![]() | ![]() | ![]() |
![]() | ![]() | ![]() |
Mangelernährung im Alter – ein unterschätztes Problem |
Trotz des immer weiter wachsenden Gesundheitsbewusstseins und Lebensmittelangebotes bleibt die Mangelernährung eine der häufigsten Erkrankungen im Alter.
Die Anzeichen einer beginnenden Mangelernährung wie beispielsweise Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Schwäche werden dabei von den Betroffenen und deren Angehörigen häufig fälschlicherweise als „Altersschwäche“ interpretiert und nicht als ernst zu nehmendes Problem angesehen. Dabei ist es insbesondere im Alter wichtig, bei einer unbeabsichtigten Gewichtsabnahme schnell zu handeln, um eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes zu verhindern und die Lebensqualität aufrechtzuerhalten.
![]() Es gibt zwei Arten von Mangelernährung:
![]() Die Entstehung von Mangelernährung im Alter ist ein schleichender Prozess. Oftmals liegt dem nicht nur eine Ursache zu Grunde, sondern die Verkettung verschiedener Faktoren, die durch altersbedingte körperliche Beeinträchtigungen, Krankheiten und soziale Veränderungen (z.B. Verlust des Ehepartners) entstehen. Faktoren, die eine Mangelernährung im Alter begünstigen können:
Ernährungsverhalten: Krankheits- und Medikamentenbedingte Veränderungen: Körperliche Beeinträchtigungen: Geistige und psychische Beeinträchtigungen: Soziale Aspekte: ![]() Eine unbehandelte Mangelernährung hat folgenschwere Auswirkungen auf den Körper. Zu Beginn äußert sich eine Mangelernährung dabei meist in Form von unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Schwäche. Eine dauerhafte unzureichende Energie- und Nährstoffaufnahme führt zu gravierenden körperlichen Beeinträchtigungen und Störungen wichtiger Organfunktionen. Die Anfälligkeit für zahlreiche Krankheiten steigt und durch die nachlassende Leistungsfähigkeit ist man zunehmend auf die Pflege von außen angewiesen. Die Lebensfreude und Lebensqualität der Betroffenen nehmen ab.
Mögliche Folgen einer Mangelernährung ![]() Die durch eine Mangelernährung entstehenden gesundheitlichen Folgen können durch frühzeitiges Erkennen von Gewichtsverlusten und gezielter Ernährungstherapie verhindert werden. Oberste Priorität sollte aber stets die Prävention von Mangelernährung haben, das heißt sie gar nicht erst entstehen zu lassen! Der wichtigste Punkt zur Erkennung von Mangelernährung ist die aufmerksame Beobachtung der Senior*innen durch Angehörige oder Pflegekräfte. Denn bereits vor der Feststellung der unbeabsichtigten Gewichtsabnahme gibt es bereits erste Hinweise auf eine entstehende Mangelernährung.
Achten Sie besonders auf folgende Anzeichen: Aufgrund des nachlassenden Durstempfindens ist auch das Risiko einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme erhöht.
Anzeichen für eine mögliche Austrocknung sind: Neben der aufmerksamen Beobachtung ist die regelmäßige Gewichtskontrolle und Dokumentation sowohl bei der Erkennung als auch der Vorbeugung von Mangelernährung unerlässlich. So ist das Risiko einer Mangelernährung erhöht, wenn innerhalb eines Monats mehr als 3 kg oder innerhalb von 3 Monaten mehr als 5% des Körpergewichtes abgenommen werden. Zur Bewertung des Körpergewichtes wird der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) verwendet. Er berechnet sich wie folgt:
Der BMI lässt eine Zuteilung in Unter-, Normal- und Übergewicht zu. So ist bei Senior*innen über 65 Jahren bei einem BMI unter 22 bereits das Risiko für eine Mangelernährung gegeben. Ein weiteres Instrument zur Vorbeugung und Erkennung von Mangelernährung bei älteren Menschen ist ein standardisierter Fragebogen namens MNA (Mini Nutritional Assessment), der ohne großen Aufwand in kürzester Zeit ausgefüllt werden kann. Laborwerte oder umfassende Kenntnisse sind dabei nicht notwendig. Der MNA enthält lediglich 6 Fragen zu den Themen Appetit, Gewichtsverlauf, Mobilität, Krankheiten oder Stress, Psychische Situation (Demenz) und BMI, deren Antworten mit unterschiedlichen Punktzahlen gewichtet werden. Die Auswertung der Gesamtpunktzahl ermöglicht abschließend eine Einschätzung des Ernährungszustandes nach normaler Ernährungszustand, Risiko für Mangelernährung und Mangelernährung. Wird ein Risiko festgestellt, ist eine schnellstmögliche medizinische Abklärung notwendig.
Hinweise für stationäre Einrichtungen: In stationären Senioreneinrichtungen sollte bei Einzug und danach routinemäßig (alle 3 Monate) sowie bei Bedarf (akute Erkrankung oder Gewichtsverlust) ein Screening zur Mangelernährung mithilfe validierter Screening-Instrumente durchgeführt werden. Die beiden gängigsten Instrumente sind dabei das bereits vorgestellte Mini Nutritional Assessment (MNA) und das Subjective Global Assessment (SGA). Werden mithilfe dieser Methoden Risiken für oder eine bereits bestehende Mangelernährung festgestellt, muss eine tiefergehende Einschätzung des Ernährungszustandes, das Assessment, erfolgen.
Folgende Maßnahmen bieten sich dazu an: Umfassende Informationen zu Screening- und Assessment-Methoden finden Sie auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin. ![]() Wurde das Risiko oder eine bereits vorliegende Mangelernährung festgestellt, muss schnell gehandelt werden. Das wichtigste Ziel bei der Behandlung ist es, eine bedarfsgerechte Energie- und Nährstoffaufnahme sicherzustellen und die bestehenden Defizite auszugleichen. Es darf zu keiner weiteren Gewichtsabnahme kommen. Die Maßnahmen der Ernährungstherapie sollten sich dabei an den zuvor festgestellten Ursachen der Mangelernährung ausrichten (z.B. Anpassung der Speisenkonsistenz bei Kaubeschwerden) und die individuellen Bedürfnisse der Senior*innen (z.B. die Essbiografie) berücksichtigen. Die ernährungstherapeutische Behandlung bei Vorliegen einer Mangelernährung erfolgt häufig nach einem Stufenplan: 1. Stufe Orale Ernährung 2. Stufe Orale Ernährung plus Nährstoffkonzentrate 3. Stufe Enterale Ernährung 4. Stufe Parenterale Ernährung 1. Orale Ernährung
Bei der oralen Ernährungsweise können die Senior*innen Speisen und Getränke weiterhin über den Mund zu sich nehmen. Dies sollte solange wie möglich aufrechterhalten werden, da die eigenständige Essensaufnahme für viele Senior*innen psychisch von großer Bedeutung ist. Eine energie- und nährstoffreiche Lebensmittelauswahl spielt bei der erfolgreichen Behandlung aber auch der Vermeidung von Mangelernährung eine große Rolle. Dabei sollte auf eine abwechslungsreiche Zusammenstellung mit Lebensmitteln wie fettreicher Milch und Milchprodukten, Gemüse, Obst und Vollkornprodukte sowie Fleisch und Fisch geachtet werden.
Umsetzungsbeispiele: Anreicherung von Speisen oder einzelner Speisenkomponenten (z.B. Soßen, Suppen oder Kartoffelpüree) mit energie- und nährstoffreichen Lebensmitteln
Angebot energiereicher Getränke über den Tag verteilt Angebot von Fingerfood zu den Mahlzeiten oder zwischendurch - Merkmale Fingerfood: Portionsgröße von ein bis zwei Bissen, keine klebrige oder krümelige Konsistenz sowie einfach zu kauen und zu schlucken Beachtung individueller Wünsche und Bedürfnisse Appetitliche und geschmackvolle Zubereitung Anpassung der Konsistenz bei Kau- und Schluckstörungen Zu jeder Mahlzeit ein Glas Wasser oder Tee reichen Auch die Atmosphäre und das Umfeld beeinflussen die Behandlung einer Mangelernährung. Störungen oder Ablenkungen sollten während des Essens vermieden werden und eine ruhige Atmosphäre geschaffen werden. Auch die Gesellschaft bei den Mahlzeiten ist für die Senior*innen, insbesondere wenn viel Zeit zum Essen benötigt wird, sehr wichtig.
2. Orale Ernährung plus Nährstoffkonzentrate Ist eine ausreichende Energie- und Nährstoffversorgung mit der oralen Ernährung nicht möglich, dann können Speisen mit speziellen Nährstoffsupplementen (Kohlenhydrat- und/oder Eiweißkonzentrate sowie Vitamin- und Mineralstoffsupplemente) ergänzt werden. Weiterhin können auch speziell angereicherte Lebensmittel und Trinknahrung eingesetzt werden. Der Einsatz dieser Produkte sollte prinzipiell nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen und auch regelmäßig kontrolliert werden.
3. Enterale Ernährung Ist die Behandlung der Mangelernährung auch durch die orale Ernährung mit Nährstoffkonzentraten und/oder Trinknahrung nicht erfolgreich, muss die Ernährung enteral erfolgen. Bei der enteralen Ernährung gelangt die Nahrung über eine Sonde direkt in den Magen-Darm-Trakt. Es sollte nach Möglichkeit eine Kombination von oraler und enteraler Ernährung angeboten werden, um die Lebensqualität der Senior*innen aufrechtzuerhalten. Denn Essen und Trinken sind wichtige Bestandteile des menschlichen Lebens. Prinzipiell ist die enterale Ernährung individuell abzustimmen und erfordert eine ärztliche Begleitung und Kontrolle. Dabei sind auch vorliegende Patientenverfügungen zu berücksichtigen. Bei der ausschließlichen Ernährung über eine Sonde können geschmackliche Reize mithilfe aufgeschäumter Speisen geweckt werden. Dabei ist stets auf eine gute Mundhygiene zu achten.
4. Parenterale Ernährung Wenn die Ernährung nicht mehr oral oder enteral über den Magen-Darm-Trakt erfolgen kann, ist die parenterale Ernährung die letzte Möglichkeit. Dabei werden die Nährstoffe in Form von intravenösen Infusionen direkt in die Blutbahn geleitet. Die parenterale Ernährung muss unter Berücksichtigung ethischer und juristischer Aspekte sowie unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. Diese und weiterführende hilfreiche Informationen zum Thema Mangelernährung im Alter finden Sie auf den Seiten von „Fit im Alter“ der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), sowie in der Broschüre DGE-Praxiswissen „Mangelernährung im Alter“:
|
![]() | ![]() |
![]() | |||||||||||||
![]() | ![]() | ||||||||||||
|