Historie

Details verbergen für Römische ZeitRömische Zeit

Die Eroberung Galliens durch Julius Caesar führte zur Römischen Herrschaft an der Mosel. Der hier sesshafte Stamm der Treverer erhielt mit der Gründung der Stadt Trier (lat. Augustus Treverorum) im Jahr 17. v. Chr. eine Hauptstadt, die sich zur Metropole nördlich der Alpen entwickelte.
Die ersten Funde von Weingefäßen sind auf das fünfte Jahrhundert v. Chr. datiert, sie dokumentieren, dass die Kelten schon vor den Römern Wein konsumiert haben, jedoch lediglich als Importware. Weinanbau ist an der Mosel nicht belegt.
Bis ins zweite Jahrhundert n. Chr. wurde der Weinkonsum an der Mosel von ausländischen Importen bestimmt. Die ersten archäologischen Hinweise für den Weinbau an der Mosel fallen in das zweite Jahrhundert n. Chr., was durch Funde römischer Grabmäler belegt ist. Das bekannteste Grabmal ist das Neumagener Weinschiff aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts. Abbildungen von Trauben, Reben und der Traubenlese etc. waren beliebte Dekorationselemente auf Gebrauchsgegenständen wie zum Beispiel den Trierer „Terra Sigillata“-Schüsseln und auch auf Grabmälern. Diese stehen oft in Verbindung mit der Weinmythologie, welche durch den Kult des Weingotts Bacchus (Schutzgott der Weingenießer) im Zuge der Romanisierung veranschaulicht wurde. Neben Bacchus ist Sucellus zu nennen, der als lokaler Weingott der Moselwinzer und Küfer (Schutzgott der Produzenten) gilt. Er wurde als Küfer mit Schlegelhammer dargestellt.
In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts n. Chr. erlebte der Moselweinbau seine erste Blütezeit. Die Rebfläche breitete sich nach und nach aus und der Moselwein wurde nun auch in andere Provinzen exportiert. Die Hochblüte des Weinbaus erlebte die Mosel mit Errichtung Triers als Kaiserresidenz im Jahr 293 n. Chr.. Die Nachfrage stieg enorm an, denn der Hof und die Zentralverwaltung des Westteils des Römischen Reiches mussten versorgt werden. Dazu wurden mehrere Weinbaudomänen mit Kelteranlagen an der Mosel gegründet und die Rebflächen erweitert (Gilles 1999).
Die Weinberge befanden sich meist auf den Südosthängen, da hier die Sonneneinstrahlung am längsten vorhanden ist. Auch die Römer wussten schon, dass die Schieferhänge der Mosel besonders gut zum Weinbau geeignet sind. Auf den Reliefdarstellungen der Grabmäler wird die Rebe meist an einem Pfahl oder Stock dargestellt, an dem sie in Form einer Acht oder eines Doppelherzes gebunden ist. Es gibt auch Darstellungen, wo die Rebe senkrecht am Stock hochgezogen, abgebildet ist. Dieser Stockanbau in gleichmäßigen Reihen war besonders gut für die steilen Hänge geeignet (Cüppers ~1975). In anderen Quellen wird die Jocherziehung als weitere wichtige Erziehungsart der Reben zur Römerzeit genannt. Überliefert sind Weinbergsarbeiten wie Schneiden und Graben, Aufbinden und Entlauben und natürlich die Lese der Trauben.
Die ältesten Funde römischer Kelteranlagen stammen aus dem vierten und fünften Jahrhundert n. Chr.. Die Kelteranlagen befanden sich oft direkt am Fuße der Spitzenlagen der damaligen Rebflächen, so wie die Funde aus Piesport, Brauneberg oder Erden belegen. Aufgrund wissenschaftlicher Rekonstruktionen ist der Kelteranlage Piesport eine Rebfläche bis zu 76 Hektar zuzuordnen. Es gab parallel auch private Kelteranlagen, die in den Nebengebäuden der Gutshöfe betrieben wurden (Gilles 1999).
Die Trauben wurden in steinernen Becken mit den Füßen oder einfachen Stampfern gemaischt. Der Most wurde abgelassen und die Maische anschließend im Kelterbecken ausgepresst. Die dazu verwendeten Kelter bestanden meist aus einem Kelterbaum und funktionierten nach dem Prinzip der Spindelpresse. Nach der Pressung wurde der Most durch Leinentücher filtriert und in Fässer zur Gärung gefüllt. Der Gärung wurde ohne Eingriff der römischen Kellermeister ihren Lauf gelassen. Der Abstich von den Hefen nach Beendigung der Gärung wurde durchgeführt, jedoch sind die Quellen zum Zeitpunkt des Abstichs sehr unterschiedlich. Der Wein wurde durch Leinenfilter filtriert und auch Schönungen mit Eiern oder Tonerde waren den römischen Kellermeistern ein Begriff. Vermutet wird auch, dass Schwefel und Kalk schon in römischer Zeit Anwendung in der Weinbereitung fanden (Gilles 1999).
Der Weinbau war auch aus wirtschaftlicher Sicht ein wichtiges Standbein der Moselregion, denn auch viele Handwerker, zum Beispiel Küfer, und Händler fanden durch den Weinbau ihre Daseinsberechtigung. So gab es neben der bekannten Amphore auch schon die ersten Holzfässer zur Weinbereitung und zum Weintransport (Cüppers ~1975).
Die ersten schriftlichen Überlieferungen des Moselweinbaus stammen aus den Lobreden auf Kaiser Maximianus (286-305 n. Chr.) und Kaiser Constantin des Großen (306-337 n. Chr.). Die Mosellandschaft wird erstmal im Jahr 371 n. Chr. von Decimus Magnus Ausonius in seinem Werk „Mosella“ beschrieben. Im Auftrag des Kaisers Valentinians (364-375 n. Chr.) sollte er die Mosel als blühende Landschaft an der Grenze zu den Germanen darstellen. Innerhalb des 483 Verse umfassenden Gedichts, bezieht er sich mehrmals auf den Weinbau an der Mosel. Er stellt in poetischer Form die Schönheit des Gebietes dar und nennt dabei die grünen Ufer und die den Fluss begleitenden Rebhänge und Waldberge. Außerdem berichtete er über die Moselaner als frohes, arbeitsfreudiges Volk (Gilles 1999).


Details verbergen für MittelalterMittelalter

Seit Mitte des 5. Jahrhunderts eroberten die Franken das Moselgebiet und somit wurden seine Einwohner zu Moselfranken. Eine weitere Überlieferung ist die des Venantius Fortunatus, der 588 n. Chr. als Reisebegleiter König Childeberts von Metz nach Koblenz reiste. Auch er beschreibt die Mosel als Weinbauregion, denn die Franken, denen der Weinbau völlig fremd war, ließen die Weinberge weiterhin von den romanischen Winzern bewirtschaften. Somit ist trotz des kulturellen Wandels, der Weinbau an der Mosel erhalten geblieben (Christoffel 1975).

Adlige Grundherren und geistliche Institutionen betrieben den Weinbau an der Mosel. In dieser Zeit haben zahlreiche Klöster durch Schenkungen, Stiftungen und Zins- und Steuereinnahmen ihre wirtschaftliche Macht vergrößert. Den größten Weinbergsbesitz um 1000 n. Chr. hatten die Maximiner, die an der gesamten Mosel und am Rhein Ländereinen besaßen, so zum Beispiel von Longuich bis Detzem, wo die Lagennamen bis heute an die Zeit der Maximiner erinnern. Aus dieser Zeit sind Weinbergsarbeiten, wie Schneiden der Reben, Binden, Pflanzen, Erneuern der Pfähle, Graben des Weinbergsbodens oder Düngen überliefert. Im Herbst nach der Lese wurden die Trauben durch Treten gemaischt und anschließend auf dem Baumkelter gepresst (Cüppers ~1975). Die Klöster wurden immer mächtiger und waren in vielen Bereichen des sozialen Lebens aktiv. Wein galt nicht nur als Luxusgetränk, sondern der Basiswein diente als Volksgetränk, da Wasser in der damaligen Zeit oft gesundheitlich problematisch war. Somit brauchte die Kirche viele Wein für Asyle, Hospitäler und Heime (Cüppers ~1975). Die Weinbergsbesitzer (adlig oder geistlich) bestellten ihr Land durch Leibeigne, die grundherrschaftlich eingebunden waren und Abgaben zu leisten hatten. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden die Vertragsformen etwas freier und es gab auch selbstständig wirtschaftende Winzer die das Land pachteten und durch Steuern und Zinszahlungen ihre Pacht erbrachten. In dieser Zeit kam es zu einer großflächigen Ausweitung des Weinbaus auch in den flachen Flusstälern. Günstige klimatische Voraussetzungen ermöglichten ein starkes Bevölkerungswachstum und eine Blüte des Moselweinbaus.

Durch den ersten Kurfürsten von Trier Balduin von Luxemburg wurde der Trierer Kurstaat zu Beginn des 14. Jahrhunderts gegründet. Seither war die Mosel ein Teil des Trierer Erzstifts und die Erzbischöfe und Kurfürsten von Trier waren die obersten Landesherren. Der Kurfürst war Grund- und Gerichtsherr und für die Wahrung des Friedens und des Rechtes zuständig. Die Gerichtsbarkeit war oft einem Vogt übertragen. Dem Kurfürst stand als Grundherr laut „Liber annalium iurium“ in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts Zinswein für die Bewirtschaftung seines Landes und ebenfalls als Grundsteuer für Grund und Boden zu. (Erschens 2005). Aus dieser Zeit sind Berichte über verfallene Weinbergsparzellen bekannt. Es werden Nussbäume zur Ölgewinnung angebaut oder die gesamte Weinbergsfläche wird wieder als Ackerland genutzt (Scholz 2007).

Die großen Weingüter, meist unter adliger oder geistlicher Herrschaft, pflanzten bereits seit dem 15. Jahrhundert verstärkt Rieslingreben. Sie ermöglichten die Produktion hochwertiger Qualitätsweine in den Spitzenlagen, denn Riesling gilt mit den Eigenschaften Frosthärte, Ertragstreue und Qualitätshöhe als die „beste Rebsorte“. Die Basisweinherstellung rückte immer weiter in den Hintergrund, denn das Bier löste den Wein als Volksgetränk ab. Sinkenden Exporte und Handelsverbindungen nach Köln führten zu einem starken Absatzrückgang. Der Moselwein wurde nur noch in die Nachbarregionen Luxemburg und Lothringen geliefert. Diese Krise des Weinbaus an der Mosel hatte auch gravierende Auswirkungen für die Stadt Trier, die immer mehr an Bedeutung verlor (Scholz 2007).

Aus dem 16. Jahrhundert ist überliefert, dass dem Kurfürsten als Grundherr der Grundzins für Ländereinen in Wein und die restlichen Steuern mit Geld bezahlt wurden. Außerdem hatte er Anteil am Zehnt (Abgabe eines Zehntels des Ertrags an Wein, Frucht, Obst, Geflügel etc.) (Erschens 2005). Von 1618 bis 1648 herrschte der Dreißigjährige Krieg in Europa. Auch die Mosel hatte unter den wirtschaftlichen Kriegsereignissen schwer zu leiden. An der Mosel war die Mehrheit katholisch, jedoch gab es durch protestantische Landesherren, wie beispielsweise Traben-Trarbach oder die Grafschaft Veldenz. Diese protestantischen Gemeinden hatten schon immer besondere Handelbeziehungen auf Grund ihrer Konfession, welche auch damals schon für den Weinhandel an der Mosel viele Vorteile brachte.

Im Weinbau zur Zeit der letzten Kurfürsten von Trier waren minderwertige, ertragsreiche Rebsorten in einem Weinberg gepflanzt, diese wurden oft auch als gemischter Satz, das heißt mehrere Sorten in einem Weinberg, angebaut. Die Grundherren verlangten oft ein Drittel bis zur Hälfte des Naturalertrages als Pacht, wozu die Winzer versuchten hohe Ernteerträge zu erwirtschaften, um den eigenen Teil lukrativ vermarkten zu können. Missernten kamen zu dieser Zeit nicht selten vor. Der Lesezeitpunkt wurde vom Grundherrn bestimmt und war somit nicht für alle Weinberge optimal gewählt. Erzeugt wurden wässrige, saure, unsaubere Weine. Da vom 14. bis zum 19. Jahrhundert die „kleine Eiszeit“ in Europa herrschte, kam es durch Spätfröste im Frühling oder Frühfröste im Herbst, oft zu Ernteausfällen durch diese Ereignisse (Baumeister 2017). Durch einen Erlass aus dem Jahr 1787 des letzten Kurfürsten von Trier, Clemens Wenzeslaus, wurden in den 1790er Jahren viele Rebanlagen auf die Qualitätsrebsorte Riesling umgestellt (vgl. Loeb 1972 S. 35). Es durften nur noch gute Reben gepflanzt werden und die schlechten Reben mussten innerhalb von sieben Jahren ersetzt werden. Das bedeutete der Riesling wurde präferiert, aber mindestens die Qualität des Kleinbergers (Elbling) musste bei Pflanzungen erfüllt sein. Seit dieser Zeit ist Riesling die Leitrebsorte des Anbaugebiets Mosel (Scholz 2007).


