Speiseeis – heiß begehrt im Sommer und im Winter

Speiseeis ist heute nicht mehr nur ein Genussmittel für heiße Tage, sondern wird das ganze Jahr über verzehrt - als Nachspeise oder als Süßigkeit für zwischendurch.


Vom Luxusgut zum industriellen Massenprodukt

Es ist bekannt, dass bereits 3.000 v. Chr. die Chinesen das Speiseeis schätzten und auch die alten Römer, insbesondere Kaiser Nero, liebten die kalte Köstlichkeit. Die römischen Kaiser ließen sich sogar Gletschereis aus den Alpen per Stafettenlauf liefern. Marco Polo berichtete nach seinen Reisen von 'Eisdielen' und brachte sogar Eisrezepte mit.
Allerdings hatte dieses „Ureis“ der Antike und später des Mittelalters mit dem heutigen Speiseeis außer der Temperatur nicht viel gemeinsam. Es war fester Schnee oder gefrorenes Wasser, das man mit verschiedenen Aromen wie Ingwer, Honig oder zerstoßenen Früchten vermischte und das der Oberschicht vorbehalten war.
Erst durch künstliche Kühlungsverfahren, die um 1530 erfunden wurden, konnte Speiseeis, wie wir es heute kennen, hergestellt werden. Carl von Linde erfand schließlich 1876 die Kältemaschine, was der industriellen Massenproduktion von Speiseeis zum Durchbruch verhalf.
Die erste Eismaschine, eine Art Butterfass, ließ sich 1843 die amerikanische Hausfrau Nancy Johnson patentieren. 1851 kam der Milchhändler Jacob Fussell in Baltimore auf die Idee, überschüssige Milchprodukte zu Speiseeis zu verarbeiten. Er errichtete die erste industrielle Eiscremeproduktion.


Speiseeismarkt Deutschland

In Deutschland werden durchschnittlich 7,9 Liter Speiseeis im Jahr (2023) von jedem Bürger konsumiert.
Heiße Sommertemperaturen wie beispielsweise in den Jahren 2018 oder 2019 beeinflussen den Speiseeiskonsum deutlich. 2018 verbrauchte jeder Bundesbürger im Durchschnitt 8,7 Liter Speiseeis, 2019 waren es 8,4 Liter.

Mehr als 80 Prozent des Eises kommen aus der industriellen Produktion, überwiegend Haushaltspackungen in Größen von 300 ml bis 3000 ml und sogenannte Multipackungen - Vorratspackungen mit vorportioniertem Speiseeis. Die „Multipacks“ sind vor allem bei Familien mit Kindern beliebt. Daneben gibt es das einzeln verpackte Eis wie Stieleis, Eishörnchen, Sandwicheis u.v.m., auch als „Impulseis“ bezeichnet – ein Eis für den spontanen Genuss, und darüber hinaus die Gebinde für Großverbraucher.
Etwa 15 Prozent des Speiseeises werden in Eisdielen und in einzelnen Gastronomiebetrieben hergestellt. Der Anteil von Softeis liegt bei annähernd 3 Prozent. Softeis wird vor allem in Schnellrestaurants und auch über Automaten verkauft.

Obwohl mehr als 70 Geschmacksvariationen dem Konsumenten angeboten werden, führen traditionelle Sorten Vanille, Schokolade, Stracciatella und Erdbeere die Hitliste an.


Ein Überblick über die Eissorten

Je nach Sorte und Geschmack werden für die Herstellung von Speiseeis unterschiedliche Zutaten wie Milch und Milcherzeugnissen, Ei, Zuckerarten, Honig, Trinkwasser, Früchte, Butter, Pflanzenfette, Aromen, färbende Lebensmittel und weitere Zutaten je nach Geschmack verwendet.

In den Leitsätzen für Speiseeis werden die Mindestanforderungen beschrieben, die an bestimmte Eissorten gestellt werden.
Weiterhin geben die Leitsätze vor, dass bei bestimmten Sorten Fett und Eiweiß nur aus Milch und Milcherzeugnissen stammen dürfen (ausgenommen Geschmack gebende Zutaten wie Nüsse oder Schokolade), so beispielsweise:
  • Kremeis, Cremeeis
    enthält mindestens 50 Prozent Milch und auf einen Liter Milch mindestens 270 g Vollei oder 90 g Eigelb. Es enthält kein zusätzliches Wasser.
  • Rahmeis, Sahneeis
    enthält mindestens 18 Prozent Milchfett aus der bei der Herstellung verwendeten Sahne (Rahm).
  • Milcheis
    enthält mindestens 70 Prozent Milch.
  • Eiskrem, Eiscreme
    enthält mindestens 10 Prozent der Milch entstammendes Fett.
  • Fruchteiskrem, Fruchteiscreme
    enthält mindestens 8 Prozent der Milch entstammendes Fett und einen deutlich wahrnehmbaren Fruchtgeschmack.

Speiseeissorten, die pflanzliche Fette enthalten, sind unter der Bezeichnung "Eis" im Handel.

Keine Milch und Milchbestandteile oder pflanzlichen Fette enthalten:
  • (Frucht)-Sorbet
    mit mindestens 25 Prozent Fruchtanteil bzw. mindestens 15 Prozent bei Sorbets aus Zitrusfrüchten oder anderen sauren Früchten.
  • Fruchteis
    mit mindestens 20 Prozent Anteil der namengebenden Frucht bzw. bei Fruchteis aus Zitrusfrüchten und anderen sauren Früchten mindestens 10 Prozent Fruchtanteil.
  • Wassereis
    bestehend hauptsächlich aus Wasser, Zucker sowie Geschmack gebenden und färbenden Zutaten.

