Mechanische Beikrautregulierung mit Striegeln kann doch jeder oder?

Stand: 06/01/2023

Mechanische Beikrautregulierung mit Striegeln kann doch jeder oder?
Worauf bei der Umstellung auf Öko-Landbau bzw. beim Einstieg in die mechanische Beikrautregulierung geachtet werden soll.

Die mechanische Unkrautbekämpfung kann ein Baustein gegen Herbizid resistente Beikräuter sein. Im ökologischen Landbau ist die mechanische Regulierung das ein zigste Verfahren. Ebenfalls interessieren sich konventionelle Landwirte immer mehr für diese Technik. Einen Überblick über häufige „Anfänger“ Fehler und die verschiedenen Arten von Striegeln gibt Torsten Feldt vom Kompetenzzentrum ökologischer Landbau (KÖL) am DLR RNH.

Ein häufiger Fehler ist bei nicht idealen Bedingungen und / oder am verkehrten Termin anstehende Arbeiten aus zu führen. Gut zu erkennen ist in Abbildung 1 die Bedingungen waren suboptimal. Der feuchte Boden ist an den Rädern für die Tiefenführung kleben geblieben. Der Abstreifen am Rad hat dann die abgerissenen Getreideblätter gesammelt.

Abbildung 1: Striegel Einsatz bei zu feuchten Bedingungen //Bild 4153

Weiteres nicht deutlich ersichtliches Problem auf den Abbildungen, zum Zeitpunkt des Striegel Vorganges war, dass das Getreide bzw. Beikraut zu weit entwickelt und der Bestand vom vorherigen Niederschlag zu feucht war. Dadurch konnten abgerissene Blätter und wie in diesem Fall zuzüglich ausgestriegelte Vogelmiere nicht schnell genug zwischen den Striegelzinken hindurch gleiten (Abbildung 2). Das führte letztendlich zur Bildung von Haufen. Bei so ungünstigen Bindungen sollte der Striegel nicht eingesetzt werden. Die negativen Wirkungen sind größer als die Vorteile.

Abbildung 2 großes Getreide und Beikraut zu kurzfristig nach Niederschlag gestriegelt //Bild 3443

Der Striegel arbeitet hauptsächlich durch herausreißen der Beikräuter im weißen Fädchenstadium. Also das Beikraut ist gerade erst gekeimt oder am Auflaufen. Hauptarbeitsweise ist das Verschütten noch kleiner Beikräuter. In Abbildung 3 ist der Striegel richtig eingestellt ca. 2 cm Arbeitstiefe, und die Fahrgeschwindigkeit sollte nicht mehr als 8 km/h beim Striegeln betragen. Je nach Bodenart, - zustand, Hersteller und Zinkenform des Striegels kann die optimale Fahrgeschwindigkeit auch bei 4 – 4,5 km/ha betragen. Wird der Striegel bei identischer Einstellung mit einer höheren (zu Hohen) Fahrgeschwindigkeit gefahren, so wird die Verschüttungswirkung zu stark und die Kultur leidet darunter (Abbildung 4). Deutlich ist der Unterschied im Arbeitsbild zwischen den unterschiedlichen Fahrgeschwindigkeiten zwischen REF _Ref100841227 Abbildung 3 und Abbildung 4 zu erkennen. Es ist davon aus zu gehen, dass der Bestand in Abbildung 4 sich nicht mehr erholen wird und mit Minderertrag reagiert.

Gerade Personen, die noch keine Erfahrung im Striegeln haben sollte nach der Hauptfrucht sich eine Getreidezwischenfrucht anlegen oder das auflaufende Getreide nach der Ernte nutzen um darin Striegeln zu üben. In dieser Zeitspanne kann die Entwicklung des Getreides nach einem Striegel Durchgang besser bewertet werden als im Frühjahr mit hohen Arbeitsspitzen. Die Einarbeitung in eine neue Technik erfordert Zeit. Pauschal kann keine Aussage getroffen werden, welcher Striegel für die Bodenarten eines Betriebes der Ideale ist. Dabei spielen auch die Präferenzen insbesondere bei der Marke bzw. dem Image von dieser des Betriebsleiter*innen eine Rolle. Jeder Striegel hat bestimmte Vorteile, und die gilt es für einen selber bzw. den Einsatz heraus zu finden. Wird auf eine große Flächenleistung bzw. hohe Fahrgeschwindigkeit wert gelegt. So kann eine Rollhacke geeignet sein. Diese wird mit 13 – 20 km/h eingesetzt. Dafür sind aber entsprechend lange Ackerflächen nötig. Am Vorgewende muss beschleunigt und verzögert werden, dadurch ist das Arbeitsbild nicht immer Optimal gerade bei kleinen Flächen. Wegen der hohen Fahrgeschwindigkeit ist im Idealfall ein Schmutzfang direkt hinter der Kabine des Traktors an der Maschine montiert. Gerade kleine Steine werden beim Einsatz durch die Hohe Fahrgeschwindigkeit aufgewirbelt (Abbildung 5).

Abbildung 3 richtig eingestellter Striegel // //Bild 0540

Abbildung 4 zu Hohe Fahrgeschwindigkeit beim Striegeln führt zu dem Arbeitsbild // Bild 4233

Abbildung 5 Rollhacke im Einsatz //Bild 0632

Egal ob eine Rollhacke oder ein Striegel verwendet wird, der Rahmen wird immer Waagerecht eingestellt. Einige Striegel werden im Langloch gefahren. Das bietet den Vorteil bei montierten Rädern vor und hinter dem Striegel, dass sich die Maschine besser in der Waage halten kann für ein optimales Arbeitsbild. In der Regel sind die Striegel heute so konstruiert, dass an jeder Position des Striegelzinkens der identische Zinkendruck anliegt. Werden z.B. Kartoffeln gestriegelt, so soll der Zinkendruck auf dem Damm identisch mit dem Zinkendruck zwischen den Dämmen sein. Bei den neueren Geräten ist das der Fall.

Gerade bei kupiertem Gelände sollten die Zinkenfelder nicht zu groß sein, damit ein einfacher Ausgleich von Unebenheiten ausgeglichen werden kann. Nicht jeder Hersteller wählt die Lösung über die Zinkenfelder.

Die optimale Fahrgeschwindigkeit beim Striegeln ist abhängig von der Bodenart und der Zinkenform. Deswegen kann diese bei unterschiedlichen Herstellern und örtlichen Gegebenheiten differenzieren. Um die Lebensdauer des Striegelzinkens zu erhöhen wird dieser bei einigen Herstellern bereits Werksseitig oder auf Kundenwunsch mit einer Hartmetallspitze ausgeliefert.

Erhältlich sind ebenso Isobus fähige Striegel, die den Zinkendruck über Isobus je Zinkenfeld variieren können. Das erfolgt über einen Luftdruckzylinder am Striegelzinken. Dafür ist jedoch ein Luftdruckanschluss am Traktor erforderlich. Vorteil dieses Systems ist, dass bei einem lokalen stärkeren Beikrautdruck kleinräumige reagiert werden kann.

Abbildung 6 Striegelzinkenverstellung über Isobus durch Luftdruckzylinder //Bild 3303

Es ist die Verantwortung des Betriebsleiter*innen die für den Betrieb geeignete Maschine zu evaluieren. Oftmals geht das nur durch ausprobieren. Daher sollte sich frühzeitig vor einer Investition nach der geeigneten Maschine umgesehen werden.



Torsten.Feldt@dlr.rlp.de     www.Oekolandbau.rlp.de