Symposium "Wie kommt der Weinberg in die Schule?" zeigt neue Wege für Bildung und Naturerfahrung auf. |
Wenn der Weinberg zum Klassenzimmer wird.
Grüne Klassenzimmer als Brücke zwischen Kulturlandschaft und Klassenzimmer ausgezeichnet Wie kann unsere einzigartige Weinbaukulturlandschaft zum Klassenzimmer im Freien werden? Welche Rolle spielen dabei Schulen, Winzer und wissenschaftliche Institutionen? Und wie können Kinder und Jugendliche Natur nicht nur verstehen, sondern auch erleben und gestalten? Diese Fragen standen im Zentrum des Symposiums „Wie kommt der Weinberg in die Schule?“, das am 8. Mai im Bürgerhaus Maring-Noviand im Rahmen der „Woche der Artenvielfalt“ stattfand. Die Veranstaltung versammelte über 80 Akteurinnen und Akteure aus Bildung, Politik, Wissenschaft, Landwirtschaft und Naturschutz. Eingeladen hatte das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel, das mit dem Symposium einen lebendigen Beitrag zur regionalen Bildungslandschaft und zur Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) leisten wollte. Ein Lernort mit Weitblick Norbert Müller, Dienststellenleiter des DLR Mosel, eröffnete die Veranstaltung mit einem eindrucksvollen Grußwort, in dem er die Bedeutung von Naturerfahrungen in einer zunehmend digitalen Welt hervorhob: „Früher war Natur Lebensraum – heute ist sie oft nur noch ein Bildschirmschoner. Wir müssen Kindern wieder ermöglichen, die Welt mit allen Sinnen zu begreifen.“ Er betonte, wie wichtig es sei, ökologische Zusammenhänge zu verstehen und Bildung mit konkreten Erlebnissen in der Kulturlandschaft zu verbinden. Das DLR Mosel verstehe sich als Impulsgeber, der Bildung, Flurbereinigung und Naturschutz miteinander verknüpfe – etwa im Grünen Klassenzimmer Maring-Noviand, das im Rahmen der Veranstaltung besondere Anerkennung erhielt. Auszeichnung als LernOrt Nachhaltigkeit So wurde das Grüne Klassenzimmer in Maring-Noviand feierlich als „LernOrt Nachhaltigkeit Rheinland-Pfalz“ ausgezeichnet. Die Ehrung überreichten Gundi Berg und Fabian Hillingshäuser-Marx vom Pädagogischen Landesinstitut (PL). Das Projekt steht beispielhaft für die Verbindung von Bildung, Ehrenamt, Biodiversität und regionaler Identität – ein lebendiger Ort, an dem Nachhaltigkeit nicht nur vermittelt, sondern aktiv gelebt wird. Bildung für nachhaltige Entwicklung braucht Orte, an denen sie gelebt werden kann Im direkten Anschluss gab Fabian Hillingshäuser-Marx, Referent für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) am Pädagogischen Landesinstitut, einen fundierten Überblick über aktuelle Bildungsstrategien im Sinne der Agenda 2030. Er zeigte praxisnah auf, wie BNE in Schulen und an außerschulischen Lernorten verankert werden kann – durch fächerübergreifende Unterrichtskonzepte, Schulentwicklungsprozesse, Beratung, Zertifizierungen und die Anerkennung als „LernOrt Nachhaltigkeit“. Sein Beitrag schlug die inhaltliche Brücke zwischen politischer Bildungsstrategie und konkreter Umsetzung vor Ort. „Nachhaltigkeit beginnt mit Bildung – und Bildung braucht Orte, an denen sie gelebt werden kann.“ Weinberge als Erlebnisräume Im weiteren Verlauf des Vormittags präsentierten zahlreiche Fachvorträge und Werkstattberichte den Facettenreichtum der Weinberge als Lern- und Erlebnisorte. Dr. Viktoria Franz (Universität Trier) zeigte auf, wie die Moselregion zum Abenteuerspielplatz für naturwissenschaftliche Bildung werden kann. Gemeinsam mit Studierenden, Lehrkräften und lokalen Akteuren entwickelt sie Lehrformate, die Theorie und Praxis verbinden – etwa durch Lernwerkstätten und Mitmachausstellungen im Weinberg. Prof. Dr. Daniel Dreesmann von der Universität Mainz spannte den Bogen weiter in Richtung naturwissenschaftlicher Erkenntnistransfer: Von Hummelprojekten bis zum digitalen Riesling reichten seine Beispiele, wie biologische Phänomene anschaulich und greifbar vermittelt werden können. Weinberge als Lern- und Erlebnisort – Chancen für Bildung und Biodiversität Ein Highlight der Veranstaltung war die Podiumsdiskussion unter dem Titel „Weinberge als Lern- und Erlebnisort – Chancen für Bildung und Biodiversität“, moderiert von Achim Rosch vom DLR Mosel. Vier engagierte Gäste berichteten aus der Praxis, wie Bildung, Naturerfahrung und regionale Identität erfolgreich miteinander verknüpft werden können – mit inspirierenden Beispielen direkt aus den Weinbergen: David Moog, Lehrer an der Freiherr-vom-Stein-Realschule plus in Bernkastel-Kues, schilderte die Erfahrungen mit dem eigenen Schulweinberg. Durch Projekttage und fächerübergreifende Einheiten wird der Weinberg zum Lernort, an dem Schüler:innen Verantwortung übernehmen und ökologische Zusammenhänge verstehen lernen. Marco Britz, Rektor der Grundschule Lehmen, berichtete von der langjährigen Kooperation mit dem Razejungewingert. Dort erleben Grundschulkinder hautnah, was nachhaltiger Weinbau bedeutet – Biodiversität wird nicht nur erklärt, sondern erlebt. Sandra Griebeler, Schulleiterin der Grundschule Friedrichstraße in Wittlich, stellte gemeinsam mit Marlene Bollig das Projekt „Komm mit in den Weinberg“ vor – ein umfangreiches, liebevoll gestaltetes Materialheft für den Unterricht im Freien. Es zeigt, wie Lernprozesse durch unmittelbare Naturerfahrungen vertieft und mit allen Sinnen gestaltet werden können. Marlene Bollig, Initiatorin des Kinderwingerts in Trittenheim, gab Einblicke in ihr vielfach erprobtes Konzept, mit dem sie Kindern auf praktische Weise Biodiversität, Weinbau und Nachhaltigkeit näherbringt – etwa beim Pflanzen, Ernten oder beim Keltern eigener Traubensäfte. Die Podiumsdiskussion machte eindrucksvoll deutlich, welches Potenzial in der Weinkulturlandschaft als Bildungsraum steckt – sowohl für die Vermittlung ökologischer Inhalte als auch für die Förderung von Regionalbewusstsein und nachhaltigem Handeln. Sie zeigte: Wenn Lernen im Weinberg stattfindet, dann mit Begeisterung, Tiefe – und Wirkung für die Zukunft. Bildung mit Wurzeln Das Symposium mündete in einem klaren Appell: Die Weinberge der Mosel sind nicht nur Kultur- und Wirtschaftsraum, sondern auch Bildungsraum mit enormem Potenzial. Sie laden dazu ein, Biodiversität zu entdecken, Geschichte zu erzählen, Verantwortung zu lernen – und die eigene Region neu zu begreifen. Norbert Müller brachte es zum Abschluss auf den Punkt: „Was heute in unseren Köpfen entsteht, wächst morgen in unseren Herzen – und übermorgen in unserer Landschaft. Bildung, die in der Region verwurzelt ist, trägt Früchte für die Zukunft.“ Kontakt: |
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