Softeis ist keine eigene Eissorte, sondern ein frisch gefrorenes, aufgeschäumtes Speiseeis, das direkt verkauft bzw. verzehrt wird. Seine Temperatur beträgt nur minus 6 Grad Celsius, die von Speiseeis minus 18 Grad Celsius.

Bis 1998 waren in Deutschland für die Herstellung von Speiseeis explizit nur Grundstoffe erlaubt. Bestimmte Zusatzstoffe beispielsweise durften nur eingeschränkt verwendet werden. 1998 fand eine Anpassung an europäisches Recht statt und bisherige Einschränkungen wurden hinfällig. Zutaten, die allgemein für Lebensmittel erlaubt sind, sind seither auch im Speiseeis zugelassen. Und ein Blick in die Zutatenliste zeigt, dass vielfach Emulgatoren, Bindemittel, Aromastoffe oder Farbstoffe u. a. verwendet werden.


Versteckte Kalorien – der Name gibt Auskunft

Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist Speiseeis ein durchaus vielseitiges Nahrungsmittel. Milcheis enthält die Wert gebenden Inhaltsstoffe der Milch wie Kalzium, Eiweiß und Vitamin B2, Fruchteis oder Fruchtsorbet mit hohem Fruchtanteil kann einen Beitrag zur Vitamin C-Versorgung leisten.

Diese Aspekte sollten jedoch weniger im Vordergrund stehen.
Jedes Eis enthält reichlich Zucker, im Durchschnitt rund 15 bis 20 Prozent, denn Kaltes wird als weniger süß empfunden. Der Fettgehalt je nach Eissorte kann beachtlich sein. Fett ist ein wichtiger Aromaträger. Außerdem halten Milchfett, Sahne oder Pflanzenfett die eingeschlagene Luft und sorgen für eine cremige, lockere Konsistenz.

Tabelle: Speiseeissorten im Nährwertvergleich (Auszug) (Angaben pro 100 g)
Sorte
Energie
[kcal]
Eiweiß
[g]
Fett
[g]
Kohlenhydrate
[g]
Rahmeis
220
2,0
17,0
15,0
Milcheis
127
5,0
3,0
20,0
Fruchteis
80
+
+
20,0
(Himbeer-)Sorbet
80
0,9
0,2
17,5
Hinweis: Die Werte stellen das Mittel handelsüblicher Produkte dar. Sie wurden teils analytisch, teils mittels Berechnung ermittelt. Werte für Mineralstoffe und Vitamine sind in den meisten Fällen nicht bekannt.

Quelle:
Die große GU-Nährwert-Kalorientabelle 2020/21, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München 2020
Eigene Berechnungen (Himbeersorbet, Rezept siehe unten)

Verbraucherinnen und Verbraucher, die auf den Kaloriengehalt achten, bekommen mit der Bezeichnung gute Hinweise: Fruchteis oder Sorbet haben nur etwa ein halb soviel Kalorien wie Milcheis oder nur rund ein Drittel des Kaloriengehaltes von Rahmeis. Auch Zutaten wie Schokolade, Nuss, Nougat, Mandeln u. ä. oder ein Schokoladenüberzug können den Kaloriengehalt beträchtlich erhöhen.


Tipps für den Eisgenuss zu Hause
  • Beim Einkauf von Eis im Geschäft darauf achten, dass das Eis als Letztes in den Einkaufskorb kommt. Anschließend in einer Isoliertüte oder Kühltasche schnellstmöglich nach Hause bringen.
  • Je nach Kühlgerät kann Eis unterschiedlich lange gelagert werden: Im Kühlfach mit einem Stern beträgt die Lagerdauer nur einige Stunden (bei etwa -6° C), bei zwei Sternen ein bis zwei Tage (bei etwa -12° C), ab -18° C kann Eis auch einige Monate bevorratet werden (auf Mindesthaltbarkeitsdatum achten).
  • Eis etwa fünf bis zehn Minuten vor Verzehr aus dem Gefrierschrank nehmen. Es ist leichter zu portionieren und entfaltet besser seinen vollen Geschmack.
  • Eis direkt wieder zurück in den Gefrierschrank legen. Bereits aufgetautes Eis nicht wieder einfrieren. Der Geschmack leidet und die hygienische Sicherheit ist nicht mehr gewährleistet.
  • Zum Portionieren ein ausreichend großes, stabiles Messer verwenden, das zuvor in heißes Wasser eingetaucht wurde. Oder mit dem Portionierer leicht über die Oberfläche in Längsbahnen ziehen, die Kugeln bilden sich quasi von alleine.
  • Angebrochene Packungen gut verschließen. Eis nimmt leicht Fremdgerüche an und kann austrocknen.
  • Wer häufig und reichlich Eis genießt, sollte eher zu Fruchteis und Sorbets greifen. Sie sind erfrischend und enthalten deutlich weniger Kalorien als andere Sorten.


Beerensorbet - einfach selbst zubereitet:
Zutaten:
100 ml Wasser
100 g Zucker
2 Esslöffel Zitronensaft
500 g Beeren der Saison

Zubereitung:
Wasser und Zucker aufkochen, während 2 Minuten kochen und wieder abkühlen lassen. Den Zitronensaft hinzugeben. Die Beeren mit dem Sirup pürieren und durch ein Sieb streichen.
Im Gefrierfach 2 Stunden anfrieren lassen, dann mit einer Gabel mehrmals umrühren, anschließend weiterfrieren lassen.


Quellen und weiterführende Informationen


ernaehrungsberatung@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung