Deutsche Weinexporte im 1. Halbjahr 2010

Deutsche Weinexporte Aktuell

Im europäischen Vergleich ist Deutschland der viertgrößte Weinexporteur nach den großen Weinbaunationen Italien, Spanien und Frankreich. Weltweit belegt Deutschland Rang 8 unter den Weinausfuhrländern. Wie aus den Zahlen der Internationalen Organisation für Reben und Wein (OIV) hervorgeht, ging der internationale Weinhandel im Jahr 2009 aufgrund der Weltwirtschaftskrise leicht zurück (-3%). Viele Weinexportländer mussten deutliche Rückgänge ihrer Exportmengen, oftmals in Verbindung mit sinkenden Durchschnittspreisen, hinnehmen. Auch am deutschen Weinhandel ist die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbeigegangen. Die Auswertung der vom Verband der deutschen Weinexporteure veröffentlichten Zahlen belegt das.



Weinhandel spürt die Wirtschaftskrise

Im Folgenden sind die Entwicklungen im Export deutscher Weine im Verlauf der letzten Jahre dargestellt. Hierzu wurden zwecks besserer Vergleichbarkeit jeweils die 12-Monatsbilanzen von Juli bis Juni des Folgejahres betrachtet. Die Netto-Weinexporte, also die Ausfuhr von Weinen deutscher Herkunft ohne Reexporte, sind im Betrachtungszeitraum (7/2009-6/2010) um 13,8% auf 1,92 Millionen zurückgegangen. Der Wert der ausgeführten Weine sank um 11,2% auf 376 Millionen Euro. Der Durchschnittspreis lag mit 196 Euro/Hektoliter um 6 Euro über dem Vorjahreswert.

Der Rückgang der Exportmenge 2009/2010 (Abbildung 1) ist in erster Linie auf drastische Einbrüche im Export von Tafel- und Landweinen zurückzuführen (Wert/Menge: -27%). Die Ausfuhr von deutschen Qualitätsweinen sank nur wenig (Menge: -3,3%, Wert: -3,4%). Der Anteil der Qualitätsweine an den Gesamtexporten macht nun 63% aus (Vorjahr: 56%).



Rote und weiße Qualitätsweine schlagen sich wacker

Abbildung 2 zeigt, wie sich die Zusammensetzung der deutschen Weinexporte in den vergangenen Jahren verändert hat. Von den deutschen Weinexporten entfallen 79% auf Weißweine und 58% auf weiße Qualitätsweine. Dieses wichtige Segment der deutschen Weinausfuhren hat von Juli 2009 – Juni 2010 erfreulicherweise deutlich geringere Rückgänge (Menge -4,4%/ Wert – 4,7%) verkraften müssen als andere Weinarten und Qualitätsstufen.

Wie beim Inlandskonsum haben deutsche Rotweine in den vergangenen Jahren auch im Export an Bedeutung gewonnen. Im Zeitraum 7/2009-6/2010 ging die gesamte exportierte Rotweinmenge (-27%) nun erstmals zurück. Beim Rotwein legten aber die Qualitätsweine in Menge (+12%) und Wert (+12%) deutlich zu. Vor allem die in der Flasche exportierten roten Qualitätsweine trugen zu diesem Erfolg bei. Allerdings beträgt ihr Anteil nur etwa ein Fünftel an der gesamten exportierten Rotweinmenge. Die Ausfuhr roter Tafel- und Landweine, die mit 78% den Löwenanteil der Rotweinexporte ausmachen, mussten dagegen herbe Einbußen (-34%) hinnehmen.



USA – die Krise scheint überwunden

Gemessen an den Erlösen sind die USA zum wichtigsten Zielland für deutsche Weine geworden. Ein Viertel der insgesamt erzielten 423 Millionen Euro Exportumsatz wurden in den Vereinigten Staaten gemacht. Platz 2 und 3 belegen Großbritannien und die Niederlande, gefolgt von Russland und den skandinavischen Ländern Schweden und Norwegen (Abbildung 3).

Von Juli 2009 bis Juni 2010 entwickelte sich der amerikanische Exportmarkt vergleichsweise gut. Absatzmenge und Exportwert gingen um unterdurchschnittliche 2% zurück. Dies lässt hoffen, dass die Krise in den USA überwunden ist, und sich der Markt dort wieder ähnlich dynamisch entwickelt wie in den vergangenen Jahren. Immerhin stieg das US-Weinmarktvolumen trotz Krise um insgesamt 2%. Allerdings kaufen amerikanische Weinkonsumenten krisenbedingt preisbewusster ein: Der Anteil von Weinen bis 10 US-$ wächst am dynamischsten. Deutsche Weine in diesem Preisbereich, allen voran der Riesling, profitieren von der Entwicklung. Der Marktanteil deutscher Weine im US-Markt liegt bei rund 4%.

