Füttern mit der Grassilage 2025

Stand: 08/28/2025
Der 1. Schnitt in Rheinland–Pfalz wurde unter optimalen Witterungsbedingungen mit guten Energie- und Proteingehalten geerntet.
Wie mit einer unkomplizierten Ration aus Gras- und Maissilage, Getreide und Rapsextraktionsschrot 30 kg Milch gemolken werden können, erläutert Birgit Köppchen.

Silagen:
Der 1. Schnitt hat durchschnittlich 401 g Trockenmasse (TM) pro kg Frischmasse (FM). Der Energiegehalt liegt mit 6,2 MJ NEL/kg TM auf einem guten Niveau. Angestrebt werden über 6,3 MJ NEL. Der Rohproteingehalt liegt im Durchschnitt bei 149 g/kg TM und damit deutlich über den Vorjahren, aber unter dem Zielwert von 160 g/kg TM. Rohfasergehalte von durchschnittlich 250 g/kg TM liegen knapp im Zielkorridor von 230-250 g/kg TM. Die meisten grassilagebetonten Rationen werden daher ohne Strukturfuttermittel auskommen. Für die Beispielsration wurde eine qualitativ hochwertige Maisilage mit 340 g TM/FM, 6,8 MJ NEL/kg TM und 370 g Rohstärke unterstellt. Nach den üppigen Regenfällen im Juli und Anfang August dieses Jahres stehen die Bestände gut.

Eiweißfutter:
Rapsextraktionsschrot ist in vielen Betrieben das Standard-Eiweißfuttermittel. Zwei Versuche zum Schutz des Proteinabbaus im Pansen am Versuchsgut in Iden, einmal durch druckthermische Erhitzung und einmal durch chemische Behandlung, führten in beiden Fällen nicht zu einer höheren Milchleistung. Offenbar wird herkömmliches Rapsextraktionsschrot im Pansen weniger stark abgebaut als bislang angenommen und ähnelt damit geschütztem Rapsextraktionsschrot stärker als erwartet. Ein kritischer Blick sollte dem Rohproteingehalt gelten. Ein bundesweites Monitoring der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) im Jahr 2023 zeigte, dass der durchschnittliche Rohproteingehalt von Rapsextraktionsschrot (88% TS) nur noch bei 31,5 % (Tabellenwert: 33,8%), mit einer Spanne von 28,8 bis 33,4 % lag. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies einen weiteren Rückgang um 1,2 %. Angesichts zunehmender Schwankungen gewinnt die Beprobung über die Futtermittelprüfringe in Rheinland-Pfalz noch stärker an Bedeutung. Ringmitglieder sollten diese Möglichkeit nutzen.

Energiefutter:
In vielen Futterbaubetrieben ist Getreide ein günstiger Energieträger. Allerdings ist es aus Gründen der Futterhygiene nur gereinigt in den Trog zu geben. Aufgrund des hohen Anteils an schnell verfügbarer Stärke im Pansen (ca. 85%), können mehr als 3,0 kg/Kuh/Tag am Trog in Kombination mit zuckerreichen Grassilagen und weiterer Zuteilung über den Transponder zu acidotischen Stoffwechsellagen führen. Regional haben reichhaltige Niederschläge Ende Juli bis Anfang August zu Auswuchsgetreide geführt. Veränderungen im Korn bewirken, dass Enzyme einen Teil der Stärke zu Zucker abbauen und die Säurelast im Pansen verstärken. Wegen des Risikos einer Pilz- beziehungsweise Toxinbelastung sollte das Auswuchsgetreide nicht an Jungtiere gegeben werden. Laboranalysen schaffen Klarheit über den Gehalt an Nährwerten, die Belastung mit Pilzen, Bakterien und Mykotoxinen. Ein Verschneiden mit trocken geerntetem Getreide ist zwingend erforderlich.

Mineralfutter, Futterkalk, Viehsalz:
In der Beispielsration (Teil-TMR) wurden 120 g eines Standard-Mineralfutters (20/0/8/4) ohne Phosphor eingesetzt, da Getreide und Rapsextraktionsschrot reich an Phosphor sind. Mit 3,3 - 4,0 g Phosphor/kg TM in der Ration wird der Bedarf für 25 bis 40 kg Milch gedeckt. Da die Milchleistungsfutter zusätzlich mit einer Mineral- und Wirkstoffvormischung ausgestattet sind, enthalten die Rationen mit 5 kg Kraftfutter in der Spitze insgesamt ca. 260 g Mineralfutter. Futterkalk und Viehsalz runden die Ration kostengünstig ab.

