenin in Weizen) und der Prolamine (z. B. Gliadin in Weizen), die je nach Getreideart auch wieder unterschiedlich zusammengesetzt sind. Die Krankheit Die Häufigkeit der Zöliakie liegt bei etwa 1 % der Menschen in Deutschland. Die Dunkelziffer für die Zöliakie ist sehr hoch, weil bei freiwilligem Verzicht auf Gluten ohne vorgeschaltete Diagnose eine Zöliakie nicht mehr nachgewiesen werden kann (siehe unten). Nach heutigem Kenntnisstand ist die Zöliakie eine genetisch bedingte Autoimmunerkrankung, die durch weitere Faktoren wie Infektionskrankheiten oder Umwelteinflüsse ausgelöst werden kann. Gluten verursacht bei Betroffenen eine Antigen-Antikörperreaktion, in deren Folge sich die Antikörper gegen die Zellen der Dünndarmschleimhaut richten. Die Schleimhaut wird geschädigt, die Darmzotten - und damit die Orte der Nährstoffaufnahme - verlieren an Höhe oder verschwinden vollständig, so dass Nährstoffe nur unzureichend resorbiert werden können. Die Folgen sind eine unzureichende Energieversorgung, insbesondere durch den oft erheblichen Verlust an Fett mit dem Stuhl und eine Mangelversorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen sowie Eiweiß und essentiellen Fettsäuren. Häufig ist der genaue Zeitpunkt des Ausbruchs unklar, weil das Krankheitsbild aufgrund der Vielzahl an Symptomen nicht direkt erkannt wird. Die wichtigsten Zeichen beim Säugling und Kleinkind sind ein aufgeblähter Bauch, ein zu niedriges Körpergewicht, massige glänzende Fettstühle und Wachstumsstörungen, außerdem gelegentliches Erbrechen, Appetitlosigkeit und trockene Haut. In ca. 50-80 % der Fälle treten allerdings keine typischen Beschwerden auf. Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung oft unspezifisch. Der Arzt entdeckt diese durch auffällige Laborwerte, wie erniedrigter Eisenstatus und überhöhte Leberwerte oder auch wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Symptome können Verstopfung, Appetitlosigkeit, plötzlicher Gewichtsverlust, Gelenkbeschwerden, Müdigkeit, schlechte Laune bis hin zur Depression sein. Ist die Zöliakie bereits stark fortgeschritten, können auch Osteoporose, Untergewicht, Folsäuremangel oder eine Eisenmangelanämie zum klinischen Spektrum gehören. Die Diagnose muss immer durch den Nachweis der für die Zöliakie typischen Veränderungen der Dünndarmzotten gesichert werden. Vor der Diagnosestellung darf in keinem Fall versuchsweise eine glutenfreie Kost durchgeführt werden, da die Untersuchungen ansonsten nicht ausgewertet werden können. Mindestens 3 Monate vor den Untersuchungen sollten deshalb glutenhaltige Lebensmittel ganz normal verzehrt werden. Der Nachweis wird durch Blutuntersuchung auf bestimmte Antikörper sowie durch mikroskopische Untersuchungen von Dünndarmbiopsien aus verschiedenen Darmabschnitten erbracht. Ist die Diagnose gestellt, kann die Zöliakie i. d. R. durch einen lebenslangen Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel erfolgreich behandelt werden. Solange die glutenfreie Ernährung strikt eingehalten wird, leben Betroffene in der Regel beschwerdefrei. Meist tritt bereits wenige Tage nach der Ernährungsumstellung eine Verbesserung der Symptome ein, da die abgeflachte Dünndarmschleimhaut im allgemeinen relativ schnell wieder aufgebaut wird. Das Befinden bessert sich und die Durchfälle lassen nach. Die Zeit bis zur völligen Beschwerdefreiheit kann jedoch sehr unterschiedlich sein, abhängig u. a. vom Schädigungsgrad des Darms, dem Alter des Patienten und anfänglichen (versteckten) Diätfehlern. Heilbar ist die Zöliakie nicht. Diätfehler lösen nicht immer kurzfristig Symptome aus, können aber längerfristig zu schweren Darmstörungen führen. Zudem besteht ein erhöhtes Krebsrisiko. Glutenfrei leben Folgende Lebensmittel sind glutenfrei und können unbedenklich verzehrt werden:
Glutenhaltige Getreidearten sind tabu für Zöliakiepatienten. Dazu gehören Weizen und ebenso Dinkel, Grünkern (unreif geernteter Dinkel), alte Weizensorten wie Emmer, Einkorn, Kamut sowie Bulgur (vorgegarter Weizen), Roggen, Triticale (Kreuzung zwischen Weizen und Roggen), Gerste und Hafer. ![]() Dadurch sind Betroffene stark eingeschränkt in ihrer Lebensmittelwahl. Insbesondere die Brotgetreidearten Weizen und Roggen zählen zu den Grundnahrungsmitteln bei uns. Außerdem wird Getreide vielfältig verarbeitet und ist Zutat vieler Lebensmittel. Gluten selbst wird verschiedenen verarbeiteten Lebensmitteln als Bindemittel, als Stabilisator oder als Träger von Aromastoffen zugesetzt. Demzufolge sind bei Zöliakie grundsätzlich verboten:
