Tomaten – die Vielfalt entdecken

Stand: 09/22/2021
Bei „Tomate“ denken die meisten wie selbstverständlich an eine pralle, saftige Gartenfrucht in leuchtendem Feuerwehrrot. Tatsächlich kann aber kaum ein Gemüse in seiner Sortenvielfalt ein vergleichbares Farbspektrum abdecken wie die Tomate, von weiß über gelb, orange, rot und grün bis hin zu schwarz-violett. Tomaten variieren zudem sehr in der Größe - von johannisbeergroßer Cocktailtomate bis hin zur kiloschweren Ochsenherztomate. Auch das aromatische Zusammenspiel von Süße und Säure ist sortenspezifisch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Dabei kann schon mal eine grasgrüne Tomate unerwartet fruchtig süß schmecken. Dies mag überraschen – aber es gibt tatsächlich einzelne grüne Tomatensorten, wie z.B. Green Doctors oder Green Zebra. Gemischte Tomatensorten im Korb © Henni Kühn

Bunte und schmackhafte Tomatenpotpourris sind in Hobbygärten und in Bauernhofläden auf dem Vormarsch und bilden quasi einen Gegentrend zu den relativ fade schmeckenden Einheitstomaten, die meist namenlos die Gemüseauslagen der Supermärkte ganzjährig füllen. In der Regel handelt es sich bei diesen um F1-Hybrid-Tomaten, also um Kreuzungen zweier Tomatensorten mit dem Ziel, Pflanzen mit besserer Wuchskraft und Krankheitsresistenz sowie mit höheren Ernteerträgen zu erlangen. Mit den Hybridpflanzen geht meist auch eine bedeutend längere Lagerfähigkeit der Früchte einher. Solche Züchtungsziele gehen aber größtenteils zulasten des Aromas. Im Gegensatz zu reinerbigen Tomatensorten sind Hybridpflanzen nicht samenfest, das heißt, man kann aus den daraus getrockneten Samenkernen in der nächsten Pflanzengeneration nicht nochmal die gleichen einheitlichen Tomaten heranziehen. Dazu braucht es neues Saatgut.


Botanik und Tomatenanbau

Tomatenpflanzen gehören wie Kartoffel und Paprika in die Familie der Nachtschattengewächse (Solanum euacanthum) und waren einst ein „Mitbringsel“ der ersten Amerikafahrer. Weltweit gibt es heute schätzungsweise über 10.000 Tomatensorten - so ganz genau weiß das keiner, denn nicht alle Neuzüchtungen sind in Sortenregistern geführt. Zudem erschweren verschiedenen Sprachen und doppelte Bezeichnungen den Überblick.

Tomatenpflanzen sind nässeempfindlich. Feuchtigkeit begünstigt den Befall von Kraut- und Braunfäule. Der Tomatenanbau erfolgt daher fast ausschließlich unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen und in Gewächshäusern.
Laut Statistischem Bundesamt wurden 2020 alleine in Deutschland ca. 102.000 Tonnen Tomaten auf insgesamt etwa 340 Hektar im Unterglasanbau erzeugt. Weitere 738.000 Tonnen wurden importiert, die meisten stammten dabei aus den Niederlanden. Mit mehr als 800.000 Tonnen pro Jahr sind Tomaten ganzjährig das beliebteste Gemüse der Deutschen.

In der Tomatenzucht wird hinsichtlich der Wuchsform oder der Fruchtform unterschieden. Stabtomaten wachsen während ihrer gesamten Vegetationsperiode in die Höhe und können bis zu zwei Meter hoch werden. Sie benötigen lange Stangen oder Schnüre als Stütze. Busch- bzw. Strauchtomaten wachsen nur bis zur ersten Blütezeit in die Höhe und dann mit Seitentrieben in die Breite.


Vielfalt in der Küchenverwendung

Bei den Fruchtformen unterscheidet man:

Naschtomaten
  • Kirsch(Cherry-)tomaten:
kirschgroß, bis zu 20 Gramm Fruchtgewicht, sehr süß
  • Cocktailtomaten:
rund oder oval, 20 bis 60 Gramm Fruchtgewicht
  • Datteltomaten:
länglich-ovale Form der Kirsch- oder Cocktailtomate
Allrounder
  • Salattomaten:
mittelgroß, gleichmäßig rund
  • Eier- (Roma-)Tomaten:
ei-oval oder flaschenförmig
  • San-Marzano-Tomaten:
kleinere Roma-Sorte mit angedeuteter „Taille“, intensives Aroma
Suppen- / Soßentomaten
  • Fleischtomaten:
groß, ca. 200 Gramm und mehr, mehrere Kammern im Inneren
  • Ochsenherztomaten:
Fleischtomatensorte, 100 bis über 1000 Gramm, herzförmig oder rund, wenige Samen im Inneren
Fülltomaten
  • Paprika-Tomaten:
Größe wie Fleischtomaten, paprikaförmige Wölbungen
Wie die Aufstellung zeigt, sind Tomaten sehr vielseitig verwendbar. Einen Vorrat an Tomaten sollte jeder im Hause haben, ob frisch oder als Konserve.