Im 12-Monatszeitraum 7/2009-6/2010 wurden auf dem US-Markt durchschnittlich 325 Euro/Hektoliter erzielt. Dieser im Vergleich zu anderen Exportmärkten hohe Durchschnittspreis weist die Staaten auch für die Zukunft als attraktives Zielland für deutsche Weine aus. Der inzwischen wieder relativ zum Euro starke US-Dollar dürfte den Export deutscher Weine auf den amerikanischen Markt erleichtern.



Verluste in den wichtigen Märkten Großbritannien und Niederlande

Großbritannien bleibt aufgrund der hohen Exportmengen einer der wichtigsten Handelspartner für die deutsche Weinexportwirtschaft. Ein Fünftel der deutschen Weinexporte wird dorthin geliefert (Abbildung 4). Dennoch muss man Großbritannien als Sorgenkind der deutschen Weinexporteure bezeichnen: Die Durchschnittserlöse (156 Euro/Hektoliter) sind unbefriedigend, Exportmenge (-24%) und –wert (-27%) gehen seit Jahren drastisch zurück und Marktanteile gehen verloren. Insbesondere im Preiseinstiegssegment verschwinden deutsche Weine aus den Regalen der den Markt beherrschenden großen Supermarktketten. Vor allem Liebfrauenmilchweine, die eher im Billigpreissegment platziert sind, sind von dieser Entwicklung betroffen. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz berichtet, dass bis Ende August diesen Jahres rund 10% weniger Liebfrauenmilch angestellt wurde als im gleichen Zeitraum 2009. Großbritannien ist eines der wichtigsten Zielländer für Liebfrauenmilch. Die Liebfrauenmilch ist ein Auslaufmodell.

Die gute Botschaft lautet, dass moderne deutsche Weißweine im mittleren Segment durchaus Erfolge im britischen Handel verbuchen können. Ein Trend zu höherpreisigen Produkten zeichnet sich auch für deutsche Weine ab. So konnten 2009 deutsche Weine über 5 £/0,75 Flasche im Ländervergleich überdurchschnittlich zulegen und Marktanteile zurückgewinnen. Die Durchschnittspreise im britischen Lebensmittelhandel für deutsche Weine sind von 2,80 £ (2008) auf 3,44 £ (2010) gestiegen. Die Mengenverluste im Billigbereich konnten damit dennoch nicht ausgeglichen werden.

Der britische Markt bleibt schwierig, denn er ist auch für viele andere Anbieter attraktiv. Insbesondere starke Marken aus der Neuen Welt sind eine harte Konkurrenz für deutsche Weine im britischen Handel. Der Anteil von Weinen aus der Neuen Welt liegt bei 56%, was einem Zuwachs von 117% seit dem Jahr 2000 entspricht. Weine aus der Alten Welt mussten im gleichen Zeitraum Verluste von 8% hinnehmen.

Die Niederlande sind ein ebenfalls wichtiger Markt für deutsche Weine, für den es aktuell wenig Erfreuliches zu vermelden gibt. Gemessen an der exportierten Menge belegen die Niederländer Platz 2 im Ranking, bezogen auf den Wert Platz 3. Nach Jahren stetigen Wachstums gingen von 7/2009-6/2010 sowohl Menge als auch Wert mit minus 14% deutlich zurück. Betrachtet man nur das erste Halbjahr 2010, sind die Rückgänge sogar noch drastischer ausgefallen. Diese Verluste in den Niederlanden sind schon allein aufgrund ihrer mengenmäßigen Bedeutung mit verantwortlich für den Rückgang der Gesamtexporte deutscher Weine in EU-Staaten.



Skandinavier mögen deutschen Weißwein

Deutsche Weine konnten sich in den vergangenen Jahren auf allen skandinavischen Märkten gut positionieren (Abbildung 5). Insbesondere Norwegen ist für deutsche Weinexporteure hoch attraktiv. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Wein steigt seit Jahren kontinuierlich und liegt bei derzeit 23,5 Liter. Die Norweger bevorzugen Weißweine, deren Konsumanteil bei etwa Drei Viertel liegt. Deutsche Weine sind im Weißweinsegment mit einem Marktanteil von 32% sogar Marktführer vor Frankreich und Italien. Nach zum Teil wechselkursbedingten Rückgängen im vergangenen Jahr entwickelt sich der norwegische Markt wieder positiv. Von Juli 2009 bis Juni 2010 stieg der Wert der nach Norwegen ausgeführten Weine um 10%, die Menge ging leicht um 2% zurück. Ein um 37 Euro höherer Durchschnittspreis (338 Euro/hl) als im Vorjahr ist die Folge.

Auch in Schweden kommen deutsche Weißweine hervorragend an, dort belegen sie nach Südafrika Platz 2 im Konsum (13% Marktanteil). Vor allem der Absatz höherwertiger deutscher Weine läuft laut DWI gut. Obwohl der durchschnittliche Exportpreis mit 130 Euro/Hektoliter deutlich geringer als in Norwegen ist, wird die Hälfte der deutschen Weißweine im Preissegment über 90 SEK (1 SEK = 0,11 Euro) verkauft. Nur französische Weißweine werden in Schweden ähnlich hoch geschätzt. Im Betrachtungszeitraum sind allerdings Exportmenge (-7,8%) und –wert (-9%) zurückgegangen.



Neue Märkte in Asien

Mit einer Gesamtbevölkerung von 1,3 Mrd. Menschen ist China ein riesiger Markt und gehört zu den Wachstumsmärkten der Zukunft – auch für Wein. In 2009 stiegen laut DWI die chinesischen Gesamtimporte von Wein um 58%. Deutsche Weine konnten mit einem Absatzplus von 3% partizipieren und haben in China den zweithöchsten Durchschnittspreis aller Herkünfte.
Gemessen am Wert (7 Millionen Euro) liegt China auf Platz 12 im Ranking für deutsche Exportweine. Die Zuwachsraten in den vergangenen Jahren lagen im zweistelligen Bereich(Abbildung 6). Von Juli 2009-Juni 2010 stieg die Menge der nach China exportierten Weine um weitere 37%, der Wert um 11%. Der Durchschnittspreis liegt mit 300 Euro/Hektoliter hoch, aber um 70 Euro unter dem Vorjahreszeitraum.

China, Hongkong, aber auch Russland und andere asiatische Länder haben aufgrund ihrer hohen Bevölkerungszahl und zum Teil wachsender Kaufkraft das Potential, künftig noch bedeutender für den deutschen Weinexport zu werden.

Schweiz – klein aber fein

Unser Nachbarland ist nicht nur näher als Asien sondern auch viel kleiner. Dennoch ist die Schweiz ein attraktiver Handelspartner. Die räumliche Nähe, hohe Haushaltseinkommen gepaart mit einem sehr hohen Weinkonsum (ca. 40 Liter/Kopf) sind gute Voraussetzungen um deutsche Weine in die Schweiz zu liefern. Zumal die Schweizer bereit sind, viel Geld für Wein auszugeben. 2009 lag der Durchschnittspreis für Wein im Handel bei rund 8 Euro/Flasche. Wie auch in den vergangenen Jahren (Abbildung 6) stiegen die deutschen Weinexporte auch 2009/2010 (Menge: +73%, Wert: +53%) in erfreulichem Umfang. Durchschnittlich wurden dabei 422 Euro/Hektoliter erzielt.

Fazit

Die Weltwirtschaftskrise ist auch an den deutschen Weinexporteuren nicht spurlos vorüber gegangen. Die Weinexporte gingen 2009/2010 nach Jahren des Wachstums um 13,8% zurück. Vor allem die Exportzahlen von Weinen unterhalb des Qualitätsweinniveaus sind drastisch gesunken, während die Ausfuhr von Qualitätsweinen nur leicht zurückging. Dies spricht dafür, dass sich das Image deutscher Weine im Ausland positiv wandelt.
Wie Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI) im Rahmen des Exportforums in Oppenheim mitteilte, zeichnet sich im 1. Halbjahr 2010 eine Besserung der Situation ab. Die Exporte in Drittstaaten (z.B. USA, Kanada, Norwegen, China), die 2009 besonders stark zurückgegangen waren, scheinen sich zu erholen. Die dort erzielten Durchschnittspreise sind vergleichsweise hoch und weisen diese Märkte als attraktive Handelspartner aus. Es gilt, sich auf diesen Märkten mit modernen, qualitativ hochwertigen deutschen Weinen zu platzieren und weiter Marktanteile zu gewinnen. In den traditionellen Abnehmerländern, vor allem innerhalb der EU, gilt es das Image deutscher Weine weiter zu verbessern und Marktanteile zurückzugewinnen.


karin.rheinschmidt@dlr.rlp.de     www.Weinmarketing.rlp.de