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Deutschland ein Land des Vitaminmangels?
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Ist Deutschland ein Land des Vitaminmangels?. In Illustrierten und Werbemedien wird zuweilen behauptet, dass Deutschland unter allgemeinem Vitaminmangel leide und dass Supplemente zur bedarfsgerechten Ernährung notwendig seien. Solche Meldungen führen zur Verunsicherung der Verbraucher mit der Folge, dass in Deutschland nahezu jeder Dritte Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt. Sicherlich ist die Einnahme der Präparate in vielen Fällen nicht mit dem Arzt abgesprochen, sondern erfolgt meist frei nach dem Gießkannenprinzip: je mehr umso besser. Einige Studien zeigen, dass die Einnahme von Vitaminpräparaten die Gesundheit nicht verbessert. Meist sind die Vitaminpillen wirkungslos und ihre Inhalte werden aus dem Körper mit dem Urin ausgeschieden. Im ungünstigen Fall können solche Präparate aber auch zu Überdosierungen führen, die dem Körper schaden. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bestätigt, dass Nahrungsergänzungsmittel für gesunde Personen mit normaler Ernährungsweise verzichtbar sind und warnt sogar bei manchen fettlöslichen Vitaminen vor einer Überdosierung. Kritisch sind diesbezüglich Vitamin D, Vitamin A und dessen Vorstufe ß-Carotin. Bei der Vitaminzufuhr mit natürlichen Lebensmitteln sind Überdosierungen dagegen nahezu ausgeschlossen. Egal ob Gemüse, Milch, Fleisch oder Vollkorngetreide – jedes Grundnahrungsmittel trägt zu unserer Vitaminversorgung bei. Die Mischung macht´s! Das heißt, bei ausgewogener, abwechslungsreicher Lebensmittelauswahl sind wir in der Regel ausreichend mit wasserlöslichen und fettlöslichen Vitaminen versorgt. Es besteht kein Grund zur Annahme, dass unsere Grundnahrungsmittel heute weniger gehaltvoll an Vitaminen und Mineralstoffen wären als zu früheren Zeiten. Ganz im Gegenteil, nie zuvor konnte man Ackerböden so detailliert auf fehlende Nährstoffe untersuchen wie heute. Nie zuvor wurden tierische Erzeugnisse wie z.B. Milch oder Fleisch so differenziert geprüft. Es bedarf also keiner Infragestellung der erzeugten Lebensmittel, sondern eher einer Betrachtung der besonderen Ernährungs- und Lebensumstände. Eine ganze Reihe von Studien aus den letzten Jahren weisen darauf hin, dass die Vitaminversorgung in Deutschland – mit Ausnahme von Vitamin D, Folat und teilweise Vitamin E – im Bevölkerungsdurchschnitt ausreichend ist. Tatsächlich gibt es jedoch Risikogruppen, die die empfohlenen Richtwerte nicht erreichen. Diese finden wir vor bei: freiwillig oder unfreiwillig geringer Nahrungsaufnahme, z. B. starke Reduktionsdiät oder Appetitverlust im Alter stark einseitigen Ernährungsgewohnheiten, z. B. wenn keinerlei Gemüse oder kein Milchprodukt verzehrt wird chronisch hohem Genussmittelkonsum, z. B. starke Raucher, hoher Alkoholkonsum Störung der Nährstoffresorption, z. B. in hohem Alter, auf Grund von Erkrankungen oder bedingt durch Verdauungsstörungen veganen und sonstigen alternativen Kostformen Arzneimittelanwendungen Für Schwangere oder Säuglinge werden in Deutschland vorbeugend im Rahmen der ärztlichen Vorsorge Vitaminsupplemente empfohlen, z. B. die Vitamine K und D bei Säuglingen oder Folat bei Schwangeren. Eine Sonderstellung nimmt Vitamin D ein. In der Regel