Details verbergen für NeuzeitNeuzeit

Seit dem Sommer 1794 waren die linksrheinischen Gebiete von französischen Revolutionstruppen besetzt. Der Feudalismus, und somit die kurtrierische Herrschaft, wurde abgeschafft und von der „Französischen Republik“, die sich auf die drei Schlagworte der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ bezog, abgelöst. Der Code civil und auch demokratische Gemeindeordnungen wurden eingeführt. Durch die Enteignung des kirchlichen Besitzes 1802 wurde dieser zum Verkauf freigegeben. Die sogenannte Säkularisation ermöglichte über 7.000 Käufern im Arrondissement Trier den Erwerb von Grund und Boden. Jedoch wurde dieser Besitz meist in viele kleine Lose aufgeteilt und erneut versteigert. Diese kleinen Lose waren eher für Bauern und Winzer erschwinglich. Durch Kriegskontributionen, erhöhte Steuern, das Beschlagnahmen von Nutztieren und Schlachtvieh musste die französische Armee versorgt werden, wodurch die Bevölkerung im linksrheinischen Gebiet völlig verarmte. Die Franzosen hatten den Menschen zur damaligen Zeit ein besseres Leben versprochen, doch im Endeffekt ging es ihnen nicht besser als unter der Herrschaft des Kurfürsten. Bis heute hat die zwanzigjährige französische Besatzungen Auswirkungen auf unseren moselfränkischen Dialekt. (Erschens 2005)
Nach knapp zwanzigjähriger französischer Herrschaft wurden die linksrheinischen, nach dem Frieden von Lunéville 1801 annektierten Gebiete, nach dem Wiener Kongress 1814/15 wieder deutsch. Die Moselregion wurde Teil der neuen preußischen Rheinprovinz und blieb es bis nach dem zweiten Weltkrieg. Seit 1946 gehört das Moseltal zum Bundesland Rheinland-Pfalz. (vgl. Laschewski-Müller et al. 2009 S. 230 f).
Im Jahr 1815 brach der Vulkan Mount Tambora in Indonesien aus und durch die Staubwolke mit Asche und Schwefelgasen kam es zu Verdunkelungen weltweit. Auch von der Mosel wird berichtet, dass es in diesem Jahr keinen Sommer gab. Die Folge waren Missernten und eine Hungersnot im Jahr 1817 (Baumeister 2017).
Es entstand der Deutsche Bund, der von 1815 bis 1866 als ein lockerer Zusammenschluss von 39 souveränen Einzelstaaten existierte. Als Teil Preußens hatte die Mosel seit 1815 die Möglichkeit, Absatzmärkte verstärkt in Nord- und Ostdeutschland zu finden. Es kam zu einer Hochphase des Moselweins, denn durch Abschaffung der preußischen Binnenzölle und einer Erhöhung der Steuern auf ausländische Weine, wurde der Moselwein stark gefördert. Auch die Weinqualitäten waren in dieser Zeit gut, besonders sind hier die Jahrgänge 1819, 1822 und 1825 zu nennen. Gute Qualitäten und hohe Preise ermöglichten einen erfolgreichen Absatz. Auch der Export ist in dieser Zeit aufgeblüht, hier ist besonders Großbritannien zu nennen. Durch schlechtere Qualitäten und Missernten in der zweiten Hälfte der 1820er Jahre, geriet die Mosel wieder in eine Krise. Hinzu kam die Gründung des preußische-hessischen Zollvereins, wodurch die Mosel ihre Stellung als wichtigstes Weinanbaugebiet im zollfreien Gebiet verlor (Baumeister 2017). Durch die Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 hatten Bayern, wozu Franken und die Pfalz gehörten, das Großherzogtum Hessen, wozu Rheinhessen gehörte, und Württemberg keine Zollgrenzen mehr zu Preußen. Im Jahre 1835 traten Baden und das Großherzogtum Nassau, welches den Rheingau einbrachte, bei. Es galt also für das Anbaugebiet Mosel, sich nun gegen die anderen Anbaugebiete zu behaupten (vgl. Loeb 1972 S. 31 f).
In den 1830er und 1840er Jahren war der Weinbau an der Mosel durch verheerende Missernten, sinkende Absatzmöglichkeiten und viele Steuern in einer tiefen Krise. Es wird geschätzt, dass 1844 70% der Bevölkerung verarmt waren. In diese Zeit fällt auch die Berichterstattung von Karl Marx über die Krise der Moselwinzer. Das führte dazu, dass viele Moselaner auswanderten oder Notverkäufe und Zwangsversteigerungen an der Tagesordnung waren. Die Winzer wendeten sich nach Berlin und forderten eine Aufhebung der Weinsteuer, jedoch ohne Erfolg. Da Bürgermeister und Gemeinderat direkt zuständig für die Steuerklassifizierung waren, wurden sie mit der Wut der Winzer konforntiert. Im Rahmen der Revolution 1848/49 begannen die Winzer mit passivem Widerstand durch eine Verweigerung der Steuerzahlungen. Gewaltakte gegen die Bürgermeister und Steuereintreiber waren an der Tagesordnung. Ab den 1850er Jahren nahm die Verarmung der Bevölkerung auf Grund guter Jahrgänge ab. (Erschens 2005)
(Bachelorarbeit Schmitt 2017)


Details verbergen für Blütezeit Ende des 19. JahrhundertsBlütezeit Ende des 19. Jahrhunderts

