Grassilage bereiten - 10 Regeln zum Gelingen

Stand: 04/14/2021
Das Silieren des ersten Grasschnittes steht unmittelbar bevor. Entscheidend für die Qualität der Silage sind Schnittzeitpunkt und eine möglichst schmutz- und verlustarme Konservierung. Damit halten Sie die wichtigsten Trümpfe für eine gute Grassilage in Ihren Händen.

Die wichtigsten Regeln für eine optimale Grassilagebereitung
zusammengestellt von Birgit Köppchen und Dr. Thomas Priesmann, DLR Eifel:

  1. Optimaler Schnittzeitpunkt: Beginn des Ähren/Rispenschiebens der Hauptbestandsbildner. Bei höherem Anteil an Löwenzahn im Bestand schneiden, wenn ein Drittel verblüht ist (Lampionstadium). Die Rohfasergehalte betragen 23 bis 25 % und das Siliergut hat hohe Zuckergehalte.
  2. Optimale Schnitthöhe: mindestens 7 cm. Zinkengeräte zur Schwadbearbeitung exakt einstellen. Dies verhindert eine Verschmutzung und gewährleistet einen schnellen Wiederaustrieb.
  3. Anwelken: möglichst innerhalb eines Tages auf 30 bis maximal 40 % Trockensubstanz (24-Stunden-Silage!). Der Zuckergehalt wird konzentriert, es fällt kein Gärsaft an und eine hohe Verdichtung ist möglich. Im Durchschnitt sind die Silagen in unserem Dienstbezirk in den letzten Jahren zu trocken.
  4. Häcksellänge: je nach TS-Gehalt 2 bis 5 cm und zügig einfahren (je trockener die Silage, desto kürzer die Häcksellänge!). Wenn doch mehrtägig befüllt wird, Zwischenabdeckung mit Folie in der Silierpause.
  5. Abladen und Verdichten:
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    Abladen: in gleichmäßigen Schichten von maximal 20 cm Höhe.
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    Reifendruck: 2 bar
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    Walzgeschwindigkeit: maximal 4 km/h; mindestens zweimaliges Überfahren
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    Gewicht des Walzschleppers: berechnet sich nach folgender Formel:
    Tonnen Siliergut je Stunde (h) dividiert durch 3 (Beispiel: 45 t/h / 3 = 15 t Gewicht des Walzschleppers)
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    Nachwalzen: mindestens 0,5 bis 1 h vor dem Abdecken, notfalls zwei Silos gleichzeitig befüllen. Eine hohe Verdichtung ist entscheidend für eine stabile Silage nach dem Öffnen.
  6. Silo abdecken: nach Beenden des Walzens sofortige Abdeckung mit transparenter Unterziehfolie. Sie saugt sich an der Silageoberfläche fest und verhindert das Eindringen von Sauerstoff. Darauf folgt eine robuste, DLG geprüfte Abdeckfolie, sowie eine Beschwerung mit Sandsäcken/Reifen und ein Silo-Schutzgitter.
  7. Gärprozess: das Silo sollte mindestens sechs Wochen verschlossen bleiben, besser noch 3 Monate. Je früher geöffnet wird, desto größer ist das Risiko einer Nacherwärmung.
  8. Silobreite bei Feldmieten: so wählen, dass ein Vorschub von 2,5 m pro Woche (Sommer wie Winter) erreicht wird. (Dies gilt natürlich auch für Silos mit festen Seitenwänden, was Sie jedoch kurzfristig nicht mehr beeinflussen können).
  9. Siliermittel: Gegebenenfalls Einsatz DLG geprüfter Siliermittel der geeigneten Wirkungsrichtung (siehe Grafik).

    Zum ersten Schnitt ist der Einsatz von Siliermitteln auch bei guten Ausgangsbedingungen sinnvoll. Begründung: Bei niedrigen Temperaturen (Nachttemperaturen < 10 °C), wie sie Anfang bis Mitte Mai noch üblich sind, ist die Zahl der epiphytischen Milchsäurebakterien noch sehr gering. Unter epiphytischen Milchsäurebakterien versteht man den natürlichen Besatz an Milchsäurebakterien auf den Pflanzen. Diese vermehren sich erst, wenn die Nachttemperatur an 3 Tagen hintereinander über 10 °C liegt. Ein geringer Milchsäurebesatz wirkt sich negativ auf die Milchsäurebildung und damit die Stabilität der Silage aus. Bei niedrigen Temperaturen ist der Einsatz eines Silierhilfsmittels auf Basis von Milchsäurebakterien deshalb sinnvoll. Der morgendliche Blick auf das Thermometer oder die Internetseite der Agrarmeteorologie Rheinland-Pfalz (
    www.wetter.rlp.de) lohnen sich.

    Grafik: Entscheidungshilfe für den Einsatz von Siliermitteln mit dem DLG-Gütezeichen im Milchviehbetrieb


    Grafik: © LAZBW Aulendorf, A. Jilg
    Die DLG-geprüften Siliermittel finden Sie unter:
    https://www.dlg.org/de/landwirtschaft/tests/informationen-fuer-hersteller/betriebsmittel-pruefungen-und-dienstleistungen/siliermittel/

    Hier gelangen Sie direkt zur aktuellen Produktliste:
  10. Masse oder Klasse? Die Silierreife der Grasbestände ist von Betrieb zu Betrieb verschieden. In den Mittelgebirgslagen des Beratungsbezirkes des DLR Eifel ist sie in der Regel zwischen dem 05. und 25. Mai erreicht. Da die Witterung bei der Silagebereitung eine wichtige Rolle einnimmt, sollte die erste Schönwetterperiode in dieser Phase zum Schneiden genutzt werden. Wie die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, kommt es anschließend häufig zu einer längeren Regenperiode, die eine Silagebereitung verhindert. Die danach bereiteten Silagen sind meist deutlich zu spät geschnitten und weisen entsprechend niedrige Energie- und Nährstoffgehalte auf. Außerdem kommt es zu einer erheblichen Verzögerung des zweiten Schnittes.

Tipp: Eine Grassilage kann keinen höheren Futterwert haben, als das geschnittene Gras. Somit wird der Futterwert wesentlich von der Zusammensetzung des Grasbestandes und damit vom Anteil wertvoller Gräser bestimmt. Darauf ist zum jetzigen Zeitpunkt zwar keine Einflussnahme mehr möglich. Durch entsprechende Bewirtschaftungsmaßnahmen lässt sich (fast) jeder Grasbestand bis zur nächsten Saison verbessern.

Weiterführende Informationen zum Thema:
im Fachportal Tierhaltung (unter > Fachinformationen >Rinder > Fütterung) sowie
im Fachportal Grünland-Futterbau
Das Landwirtschaftszentrum Baden-Württemberg (LZBW) bietet auf auf seiner Homepage weitere Informationen zu Siliermitteln mit dem DLG-Gütezeichen und eine detaillierte Entscheidungshilfe zur Auswahl
https://lazbw.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Themen/Silierzusatzmittel

Im Anhang finden Sie eine druckfreundliche Version des Textes als pdf-Dokument.


Download: Grassilage_bereiten_10 Regeln_2021.pdf



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