Das Clean Eating-Konzept

Stand: 11/20/2017
Clean-Eating – das klingt nach Leichtigkeit und natürlich nach Sauberkeit. Mit "sauber" ist nicht die Hygiene gemeint, sondern der Verzicht auf Zusatzstoffe und industriell gefertigte Lebensmittel. Die Idee durch „sauberes Essen“ zu einem fitten und gesunden Körpergefühl zu kommen, spricht besonders junge Leute an. Im Internet findet man zahlreiche Portale und Blogs, die sich mit diesem Ernährungskonzept befassen.
Was bedeutet Clean Eating und wie ist der Trend zu bewerten?


Die Regeln

Erstmals veröffentlicht wurde das Clean Eating-Konzept 2007 von Tosca Reno. Sie war Bodybuilderin und Fitnesstrainerin bis sie zu ihrem Figurprogramm für Frauen ein Ernährungskonzept anbot. Ihr Essprogramm wurzelt auch in der Bodybuilding-Szene aus den 1970ern: viel Eiweiß, wenig Zucker und Kohlenhydrate, wenig Fett und viel Frisches gelten schon seit Langem als Geheimformel für den Abbau von überflüssigem Körperfett und den Aufbau von Muskeln. Bloggerin Hannah Frey aus Bremen gilt mit ihrem Blog "Projekt: Gesund leben" als die bekannteste deutsche Clean Eating-Vertreterin.
Beim Clean Eating-Konzept geht es nicht um eine neue Diät, sondern um eine dauerhafte Ernährungsform. Im Vordergrund steht der Verzicht auf Fast Food, Fertigprodukte und Süßigkeiten.
Um seinem Körper etwas Gutes zu tun, sollen diese Regeln befolgt werden:

  • 5-6 Mahlzeiten
  • Jeden Morgen frühstücken
  • Zu jeder Mahlzeit Obst und Gemüse
  • Natürliche Lebensmittel statt industriell verarbeitete Produkte
  • Fettarme Eiweißquellen mit komplexen Kohlenhydraten kombinieren
  • Kochsalz und Zucker reduzieren
  • Weniger gehärtete Fett, mehr pflanzliche Öle
  • Künstliche Süß-, Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe meiden
  • Viel Wasser trinken, Alkohol meiden
Quelle: Julia Fischer, UGBforum spezial

Die Regeln lassen persönliche Interpretationen zu. Sie können sehr individuell und flexibel ausgelegt werden.

Auf dem Speiseplan steht ansonsten alles, sofern es natürlich ist, also auch Eier, Milch, Fleisch und Fisch. Man meidet verarbeitete Lebensmittel und Produkte mit Zusatzstoffen und versucht, so einfach wie möglich und so frisch wie möglich zu essen. Zum Beispiel soll man anstelle eines Bananen-Nuss-Muffins besser Bananen und Nüsse verzehren oder keinen Fruchtjoghurt kaufen, sondern ihn aus Naturjoghurt und Obst selbst herstellen.
Möchte man doch einmal zu einem Fertigprodukt greifen, lautet die Faustregel: „Stehen Fremdwörter oder mehr als fünf Inhaltsstoffe auf der Zutatenliste, ist das Produkt wahrscheinlich nicht clean“. Die Empfehlung, stets auf die Zutatenliste zu schauen, ist allerdings nicht neu.
Abgelehnt werden Weißmehl und Zucker, auch zuckerhaltige Getränke. Gehärtete Fette und Transfette, die oftmals in Chips, frittierten Lebensmitteln, Fertigsuppen und -soßen vorkommen, sind aus der Ernährung zu streichen.


Bewertung

Das Clean Eating-Konzept ähnelt sehr der Vollwerternährung, die auf naturbelassenen und frischen Lebensmitteln basiert. Auch die Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel steht für beide Ernährungskonzepte. Was das Frühstück anbetrifft, sind sich beide Ansätze inhaltlich ähnlich. Allerdings kommt Clean Eating mit den Begrifflichkeiten moderner daher, wenn z.B. statt „Frischkornmüsli“ „Overnight Oats“ empfohlen werden.

Wenn es um eine ganzheitliche Bewertung der Ernährungsweise geht, fehlt es dem Clean Eating-Konzept am Blick über die eigene Gesundheit hinaus. So gibt es in den Rezepten relativ häufig exotische Superfoods wie Chiasamen, Gojibeeren, Avocado usw.. Diese weisen eine schlechte Klimabilanz auf und sind recht teuer. Es gibt keine Anforderungen im Hinblick auf ökologisch erzeugte oder fair gehandelte Lebensmittel. Aus Sicht einer nachhaltigen Ernährungsweise hat die Vollwerternährung einen deutlich höheren Anspruch.

Hinter Clean Eating steckt oft nicht nur eine Ernährungsform, sondern ein ganzer Lifestyle. Dazu gehört neben Yoga und Fitness auch eine Selbstdarstellung in sozialen Medien.
Es treten auch fachliche Schwächen der Clean Eating-Autoren zutage: Sie arbeiten oft mit haltlosen Mutmaßungen über den Stoffwechsel. Es wimmelt von Spekulationen über Insulin, über gesunde versus ungesunde Fette, Vergiftungen durch Zucker und Gluten. Zucker, Weißmehl und Zusatzstoffe sollen uns angeblich Energie entziehen, die der Körper vor allem morgens braucht.


Fazit

Clean Eating ist ein Schritt zurück zur Natur, zur ursprünglichen Ernährung. Das Konzept besticht durch seine einfachen Regeln. Von Vorteil sind moderne Akzente und Bezeichnungen. So macht es deutlich mehr her, zu sagen, man lebe nach dem Clean-Eating-Konzept als nach der Vollwertkost. Vollwert klingt nach Öko, Birkenstock-Sandale und Körnerbrot. Clean Eating ist das Gegenteil: Modern, sportlich und doch genussvoll – die Ernährung der Fitness-Szene. Ernährungsmediziner befürworten die Kombination mit Sport und Bewegung. Wenn ein neuer Trend wie Clean Eating dazu führt, dass sich junge Menschen mit der Qualität der Nahrung auseinander setzen und wieder mit frischen Lebensmitteln selbst kochen, ist das zu begrüßen.
Unter Nachhaltigkeitsaspekten fehlt dem Konzept die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien.


Quellen und weiterführende Informationen
  • Julia Fischer: Clean Eating – gesunder Lifestyle, in: UGB-forum spezial, Ernährungsrichtungen – aktuell bewertet, 2016
  • Hans-Helmut Martin: Trendige Ernährungsthemen in der Diskussion, Fortbildung der Ernährungsberatung Rheinland-Pfalz, Montabaur 18.10.2017
  • Neosmart Consulting AG (Hrsg.): Die Clean Eating-Methode, im Internet unter zentrum-der-gesundheit.de (Zugriff: 06.11.2017)
  • Johanna Bayer: Clean Eating im Check – Was bringt der Ernährungstrend?, im Internet unter stern.de (Zugriff: 06.11.2017)
  • Hannah Frey: Projekt Gesund leben (Blog), im Internet unter projekt-gesund-leben.de (Zugriff: 06.11.2017)
  • Vollwerternährung – Grundsätze des Konzeptes


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