Der Moselwein Ende des 19. Jahrhunderts war ein Statussymbol für die Elite. Viele wohlhabende Menschen legten Teile ihres Vermögens in Form von Moselwein oder Moselweinbergen an.
Es ist festzustellen, dass der Winzerberuf immer von der Natur abhängig ist. Das heißt, ist die Natur beziehungsweise die Witterung über das Jahr schlecht, dann kann der Winzer keine herausragenden Weine erzeugen. Für die Missernten waren in der damaligen Zeit meist die Rebkrankheiten und die Rebschädlinge verantwortlich. Die Rebkrankheiten haben damals stark an Bedeutung gewonnen. Oidium tuckeri, welches in den 1860er Jahren erstmals an der Mosel festgestellt wurde, war eine große Plage für die Winzer (vgl. Meyer 1926 S. 100). Die Peronospora viticola wurde 1886 erstmals an der Mosel gefunden (vgl. Müller 1913 S. 21). Sie zerstörte große Teile des Jahrgangs, sodass er „mittelmäßig und teilweise gering ausfiel“ (Meyer 1926 S. 100). Der Heu- und Sauerwurm plagte die Winzer in großen Maßen (vgl. Ripper 1898 S. 2).Die Reblaus war in dieser Zeit bis auf einige wenige Herde kein großes Problem an der Mosel (vgl. Müller 1913 S. 53).
Mit den Jahren 1857, 1858, 1859, 1861, 1862 und 1865 hatte eine erste Periode sehr guter Jahrgänge eingesetzt. Weiter ging es in den 1890er Jahren mit 1893, 1895, 1897 und 1900.
Durch eine Umstellung von Quantitäts- auf Qualitätsbau im Weinberg wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein erster großer Schritt in Richtung Erfolg getan. Stöcke in einer Reihe mit weiteren Pflanzweiten zu setzen und die Rebe in einer, der heutigen Moseleinzelpfahlerziehung ähnlichen, Erziehungsart anzubauen, war für die steigende Qualität des Weines sehr wichtig. Die Verschiebung des Lesetermins nach hinten, sodass die Trauben länger reifen konnten, bis kurz vor den Eintritt der Edelfäulnis und das Zusammenführen gleicher Qualitäten, verbesserte die Mostqualität im Herbst. Viele Keller wurden ausschließlich als Weinkeller genutzt und die Lagerung anderer Lebensmittel musste oftmals weichen. Es wurde eine rationellere Kellerwirtschaft betrieben. In der oenologischen Forschung gab es große Fortschritte, erste Einsätze von Reinhefen fanden damals schon statt. Außerdem wurde der Wein nun in Flaschen versandt, und so war die Qualität gesichert und mit entsprechendem Etikett war die Herkunft klar ersichtlich.
Mit der Zugehörigkeit zur Rheinprovinz war die Mosel seit 1815 ein Teil Preußens. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde das Deutsche Reich gegründet. Die Soldaten fuhren als Sieger durch das Moselgebiet in ihre Heimat und brauchten den Moselwein als eine Art „Siegerwein“ mit nach Hause, was zu erhöhtem Absätzen führte. Als Transitregion ins Elsass und nach Lothringen, was seit 1871 zum Deutschen Reich gehörte, wurde 1879 eine Eisenbahn ins Moseltal gebaut. Sie war von großer Bedeutung, da von jetzt an der Vertrieb der Weine nicht mehr auf die unsichere Schifffahrt angewiesen war.
Die Steuerklassifikationskarte von Steuerrat Clotten aus dem Jahr 1868 wurde als Marketinginstrument genutzt. Zusammen mit dem Buch „Der Weinbau an Mosel und Saar“ von Otto Beck sollten die Moselweine bekannt gemacht werden. Dazu trugen auch weitere Karten, zum Beispiel die vom Distrikt Koblenz, oder Neuauflagen der alten Karte bei.
1893 gründete die preußische Regierung die Weinbauschule in Trier und später die in Bernkastel, welche hauptsächlich als Winterschule fungierte. Denn im Sommer, Herbst und Frühjahr gab es zu viel Arbeit in den elterlichen Betrieben, sodass die Kinder der kleinen und mittleren Winzer nicht freigestellt werden konnten. Außerdem errichtete die königliche Regierung Domänen in Avelsbach, Ockfen und Serrig als Musterbetriebe für den hiesigen Weinbau.
