Ganzpflanzensilage ernten, trotz guter Erträge beim 1. Schnitt?

Stand: 05/20/2025
Die verfügbare Menge an Grobfuttervorräten bestimmt, ob Ganzpflanzensilagen (GPS) geerntet werden. Bei knappen Vorräten bietet GPS eine gute Ergänzung, um Futterlücken zu schließen. Stroh und Getreide lassen sich zudem leichter zukaufen und transportieren, als Silagen. Zum 2. Schnitt 2025 wurde, wenn überhaupt, verhalten gedüngt, da kein Regen in Sicht war. Die anhaltende Trockenheit führt nicht zu Massenzuwachs, sondern vielmehr zu einem Rückgang des Aufwuchses. Die Versorgung mit ausreichenden Mengen an Grassilagen ist daher noch ungewiss. Auch der Mais hat mit ungünstigen Startbedingungen zu kämpfen: Kalte Nächte und Trockenheit erschweren das Wachstum deutlich.

Welche Getreidearten sind geeignet?
Gut geeignet sind Winterweizen, Triticale oder auch Winter- und Sommergerste, da diese Getreidearten im Gegensatz zu Roggen und Hafer ein günstigeres Korn-Stroh-Verhältnis aufweisen. Die Grannen der Gerste vermindern jedoch die Schmackhaftigkeit.

Erntezeitpunkt 2-3 Wochen vor dem Dreschen, Kurzes Erntefenster beachten!
Um eine möglichst hohe Energiedichte zu erzielen, liegt der optimale Schnittzeitpunkt am Ende der Milchreife bzw. zu Beginn der Teigreife. Dies ist etwa 2–3 Wochen vor der Kornreife gegeben. Die Körner lassen sich mit dem Fingernagel noch gut eindrücken, spritzen aber nicht mehr. Die Pflanzen sollten noch grün sein. Maximal die untersten Blätter dürfen eine leichte Gelbfärbung aufweisen. Bei Gerste beträgt das Erntefenster kaum mehr als 3 Tage und schreitet bei trockener Witterung sehr schnell voran. Wegen langsamerer Abreife ist der Termindruck bei Weizen geringer. Bei zu früher Ernte sind Ertragseinbußen zu erwarten, Sickersaft tritt aus und die Silage weist zu wenig Struktur auf. Angestrebt werden 35 % Trockenmasse (TM) der Gesamtpflanze bei Gerste, bis max. 45% (TM) bei Weizen, Triticale und Roggen. Bei zu später Ernte sinkt die Verdaulichkeit infolge steigender Rohfasergehalte und die Energiekonzentration nimmt ab. Wartezeiten nach Pflanzenschutzmaßnahmen sind einzuhalten.

Welches Ernteverfahren?
Ein Exakthäcksler mit Schneidwerk, Corn-Crackern und Reibböden sollte zum Einsatz kommen. Halme und Knoten müssen aufgespleißt (aufgefasert) werden, alle Körner sind anzuschlagen.

Häcksellänge:
Die Häcksellänge ist mit 6 – 8 mm möglichst kurz einzustellen. Es dürfen keine ganzen Körner im Erntegut verbleiben. Die Schnitthöhen sind so zu wählen, dass der Kornanteil in der Silage bei > 50 % liegt (> 20 – 40 cm Schnitthöhe).

Verdichtung und Abdeckung:
Eine hohe Verdichtung (GPS, 35 % TM = mindestens 230 kg TM/m3) ist anzustreben. Die Halme sollten gut aufgespleißt sein, um Hohlräume mit Sauerstoffeinlagerungen zu vermeiden. Der Gefahr von Nacherwärmungen begegnet man durch den Einsatz von DLG geprüften Siliermitteln der Wirkungsrichtung 2. Sie verbessern die aerobe Stabilität (Haltbarkeit nach Lufteintritt). Kostengünstig sind Milchsäurebakterien. Es empfiehlt sich, ganzjährig einen Vorschub von mindestens 2 m zu erreichen. Eine sofortige Abdeckung, beginnend mit der Unterziehfolie, die sich idealerweise unmittelbar an den Futterstock ansaugt, vermindert den Sauerstoffeintrag. Das Silo bleibt mindestens 6 Wochen, besser länger, geschlossen.

Silierung in Rund- oder Quaderballen möglich?
Ist die Lagerkapazität in Fahrsilos begrenzt, kann alternativ in Rund- und Quaderballen siliert werden. Eine Vorzerkleinerung des Langgutes ist unbedingt zu empfehlen. Die Ernte muss früher (Korn in der Milchreife) als bei der Lagerung im Fahrsilo erfolgen, da die Körner nicht angeschlagen werden können. Weil GPS sehr stängelig ist, sind 8 Lagen Folie zu empfehlen.
Fütterung:
Laut DLG Tabelle (1997) hat Weizen-GPS mit einem Körneranteil von ca. 50 % knapp 5,5 MJ NEL (9,3 MJ ME)/kg TM. Riswicker Verdauungsversuche ergaben, dass die Energiegehalte bei allen GPS-Arten unterschätzt werden. In den Versuchen ergab sich folgender Futterwert (Mittelwert) für Weizen-GPS: 34,9 % TM/kg Frischmasse, 9,0 % Rohprotein, 6,12 NEL MJ/kg, 22,8 % Rohfaser sowie 17,5 % Stärke/kg TM. Die Stärke aus dem Korn wird leicht und schnell im Pansen abgebaut. Der Mineralstoffgehalt ist im Vergleich zur Grassilagen deutlich niedriger. Der Energiegehalt ist im Wesentlichen vom Korn-Stroh-Verhältnis abhängig. Rückmeldungen aus der Praxis bestätigen einen höheren Futterwert, als in den Tabellen angegeben. Durch eine längere Stoppel kann die Energiedichte erhöht werden. Faustzahl: etwa 0,1 MJ NEL/kg TM je 10 cm längerer Stoppel.
GPS passt bei den Laktierenden gut in grassilagebetonte Rationen. Es liefert Struktur, so dass Futterstroh reduziert oder ganz eingespart werden kann. Einsatzmengen von 10 – 15 kg Frischmasse pro Tier und Tag sind möglich. Aufgrund des niedrigen Kalium-Gehaltes und des niedrigen DCAB-Wertes (Kationen-Anionen-Bilanz) ist es ein ideales Futter für Trockensteher. In Jungviehrationen kann es mit bis zu 20% der TM-Aufnahme gefüttert werden.

Die Inhaltsstoffe der wichtigsten GPS-Arten finden sie unter: https://www.lfl.bayern.de/ite/rind/274343/index.php

Fazit
GPS eignet sich hervorragend, um Futterlücken zu schließen, Vorräte aufzustocken und Gras- sowie Maissilagen ausreichend Zeit zum Durchsilieren zu geben. In grassilagebetonten Rationen ist GPS besonders gut in der Fütterung laktierender Kühe einsetzbar und stellt eine ideale Komponente für die Ration von Trockenstehern dar.


Download: GPS_2025.pdfGPS_2025.pdf



Birgit.Koeppchen@dlr.rlp.de     www.DLR-Eifel.rlp.de drucken nach oben