Ernährungsaspekte

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist die Tomate besonders aufgrund ihres roten Farbstoffs Lycopin interessant. In zahlreichen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass bei regelmäßiger Lycopinaufnahme das Risiko von Krebs und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich gesenkt werden kann. Lycopin gehört in die Gruppe der fettlöslichen Carotinoide. Die Verwertung kann durch Verarbeitung der Tomaten z.B. zu Soße oder Suppe verbessert werden. Daher sind Tomaten in verarbeiteter Form ebenso empfehlenswert wie rohe Früchte. Daneben sind Tomaten reich an Vitamin A, C und Folsäure. Die Vitamingehalte sind höher, je länger die Tomate am Strauch reifen konnte.


Einkauf und Lagerung

Frische Tomaten lassen sich je nach Sorte gut eine Woche lang lagern. Allerdings sollten sie keinesfalls im Kühlschrank aufbewahrt werden, denn bei Kühlschranktemperatur kommt es zu Kälteschäden. Das Fruchtfleisch wird glasig und das Aroma geht verloren.

Die größte Sortenvielfalt findet man bei regionalen Tomatenzüchtern in deren Hofläden, auf Wochenmärkten oder mit Gemüse-Abo-Kisten. Ihre Tomatenzucht ist ihr Beruf und Hobby zugleich, manche betrachten es als „Berufung“ und versuchen mit viel Idealismus, alte Traditionssorten vorm Vergessen zu bewahren. Manche dieser Tomatenzüchter bieten im Mai/ Juni auch Tomatenpflanzen für den eigenen Garten oder Balkon an.

Einen Wegweiser für Gemüsezüchter und Förderer von historischen Nutzpflanzen finden Sie hier, im Internet unter biodiversitaet.dlr.rlp.de (Zugriff 22.09.2021).


Im Folgenden stellen wir exemplarisch einige Tomatenzüchter aus Rheinland-Pfalz mit ihren Besonderheiten und Lieblingssorten vor. Auf Vollständigkeit wird verzichtet.


Kreis Kaiserslautern
Details verbergen für Uwe Kühn, Hütschenhausen Uwe Kühn, Hütschenhausen
züchtet etwas über 20 Sorten
Besonderheit:Bioland-Betrieb
Tomaten sind alle aus eigener Nachzucht von Pflanzen, die neben der Unkrautfolie ohne Bewässerung gewachsen sind.
Raritäten/Kuriositäten:Green Doctors, Fahrenheit Blues,
Mint Julep, Golden Bumble Bee
Der Renner bei den Kunden:Gestreifte (Green Zebra, Black Zebra) und schwarze Sorten (Black Cherry, Black Krim) und orangefarbene Aurega
Besondere Empfehlung:

© Henni Kühn
Fahrenheit Blues
Aussehen: wird von den meisten Kunden als „schwarze“ Tomate eingestuft. Färbt sich von tiefblau über rötlich am Stielansatz und mit zunehmender Reife immer roter.
Geschmack: leicht süß, anthocyanhaltig
Verkaufsangebot:Saatgut, Tomatenpflanzen, Tomaten
Verkaufsstellen:Verkauf ab Hof
Naturkostladen Zweibrücken
Kontakt:www.kuehn-bio.de
Details verbergen für Peter Klug, Enkenbach-AlsenbornPeter Klug, Enkenbach-Alsenborn
führt über 50 Tomatensorten
Besondere Empfehlung:Enkenbacher (eigene Züchtung):
mittelgroß, tiefrot, sehr aromatisch
Verkaufsstellen:Abhof-Verkauf, Wochenmarkt Winnweiler, Hofmarkt Jenzer Lohnsfeld, Campus Markt der TU Kaiserslautern
Kontakt:www.hofladen-klug.de

Donnersbergkreis
Details verbergen für Claudia Euteneuer, ObermoschelClaudia Euteneuer, Obermoschel
züchtet etwa 50 Sorten
Besonderheit:Bioland-Betrieb
Raritäten/Kuriositäten:Fuzzy Wuzzy
Der Renner bei den Kunden:Black Cherry, Mexikanische Honigtomate, Stierblut
Besondere Empfehlung:

© Michael Euteneuer
Sonnenherz
Aussehen: Gelb-orange abreifende Fleischtomate mit hohem Fleischanteil und wenig Gallertmasse.
Geschmack: lecker Fruchtig-aromatisch und schön saftig.
Verkaufsangebot:Tomatenpflanzen im Mai und Juni
komplettes Bio-Sortiment an Obst, Gemüse und Eiern
Verkaufsstellen:eigener Hofladen
Wochenmärkte Bad Kreuznach und Mainz
Kontakt:www.biolandhof-obermoschel.de



Rheinpfalz-Kreis
Details verbergen für Melanie Grabner, Böhl-IggelheimMelanie Grabner, Böhl-Iggelheim
führt ein Archiv mit über 500 Sorten, ca. 200 bis 250 Sorten führt sie jährlich in ihrer Bestellliste.
Besonderheit:Buchveröffentlichungen, Beiträge in Medien, Vorträge und Gartenkurse rund um Tomatenzucht und Tomatenanbau
Besondere Empfehlung:

© Melanie Grabner
Angora Supersweet:
Cocktailtomate
dicke, weiche, behaarte und leicht bittere Schale
saftiges, instensiv-süßes Fruchtfleisch
Verkaufsangebot:Tomatenpflanzen im Mai und Juni
komplettes Bio-Sortiment an Obst, Gemüse und Eiern
Verkaufsstellen:Saatgut-Versand, Tomatenjungpflanzen auf Märkten und im Direktverkauf,
(kein Verkauf von Früchten)
Kontakt:www.lilatomate.de/



Quellen und weitere Informationen


Annette.Conrad@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung