Informationen zu Schaderregern



Meldepflicht für geregelte Schadorganismen – Kartoffelanbau

Durch den Import von Waren und Pflanzen kommt es zu einem weltweiten „Austausch“ von Lebewesen, die sich an und in diesen Waren befinden. Dies kann unter Umständen für die heimische Landwirtschaft und die Umwelt überlebensbedrohlich werden. Immer dann, wenn Organismen versehentlich oder absichtlich in Territorien verbracht werden, wo sie Wirtspflanzen finden und sich massenhaft vermehren können, weil entsprechende Gegenspieler fehlen. Der Klimawandel befeuert diese Szenarien sprichwörtlich. Denn durch die Erwärmung unserer Region treffen gebietsfremde Organismen nun auf mildere Witterungsbedingungen und können sich ungehindert ausbreiten.

Welche Schadorganismen sind im Kartoffelbau brisant?

Bereits in Europa und Deutschland auftretende und rechtlich geregelte Arten sind die bakteriellen Erkrankungen wie die Schleimfäule (Ralstonia solanacearum) und die Ringfäule (Clavibacter sepedonicus). Als pilzlicher Erreger ist Kartoffelkrebs (Synchytrium endobioticum) mit langen Sperrfristen für die Ackerfläche bereits in Deutschland verbreitet. Kartoffelzystennematoden (Globodera pallida und Globodera rostochiensis). Sind ebenfalls schon Jahrzehnte in Deutschland zu finden. Durch konsequente Überwachung und die Einhaltung strenger Maßnahmen im Fall des Auftretens konnten viele landwirtschaftliche Flächen vor einem Befall geschützt werden. In Regionen mit potentiellem Befallsdruck ist es aktuell möglich resistente Sorten und Z-Saatgut anzubauen und so einem Befall vorzubeugen. Extrem hohe Bedeutung bei der Ausbreitung haben Hygienemaßnahmen. Säubern der Maschinen vor dem Wechsel auf eine andere Fläche, keine Erdreste oder pflanzlichen Materialien von anderen Flächen auf den Acker bringen und gesundes, zertifiziertes Pflanzgut verwenden sind wichtige Maßnahmen. Auch regelmäßige Kontrollen der Bestände und Bodenuntersuchungen (Nematoden) sind angeraten.

Abb: Kartoffelkrebs (Synchytrium endobioticum) mit typischen Wucherungen an Kartoffelknollen.

Abb. Kartoffelzystennematoden (Globodera sp.) – extrahierte Zysten aus einer Bodenprobe.

Wenn man neue Schädlinge in der Kartoffel benennt soll, denkt man vielleicht zuerst an die Schilfglasflügelzikade, die Stolbur (Candidatus Phytoplasma solani; Gruppe RNQP) und Bakterien (Candidatus Arsenophonus Phytopathogenicus; Gruppe: kein geregelter Organismus) auf Kartoffeln überträgt und aktuell zu extremen Ertragseinbußen führt. Die Schilfglasflügelzikade ist jedoch kein eingewanderter Schädling von anderen Kontinenten sondern eine heimische Insektenart, die Ihr Wirtspflanzenspektum auf Kartoffel und Zuckerrübe erweitert hat. Als neuer Erreger, der bereits in Europa angekommen ist, sind die Epitrix-Arten (E. cucumeris, E. papa, E. subcrinita, E. tuberis) zu nennen. Epitrix-Arten sind Käfer (synonym Kartoffelerdflöhe) die Blattfrass hervorrufen und deren Larven unter der Schale der Kartoffelknollen leben und Fraßgänge hinterlassen. Anders als der Kartoffelkäfer (ca. 1-2 Generationen pro Jahr) ist Epitrix in der Lage sich sehr schnell zu entwickeln und 4-6 Generationen pro Jahr auszubilden. Das führt zu einer raschen Vermehrung und zu intensivem Knollenschaden.

Der Amerikanischer Kartoffelblattsauger (Bactericera cockerelli) steht als Prioritärer Schädling unter Beobachtung der Behörden. Warenlieferungen und Anbauflächen werden auf diese Insekten hin regelmäßig untersucht. Blattsauger sind nicht nur wegen ihrer Saugleistung ein Problem in Kartoffelbeständen sondern vor allem wegen ihrer Funktion als Vektor von Krankheiten wie z.B. der Zebra-Chip-Krankheit, die durch das Bakterium Candidatus liberibacter solanacearum (Gruppe RNQP) verursacht wird. Auch Viren sind auf der beobachtungsliste z.B. das Potato spindle tuber viroid (PSDVd) (Gruppe RNQP) welches eine längliche, spindelförmige Verformung der Knollen hervorruft.

Uwe Preiß, Dienstleistungszentrum ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bad Kreuznach, uwe.preiss@dlr.rlp.de