Versuchsdatenbank Weinbau


Vollernterausdünnung bei verschiedenen Rebsorten

Versuchsnummer:
NW-2006-SE-001



Thema - Ergebnisse

Versuchsfrage:Es wurde geprüft, inwieweit eine Vollernterausdünnung zum Zeitpunkt ES 75 geeignet ist, die Erträge zu reduzieren und die Qualität zu verbessern.


Ergebnisse:Die Rebsorten Portugieser, Riesling, Weißburgunder, Silvaner und Müller-Thurgau wurden mit einem gezogenen Vollernter (Fa. Krieger; Baujahr 1981) zum Stadium ES 77 ausgedünnt. Die Variation der Ausdünnung wurde über die Fahrgeschwindigkeit und die Drehzahl bestimmt. Der Ausdünngrad war erst zwei Wochen nach dem Ausdünnen erkennbar. Die Ergebnisse der Botrytisbonitur vom 21.09.2006, 5 Tage vor der Lese, sind in Abbildung 1 dargestellt. Beim Dornfelder waren verstärkt Schulterteile sowie Traubenspitzen gewelkt, eingetrocknet und abgefallen. Bei allen ausgedünnten Rebsorten wurde der Botrytisbefall deutlich reduziert. Die Ursachen für die bessere Traubengesundheit sind in erster Linie die veränderte Beerengröße und Beerenhautdicke und haben auch in 2006 trotz des enorm hohen Pilzdrucks zu deutlich gesünderen Trauben geführt. Die Beeren sind beim Ausdünnen mit dem Vollernter kleiner und im Vergleich zu herkömmlichen Ausdünnverfahren weniger dick und drücken sich somit weniger ab, so dass die Fäulnisgefahr reduziert wird. Beim Vergleich der Mostgewichte konnten bei Dornfelder und Portugieser in der ausgedünnten Variante höhere Mostgewichte festgestellt werden (vgl. Tabelle 1). Dies hatte Auswirkungen auf die Stickstoffversorgung der Moste, die beim Portugieser durch die Vollernterausdünnung erhöht war. Obwohl das Mostgewicht bei der Sorte Weißburgunder durch die maschinelle Ausdünnung nicht verändert wurde, konnte in der ausgedünnten Variante mit 241 mg/l ein höherer Aminostickstoffgehalt beobachtet werden als in der unbehandelten Kontrolle mit 195,1 mg/l. Die Ertragsreduktion lag zwischen 16% beim Portugieser und 24% beim Dornfelder und liegt damit in einem akzeptablen Bereich. Die Burgundersorten sind zum frühen Ausdünntermin teilweise aufgeplatzt, was aber nicht zu verstärkter Botrytis führte. Um eine praxistaugliche Empfehlung der Vollernterausdünnung geben zu können, müssen noch weitergehende Untersuchungen hinsichtlich Ausdünnquote, Ausdünntermin und Rebsorteneignung durchgeführt werden. Größter Risikofaktor wird die genau zu definierende Ausdünnquote sein.

Abbilldung 1:
Einfluss einer Vollernterausdünnung (ES 76) bei verschiedenen Sorten auf den Botrytisbefall ( n=3, 09/2006, Lachen-Speyerdorf)

Tabelle 1:
Einfluss der Vollernterausdünnung (Ve) (ES 76) bei verschiedenen Sorten auf Mostgewicht, Säure sowie Stickstoffgehalte im Most (Lachen-Speyerdorf, 9/2006)

SorteVariante
Mostg.
(°Oe)
pH-
GS
g/L
Aminosticks.
(FAN)1(mg/L)
Ges.N (mg/L)
Ertrag
kg/a
DornfelderKontrolle
79,4
3,2
8,3
130,2
227,4
179,9
Ausdünnung
81,8
3,2
8,19
127,7
215,9
138,0

PortugieserKontrolle
76,5
3,31
7,17
136,9
249,8
180,0
Ausdünnung
87,8
3,45
6,71
202,6
329,6
152,0

WeißburgunderKontrolle
92,0
3,24
8,21
195,1
306,1
140,0
Ausdünnung
92,5
3,26
7,51
241,0
346,4
110,6

gemessen nach der NOPA-Methode [hefeverwertbare Aminosäuren ohne freies Ammonium; als Minimum für die Hefeversorgung wird ein Wert von 150 mg/l angenommen]


Bemerkungen:


Veröffentlicht in:Der Deutsche Weinbau 10, S. 35-38


Download:002Technik_15.pdf


 
Verantwortlicher: Dr. Matthias Petgen E-Mail: Matthias.Petgen@dlr.rlp.deDLR Rheinpfalz (NW)zurück