Auch Medikamente, Kosmetika, Spielmaterialien (Knete) und Zahnpflegemittel können Gluten enthalten. Beim Einkauf ist deshalb immer ein Blick auf das Zutatenverzeichnis unabdingbar. Sehr hilfreich ist, dass Zutaten, die glutenhaltige Getreide und Getreideprodukte enthalten, innerhalb der Mitgliedsstaaten der EU laut Lebensmittelinformationsverordnung immer im Zutatenverzeichnis ausdrücklich genannt und hervorgehoben werden müssen. Spurenhinweise sind lediglich freiwillige Kennzeichnungen ohne gesetzliche Vorgaben. Sie sind nicht immer einheitlich und somit auch nicht verlässlich. Betroffene können sich bei Unsicherheiten Unterstützung bei der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. (DZG) einholen. Alternativ können Hersteller direkt angefragt werden. Vorsicht ist geboten, wenn sich das Cover der Verpackung ändert. Häufig kann es dann auch zu Rezepturänderungen kommen. Der Lebensmitteleinzelhandel bietet ein gutes Angebot an glutenfreien Erzeugnissen wie Brote, Backwaren, Mehle oder Teigwaren. Ein Hinweis "glutenfrei" oder das Symbol der durchgestrichenen Weizenähre weisen auf die Eignung für eine glutenfreie Ernährung hin. Diese Produkte enthalten lt. Gesetzgeber bis zu 20 ppm Gluten (20 mg Gluten/ kg Lebensmittel). Bei unverpackten Wurstwaren o. ä. sollten die Zutaten in der Metzgerei angefragt werden. Bei Restaurantbesuchen sollte immer im Vorfeld gefragt werden, ob das Gericht glutenfrei ist. Auch bei Einladungen sollte die besondere Ernährungssituation mit der Gastgeberin oder dem Gastgeber besprochen werden. Die Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung sollte immer mit von einer professionellen Ernährungsfachkraft begleitet werden. Sie unterstützt Betroffene in der Auswahl der richtigen Lebensmittel und kann helfen, einem Nährstoffmangel entgegen zu wirken. Auch sollten glutenhaltige Lebensmittel nicht einfach gegen glutenfreie Alternativen ausgetauscht werden. Sie enthalten oft reichlich Stärke und wenige Ballaststoffe, so dass es zu Verstopfungen, Blähungen oder zu viel „Luft“ im Darm kommen kann. Ebenso enthalten die Produkte meist eine Vielzahl an Zusatzstoffen, die notwendig sind, um das fehlende Klebereiweiß zu ersetzen. Eine laktosereduzierte Ernährung wird empfohlen, wenn Beschwerden nach dem Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln auftreten. Treten Fettstühle auf, so hilft meist schon die Umstellung auf eine fettarme Ernährung. In Ausnahmefällen ist es notwendig, auf Spezialfette mit mittelkettigen Triglyceriden, so genannte MCT-Fette, auszuweichen. Auch blähende Lebensmittel, z.B. Hülsenfrüchte, Kohlarten, Zwiebeln und frisches glutenfreies Hefegebäck, sollte gegebenenfalls am Anfang verzichtet werden. Ein hohes Maß an Sorgfalt ist nicht nur bei der Lebensmittelauswahl, sondern auch bei der Lagerung, der Vorbereitung und Zubereitung von Speisen zwingend, um Verunreinigungen mit Gluten zu vermeiden. Das trifft vor allem dann zu, wenn gleichzeitig für nichtbetroffene Familienmitglieder glutenhaltig gekocht oder gebacken wird, denn bereits Mehlstäube oder kleinste Mengen von Krümeln oder Teig, z. B. durch die Anhaftung an einem Messer, können zu Beschwerden führen. Optimal ist es, wenn es einen eigenen Bereich in der Küche für die Zubereitung der glutenfreien Speisen gibt. Ansonsten ist darauf zu achten, dass die Arbeitsflächen in der Küche, Koch- und Backgeschirr und Arbeitsgeräte sorgfältig gereinigt sind. Eigene Schneidbretter sollten für die glutenfreie Zubereitung verwendet werden. Glutenfreie Mehle und Backzutaten sollten immer gut verpackt und getrennt von glutenhaltigen Lebensmitteln im oberen Bereich des Schrankes aufbewahrt werden. Auch fertige glutenfreie Brote und Backwaren sollten immer getrennt von „normalen" Backwaren aufbewahrt und mit einem sauberen Messer aufgeschnitten werden. Werden Nudeln gekocht, so sollten getrennte Kochtöpfe und zum Umrühren verschiedene Kochlöffel verwendet werden. Spültücher, Geschirrtücher und Handtücher sollten sauber, das heißt frei von Mehlstaub u. ä. sein. Nach Kontakt mit glutenhaltigen Speisen müssen die Hände gründlich gewaschen werden. Abschließend sei gesagt, dass eine Zöliakie nicht verwechselt werden darf mit einer Weizenallergie oder einer Nicht-Zöliakie-Weizen-Sensitivität. Glutenfrei ist auch nicht immer weizenfrei! So enthält die glutenfreie Weizenstärke noch Weizenallergene. Eine umfassende Diagnose durch einen Arzt inklusive Darmbiopsie ist in jedem Fall notwendig. Quellen und weiterführende Informationen
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