kann die menschliche Haut dieses Vitamin aus dem UVB-Licht der Sonnenbestrahlung selbst bilden. In den Wintermonaten wird die gewünschte Konzentration in unseren Breitengraden oft nicht erreicht. Besondere Risikogruppen sind hier Menschen, die sich berufsbedingt oder gewohnheitsmäßig kaum im Freien aufhalten oder auch bettlägerige Menschen z. B. in Pflegeheimen. Über Blutuntersuchungen kann sich jeder seinen Vitamin D-Status zur Vorbeugung von Osteoporose bestimmen lassen. Weitere Informationen zu den „kritischen“ Vitaminen D und Folat finden Sie hier: Vitamin D Folsäure Grundsätzlich sind Vitaminmangel und Vitaminunterversorgung verschieden definiert. Bei einem „Vitaminmangel“ sind infolge einer dauerhaft unzureichenden Vitaminzufuhr ersichtliche Mangelsymptome diagnostizierbar. Eine „Vitaminunterversorgung“ bedeutet, dass man einen empfohlenen Referenzwert nicht erreicht. Dazwischen liegt eine großzügig berechnete Sicherheitsspanne, um individuelle Unterschiede zu berücksichtigen. Wer also weniger von einem Vitamin aufnimmt als der entsprechende Referenzwert empfiehlt von einem Vitamin aufnimmt, erleidet dadurch nicht zwangsläufig einen klinischen Vitaminmangel. Es kann durchaus sein, dass die relativ geringere Vitaminzufuhr dem persönlichen Bedarf entspricht. Zudem weist der menschliche Organismus vor allem bei den fettlöslichen Vitaminen teilweise enorme Speicher auf. Auch wird die Absorptionsrate je nach Bedarf und Zufuhr über Nahrungsmittel vielfach angepasst. So erklärt sich beispielsweise, dass Vegetarier auch auf Dauer nicht zwangsläufig einen Mangel an Vitamin B12 aufweisen, einem Vitamin, das wir nur über tierische Lebensmittel aufnehmen. Fazit Personen, die die Vitamin-Referenzwerte dauerhaft unterschreiten, können in Absprache mit ihrem Arzt Supplemente einsetzen, sollten dies aber keinesfalls nach eigenem Gutdünken tun. Die Zufuhr von Vitaminpräparaten oder von mit Vitaminen angereicherten „funktionellen“ Lebensmitteln ist bei gesunden Menschen mit ausgewogener Ernährung dagegen absolut nicht notwendig. Der tägliche Konsum von reichlich Gemüse und Obst sowie Getreideprodukten und Kartoffeln, von moderaten Mengen an tierischen Lebensmitteln und von pflanzlichen Ölen in geringen Mengen garantiert, dass die erforderliche Bandbreite von Vitaminen aufgenommen wird. Wer sich zusätzlich täglich bei Tageslicht an der frischen Luft bewegt, leistet einen guten Beitrag zur Versorgung mit Vitamin D. Literaturquellen Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (Hrsg.): Deutscher Ernährungsbericht 2008, Bonn 2008 Max-Rubner-Institut (MRI) (Hrsg.): Nationale Verzehrsstudie II, 2008, im Internet: www.was-esse-ich.de (Zugriff: 22.11.2012) DGE (Hrsg.): Deutschland ist kein Vitaminmangelland, Pressemitteilung 17.07.2012, im Internet: www.dge.de (Zugriff: 22.11.2012) DGE (Hrsg.): Vitaminversorgung in Deutschland, in: Forschung, Klinik und Praxis 05/2003 Im Internet: www.dge.de (Zugriff: 23.11.2012) Rolf Großklaus: Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln – Eine aktuelle Risikobewertung, Präsentation 2005, Im Internet: www.bfr.bund.de (Zugriff 23.11.2012) A. Domke, u.a.(Hrsg.): Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln, Berlin 2004, im Internet: www.bfr.bund.de (Zugriff 27.11.2012)
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