Die Mitglieder der Verbände versteigerten ihre naturreinen Weine auf Versteigerungen in Trier. Hier wurden die Spitzenweine der Mosel zu enorm hohen Preisen verkauft. Das teuerste versteigerte Fuder war ein Fuder Brauneberger aus dem Jahr 1904 vom Weingut Freiherr von Schorlemer für 19.060 Mark. Das waren Preise, die nur durch die Besonderheit des Weingutes, der Lage oder des Jahrgangs und durch einen sehr idealistischen und finanzstarken Ersteigerer erzielt werden konnte. Der Trierer Verein von Weingutsbesitzern von Mosel, Saar und Ruwer e.V. war im Jahr 1910 Mitbegründer des Verbandes Deutscher Naturwein Versteigerer, mit dem Vorsitzenden Albert von Bruchhausen, Oberbürgermeister der Stadt Trier. Dieser Verband nennt sich heute Verband Deutscher Prädikatweingüter (VDP). Ebenfalls mit der Absicht naturreine Weine zur Versteigerung zu bringen, wurde schon 1899 der Bernkasteler Ring gegründet. Der Moselwein Ende des 19. Jahrhunderts war ein Statussymbol für die Elite. Viele wohlhabende Menschen legten Teile ihres Vermögens in Form von Moselwein oder Moselweinbergen an.
Im Jahr 1898 fand in Trier der 17. Deutsche Weinbaukongress statt. Dieser Kongress galt als Informationsveranstaltung in Bezug auf Neuerungen im Weinbau, insbesondere im Hinblick auf die Rebschädlinge und Neuerungen in der Kellerwirtschaft. Es wurden viele Weine zu Fachthemen verkostet, so auch Spitzenweine der exklusiven 1890er Jahre. Außerdem fanden Exkursionen nach Ockfen in die Domäne oder in Kellereinen und Weingüter statt.
Mit steigendem Ansehen des Moselweines spezialisierte sich der Handel immer mehr auf Wein. Es wurden viele Weinhandelsfirmen gegründet. Große Absatzmärkte waren in Nord- und Ostdeutschland zu finden, denn der leichte Moselwein erfasste das Geschmacksbild der Zeit. Er passte perfekt zum rastlosen, industriellen Deutschland und wurde zum Modewein der Deutschen. Exporte hauptsächlich nach England und auch in die USA sind dem Einsatz dieser Weinhändler zu verdanken. In den internationalen Hotels und Weinhandlungen war der Moselwein ganz vorne mit dabei. Er war bis zu viermal teurer als vergleichbare Burgunder. Im Jahr 1901 kostete im Berliner Kaiser Keller der weiße Burgunder aus dem Grand Cru Montrachet von Calvet & Co fünf Mark und die Zeltinger Auslese konnte für 20 Mark erworben werden. Vermarktet wurden diese Weine über berühmte Orts- und Lagennamen. Dass in solchen Lokalitäten von der Mosel ausschließlich die Rebsorte Riesling verkauft wurde, brauchte nicht angegebenen zu werden, denn das war selbstverständlich. Um 1900 betrug der Riesling Anteil an der Mosel 88% (vgl. Faas 1987 S. 82).
Als Resultat aus allen Veränderungen und Neuerungen wuchs das Ansehen des Moselweines. Die Preise stiegen enorm an. Der Durchschnittspreis im Jahr 1897 lag bei 3.412 Mark für ein Fuder Wein und ein Hektar Weinberg in der Lage Bernkasteler Doktor mit 4.000 Stöcke wurden für 240.000 Mark verkauft. Das führte zu Wohlstand der großen Weingüter und der Weinhandelsfirmen. In der Zeit der 1860er bis in die 1880er Jahr fand ein langsamer Aufstieg des gesamten Moselweines statt. Die 1890er Jahre können hingegen als regelrechter Boom bezeichnet werden.
Ganz wichtig bei der Betrachtung der Entwicklung des Moselweines ist der Blickwinkel aus dem das Geschehen beobachtet wird. Die eben beschriebene Blütezeit bezieht sich im Großen und Ganzen nur auf die Spitze der großen Weingüter. Von den Preisen, die die Weine bei den Versteigerungen erzielten, konnten die kleinen Betriebe nur träumen. Sie verkauften ihre Weine, häufig durch Galls Methode verbessert, an den Handel. Natürlich sind auch die Preise für Konsumweine gestiegen, aber nicht in solchem Ausmaß.
Seit 1901 befand sich der Moselwein in einer schweren Krise. Es war vorbei mit der Blütezeit. Durch Missernten und Imageverlust in Folge der Weinfälschungsprozesse ist das Ansehen der Moselweine, verglichen mit dem während der Blütezeit, stark gesunken. Durch die Antialkoholbewegung und ausländische Billigweine war auch keine Nachfrage nach Moselweinen vorhanden. Schaumwein erfüllte nun das Geschmacksbild der Zeit. Für die großen Güter waren diese Faktoren nicht so tragisch, denn sie hatten mittlerweile ihre Stammkundschaft, die bereit war, Liebhaberpreise für die edlen Tropfen zu zahlen. Gegen die Schädlinge und Krankheiten konnte durch die Rücklagen aus gewinnbringenden Jahrgängen frühzeitig agiert werden. Kleinwinzer konnten nicht auf große Rücklagen in schwierigen Jahren zurückgreifen oder in Jahren mit enormem Krankheitsbefall zusätzliche Spritzmittel kaufen. Sie waren oft machtlos gegen die von der Natur verursachten Schäden.
(Bachelorarbeit Schmitt 2017)