Rationsbeispiel:
Das Rationsbeispiel zeigt die Trogration einer Teil-TMR für durchschnittlich 30,9 kg Milch nach Energie und 31,6 kg nach nXP pro Kuh/Tag. Darüber hinaus gehende Leistungen werden mit einem ausgeglichenen 19/4 er Milchleistungsfutter bis maximal 5 kg je Kuh/Tag ausgefüttert (Tabelle 1). Rechnerisch sind so 37,3 kg Milch nach Energie und 38,8 kg nach nutzbarem Protein am Darm (nXP) möglich. Das Milchleistungsfutter besteht aus Körnermais, geschütztem Rapsextraktionsschrot, Melasseschnitzel, Sonnenblumenextraktionsschrot, Weizenkleber und ungeschütztem Rapsextraktionsschrot. Gefüttert werden 60% der Grundfutter-Frischmasse aus Grassilage und 40% aus Maissilage. Als Energiefutter kommt Weizen, als Eiweißfutter Rapsextraktionsschrot zum Einsatz. Unterstellt ist eine Futteraufnahme von 20,6 kg TM/Kuh/Tag am Trog.

Beispielsration - Kosten:
Die Futtermittel und deren Preise sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die Preise für Gras- und Maissilage entsprechen den Produktionskosten (Vollkosten netto) aus den Milcherzeugerberatungsringen Rheinland-Pfalz und Saarland (Quelle: BZA-Rind 2024). Beim Getreide sind zusätzlich Mahl- und Mischkosten berücksichtigt. Alle übrigen Preise (ohne MwSt.) wurden Marktberichten entnommen oder beim Handel (Anfang August 2025) erfragt. Die Trogration kostet 4,52 €/Kuh/Tag bzw. 15,07 ct/kg Milch.
Letztlich entscheidet die Fütterungskontrolle im Betrieb, ob die Herde tatsächlich das kalkulierte Leistungsniveau erreicht und die Wirtschaftlichkeit der Ration gegeben ist. Voraussetzung dafür ist eine vertrauensvolle, kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Fütterungsberater.

Den Fütterungsberater mit Informationen „füttern“:


Fütterungskontrolle beginnt mit dem Gespräch über die neue Ration. Berater und Landwirt sollten sich dafür ausreichend Zeit nehmen, selbst dann, wenn nur eine Silage ausgetauscht wird. Alle Komponenten der Ration sind anzusprechen. In der praktischen Arbeit hört man häufig: „Es kommt nur eine neue Silage rein, alles andere bleibt gleich“. Doch auf Nachfrage zeigen sich oft Änderungen, die im Alltag untergehen, zum Beispiel statt Weizen ist Wintergerste in der Eigenmischung oder es kommt ein neues Mineralfutter zum Einsatz.

Deshalb ein paar Tipps, die der Ration im Vorfeld zu einem guten Start verhelfen:
  • Am Ende der Siliersaison: Wurden alle Silagen beprobt? Liegen die Untersuchungsberichte vor? Andernfalls verstreicht wertvolle Zeit ohne fundierte Rationsberechnung.
  • Laborbefunde Silage: Von manchen Schnitten gibt es mehrere Haufen. Bei der Maissilage oft zwei Erntetermine. Daher bei der Probeziehung auf eine eindeutige Bezeichnung achten und Zusätze wie Silo groß/klein, Schnittzeitpunkt und Jahreszahl vermerken. Die Probenummer des Labors schafft zweifelsfrei Klarheit.
  • Trockensubstanzgehalte Silagen: Zur Kalkulation der Futteraufnahme gelten sie als Schlüsselinformation. Bestenfalls stimmen sie mit den Laborbefunden überein oder wurden mittels Heißluftfritteuse ermittelt.
  • Silagen, ergänzende Informationen: Der standardmäßige Laborbericht weist Nährwerte und Mineralstoffe aus. Werden dem Fütterungsberater Angaben zum Geruch, eventueller Nacherwärmung oder Schimmel mitgeteilt, sind Empfehlungen zur Verbesserung der Schmackhaftigkeit oder Stabilisierung der Ration möglich.
  • Vorräte: Vorschub bei saisonbedingten oder knappen Futtermitteln wie zum Beispiel Pressschnitzel oder Maissilage laufend im Blick behalten, damit der Fütterungsberater die Einsatzmengen frühzeitig reduzieren oder Alternativen berücksichtigen kann. Übergänge in der Fütterung können schonend gestaltet und abrupte Umstellungen vermieden werden.
  • Fütterung Getreide: Liegen Untersuchungsberichte vor? Hat sich die Getreideart oder das Mischungsverhältnis geändert?
  • Eigenmischungen Trog/Transponder: Mischprotokoll an den Berater senden, um einen Abgleich mit den erfassten Daten zu ermöglichen.
  • Mineralfutter: Bei neuem Mineralfutter Deklaration vorlegen.
  • Milchleistungsfutter (Transponder-/Melkstand): Deklaration zur Verfügung stellen. Der gleiche Produktname garantiert nicht zwingend eine unveränderte Zusammensetzung.
  • Futterzusätze: Einsatz von Futterharnstoff und Natriumbicarbonat erwähnen. Futterharnstoff erfordert beispielsweise eine Mindestmenge an schnell verfügbaren Kohlenhydraten und Natriumbicarbonat eine Anpassung der Einsatzmenge an Viehsalz.
  • Selektives Fressen: Beobachtungen zur Futteraufnahme können darauf hinweisen, dass die Ration zu trocken und die Zugabe von Wasser erforderlich ist. In diesen Fällen ist die Wassermenge schrittweise bis zur Maximalmenge zu erhöhen und keinesfalls auf einmal einzumischen.
  • Tankmilch- und MLP-Daten, Kotkonsistenz: Es sind wertvolle Rückmeldungen unserer Kühe, ob die Fütterung passt. Abweichungen sind erste Hinweise, dass die Ration nicht bedarfsgerecht ist, lange bevor sich Krankheitssymptome zeigen.

Fazit

  • Gute Grassilagequalitäten und gut entwickelte Maisbestände lassen auf eine entspannte Winterfütterung mit moderaten Einsatzmengen an Konzentraten hoffen.
  • Eiweißfuttermittel sind aufgrund schwankender Rohproteingehalte einer regelmäßigen Qualitätskontrolle über die Futtermittelprüfringe zu unterziehen.
  • Getreide: Vor der Verfütterung reinigen und analysieren lassen. Höhere Zuckergehalte in Auswuchsgetreide können in Verbindung mit zuckerreichen Grassilagen zu Acidosen führen.
  • Mineralfutter ohne Phosphor ist in Rationen mit Getreide und Rapsextraktionsschrot möglich und oftmals preisgünstiger.
  • Ergänzen Sie Futtermittelanalysen sowie Tank- und MLP-Daten im Gespräch mit dem Berater durch Informationen zum Geruch der Silagen, zur Kotkonsistenz der Herde und deren Fressverhalten.

Tabelle 1: Rationsbeispiel (Preise o. MWST, Anfang August 2025)
Futtermittel
€/dt FM
(außer Silagen)
Teil TMR Trog
kg FM
Teil TMR Trog
+5 kg MLF
kg FM
Grassilage 1)
23,10 (dt/TM)3)
24,5
22,1
Maissilage 2)
15,20 (dt/TM)3)
17,0
15,3
Weizen4)
20,00
2,7
2,4
Rapsextraktionsschrot
27,00
2,7
2,4
Futterkalk
19,00
0,06
0,05
Viehsalz
23,00
0,06
0,05
Mineralfutter (24/0/8/4)
66,50
0,12
0,11
Milchleistungsfutter 19/4 5)
32,20
-
5,0
kg TM-Aufnahme
20,6
23,0
kg Milch nach Energie
30,9
37,3
kg Milch nach nXP6)
31,6
38,8
Cent je kg Milch
15,07
14,57
€/Kuh/Tag
4,52
5,68
g Kraftfutter/kg Milch
182
269
TM=Trockenmasse, FM=Frischmasse
1) 40,1 %TS, 6,2 MJ NEL/kg TS
2) 34 %TS, 6,8 MJ NEL/kg TS, 370 g Stärke/kg TS
3) Produktionskosten (Vollkosten netto) BZA-Rind 2024, Rinderreport Rheinland-Pfalz, Saarland, Betriebszweigauswertung Milchviehberatungsringe
4) mit Mahl- und Mischkosten
5) 185 g nXP, 0,8 g RNB, 7,0 MJ NEL/kg FM
6) nXP = zu erwartendes, nutzbares Protein am Dünndarm

Tabelle 2: Kennwerte Rationsbeispiel mit 5 kg Milchleistungsfutter:
Kennwerte/kg/TMRationsbeispielSoll bei 39 kg/Tag
NEL MJ
7,0
> 6,9
Rohprotein g
163
155-160
nXP g
163
mind. 160
RNB g
0,3
-1 bis 0 g/kgTS-Aufnahme
Zucker g
61
<75
Abbaub.Stärke/Zucker g
218
150 - 220
Beständige Stärke g
43
max. 50
Rohfaser g
171
160 – 180

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Birgit.Koeppchen@dlr.rlp.de     www.DLR-Eifel.rlp.de drucken nach oben