Faktencheck: Glutenfreier Hafer bei Zöliakie

Die meisten Menschen mit Zöliakie können unter bestimmten Voraussetzungen glutenfreien Hafer verzehren. Was sind die Hintergründe?

Bei Zöliakie ist die lebenslange, glutenfreie Ernährung derzeit die einzige Therapiemöglichkeit. Lebensmittel mit bis zu 20 mg Gluten je Kilogramm gelten als glutenfrei.

Information: Zöliakie

Gluten ist das Klebereiweiß, das in Weizen und Dinkel (einschließlich alter Weizenarten wie Emmer, Einkorn), Roggen, Gerste und auch Hafer vorkommt. Gluten besteht aus zwei Proteinfraktionen, Gluteline und Prolamine, wobei letztere für die Zöliakie verantwortlich sind.
In den genannten Getreidearten kommen unterschiedliche Prolamine vor:
Weizen, Dinkel, Emmer, Einkorn:Gliadin
Roggen:Secalin
Gerste:Hordein
Hafer:Avenin
Die Struktur des Avenins unterscheidet sich von der Struktur des Gliadins und der anderen Prolamine. Bei etwa 95 % der Menschen mit Zöliakie löst Avenin keine Symptome aus.
Handelsüblicher Hafer ist oft mit Weizen, Roggen oder Gerste verunreinigt und dadurch ungeeignet für Zöliakiepatienten. Hingegen darf glutenfreier Hafer über die gesamte Produktionskette hinweg – von der Aussaat über die Ernte bis hin zur Verarbeitung und Verpackung – nicht mit anderen Getreidearten in Berührung kommen, damit er nachweislich den Grenzwert von 20 mg/kg erfüllt.

Glutenfreie Haferprodukte sind zu erkennen anhand des Glutenfrei-Symbols der durchgestrichenen Ähre, ergänzt um die Bezeichnung „oats“ (engl. Hafer).
Laut der Leitlinie Zöliakie (2021) können glutenfrei gekennzeichnete Haferprodukte im Rahmen einer glutenfreien Ernährung verzehrt werden, wenn keine Symptome auftreten. Eine Einführung von glutenfreiem Hafer in den täglichen Speiseplan soll frühestens 6 Monate nach Diagnosestellung erfolgen bzw. bei Symptomfreiheit und Nachweis der Serumantikörper im Normbereich. Die Verträglichkeit des glutenfreien Hafers muss auch im weiteren Verlauf beobachtet werden. Treten Symptome unter Verzehr von glutenfreiem Hafer auf, so sollte dies mittels Antikörpertest und ggfs. Biopsie geprüft werden. Eine engmaschige ärztliche Betreuung ist wichtig.

Die Hafermenge sollte nur langsam gesteigert werden, damit sich der Körper an den relativ hohen Ballaststoffgehalt des Hafers gewöhnen kann. Ansonsten können Blähungen, Druck- und Völlegefühl oder Magenschmerzen auftreten. Darüber hinaus gibt es keine Begrenzung der Verzehrmenge glutenfreien Hafers pro Tag oder Mahlzeit.


Unser Fazit für Sie

Gute Verträglichkeit vorausgesetzt bieten glutenfreie Haferprodukte wie Flocken, Mehle, Backwaren, Drinks u.v.m. einen hohen Mehrwert für Betroffene. Sie erweitern die Lebensmittelauswahl und bereichern den Speiseplan von Menschen mit Zöliakie. Zudem können glutenfreie Haferprodukte die Nährstoffversorgung der Betroffenen erleichtern. Hervorzuheben ist der Gehalt des Hafers an verschiedenen B-Vitaminen, an Eisen, Magnesium, Kalzium sowie Omega-3-Fettsäuren, nicht zu vergessen die Ballaststoffe mit günstigen Wirkungen auf Blutzucker und Cholesterinwerte.


Quellen und weiterführende Informationen


irmgard.luetticken@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung