100 Lebenstürme für die Mosel

Ein ganzes Weinbaugebiet setzt Zeichen für mehr biologische Vielfalt – aus der Diskussion über den Rückgang der Artenvielfalt entspringt 2020 das Projekt „100 Lebenstürme für die Mosel“ – und zeigt große Erfolge.

Die Idee zu dem Projekt entstand aus einer Initiative gegen das Insektensterben und den Rückgang der biologischen Vielfalt an der Mosel – und viele Menschen, besonders Winzer und Schulklassen, sind bereit etwas für den Erhalt der Kulturlandschaft und der biologischen Vielfalt zu tun. Wie kleine Wolkenkratzer sind an der ganzen Mosel Lebenstürme aus dem Boden geschossen und bilden Lebensräume für tausende Insekten und Kleintiere. Sie sind ein Beweis dafür, dass sich Landwirtschaft und Weinbau positiv auf die Förderung der Artenvielfalt auswirken können.


Mauereidechse
© Susanne Moelich
Erklaerungstafel zum Lebensturm
©Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel
Apollofalter auf Bluete des weissen Mauerpfeffer
© Susanne Moelich


Selbst einen Lebensturm bauen
Lebenstürme sind in erster Linie umweltpädagogische Projekte. Doch sie können durchaus eine positive Wirkung auf Flora und Fauna erzielen. Doch damit sie später wirklich mit Leben gefüllt sind, sollten sie auf guter fachlicher Grundlage errichtet werden. Die folgenden Hinweise sollen dabei unterstützen. Sie basieren auf zugänglichem Fachwissen, eigenen Beobachtungen und der Abstimmung mit Spezialisten. Natürlich sollen nicht alle Lebenstürme diesem Muster gleichen. Im Gegenteil: Auch hier ist Vielfalt wichtig, Kreativität gefragt und die lokalen Gegebenheiten sind mit einzubeziehen. Zudem lernen wir immer dazu und entwickeln weiter – auch die Vielfalt von Lebenstürmen. Also viel Spaß und Erfolg!


Warum eigentlich „Lebensturm“?
Was unterscheidet einen Lebensturm von einem Insektenhotel? Er ist höher, dreidimensional und vom Boden bis zum Dach ein Lebensraum für viele verschiedene Tiere. Nicht nur brütende Wildbienen, sondern auch viele andere Insekten, Kleinsäuger, Reptilien, Schnecken & Co. finden hier ein Zuhause. Die Moselregion ist durch ein für Mitteleuropa sehr warmes Klima gekennzeichnet. Deshalb leben hier zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die in unseren Breiten sonst nur selten anzutreffen sind. Diesen Arten soll bei unserem Mosel-Lebensturm besonderes Augenmerk gewidmet werden. Das Grundgerüst für einen Lebensturm und sein Innenleben kann und soll vielgestaltig sein. Der Kreativität auf fachlich fundierter Grundlage sind keine Grenzen gesetzt. Kein Lebensturm muss dem anderen gleichen und Ästhetik und Ökologie können vielgestaltig miteinander verwoben werden.


Darauf sollte man beim Bau achten:
Viele Tiere wünschen ihr Zuhause gerne geschützt vor Witterungseinflüssen. Ein Dach mit viel Dachüberstand schützt vor Regen und direkter Sonne. Zwischenwände in den einzelnen Etagen vermeiden Zugluft. Werden einzelne Lebensraumelemente als Module in Kästen gebaut, ist das noch besser. Eine halboffene Verblendung eines Faches kann einer Überhitzung vorbeugen – und gegebenenfalls vor Fressfeinden schützen. Natürlich müssen die einzelnen Lebensraumelemente auch für ihre Zielgruppen erreichbar sein. Deshalb ist die Anordnung wichtig. In Totholz lebende Käfer mögen es eher bodennah. Fluginsekten ziehen hingegen freie Bahn vor. Reptilien klettern gerne empor, wenn ihnen Durchgängigkeit und Schutz gewährt sind. Um alles zu berücksichtigen und allen gerecht zu werden, gehört zu Beginn eines jeden Lebensturms also ein durchdachter Plan. Auch das Umfeld sollte in das Gestaltungskonzept mit einbezogen werden. Gerade auf innerörtlichen Freiflächen ist es nicht unwahrscheinlich, dass Kinder den Lebensturm als Klettergerüst ausprobieren wollen. Am besten vermeidet man diese Versuchung durch eine besonders kompakte Bauweise v.a. in den unteren Etagen.



Tue Gutes und rede darüber

Von Beginn an ist es anzuraten, sich mit Gemeinde und Anliegern abzustimmen und die Öffentlichkeit zu informieren. Zudem ist bei der Unteren Naturschutzbehörde (Kreisverwaltung) ein formloser Antrag auf Genehmigung nach dem Bundesnaturschutzgesetz bzw. der Landschaftsschutzverordnung zu stellen.

Aus dem Antrag müssen zu ersehen sein:

· Name und Anschrift des Antragstellers

· Gegenstand des Antrages (Lebensturm, Insektenhotel usw.)

· Angaben zur Größe (Grundfläche und Höhe)

· die Form (z.B. Vierkant-Turm, Rundturm) und Bauweise (i.d.R. Holzkonstruktion)

· Lageplan mit Angabe von Gemarkung, Flur und Flurstücknummer

Wird die Größe von 10 m³ umbauten Raum überschritten, ist eine formelle Baugenehmigung erforderlich.

Probieren Sie es aus!







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