Details verbergen für Der Erste Weltkrieg und Weimarer RepublikDer Erste Weltkrieg und Weimarer Republik

Von 1914-1918 herrschte wieder Krieg in Europa, der Erste Weltkrieg. Wieder war das Moseltal eine der Regionen, die die Soldaten auf dem Weg an die Front durchquerten (vgl. Laschewski-Müller et al. 2009 S. 318 ff). Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Weinhandel lahmgelegt. Jedoch wurde der Bewegungskrieg 1915 bereits zum Stellungskrieg, die beschlagnahmten Weinvorräte gingen zu Ende und die Heeresverwaltung musste die Truppen und Lazarette versorgen. Hier war die geographische Lage der Mosel von Vorteil. Denn durch das schnelle Erreichen des Anbaugebiets wurden hier bereits 1915 die ersten größeren Einkäufe getätigt. Negative Folgen des Krieges waren jedoch auch schnell festzustellen. Durch den Mangel an Arbeitskräften ist die bewirtschaftete Rebfläche stark zurückgegangen, außerdem kam es zu Knappheit von Spritzmitteln und Dünger. Die große Nachfrage an Wein ließ die Preise steigen und bescherte den Winzern an der Mosel hohe Erlöse, somit traf sie die Not der Kriegstage, trotz der schlechten Kartoffelernte 1916/17, nicht so stark wie die Menschen in den Städten. Die Zolltarife für Wein wurden kurz vor Kriegsende auf 20% des Verkaufspreises erhöht. Als besonders gute Jahrgänge dieser Zeit sind der 1911er, der 1915er und der, als Jahrhundertjahrgang bekannte, 1921er zu vermerken. In der Zeit der Hyperinflation 1923 wurde wenig Wein verkauft, um ihn als Rücklage zu erhalten. Somit war der 1921er Jahrgang für viele Weingüter bis in die 1930er Jahre eine Art Notgroschen. Aufgrund eines deutsch-spanischen Handelsvertrags wurde der deutsche Weinmarkt von spanischen, billigen, süßen Weinen überflutet und brachte erhebliche Schwierigkeiten für den Verkauf der eigenen Ernten. Durch die noch immer geltende Weinsteuer von 20% und weitere schlechte Ernten, befand sich der Weinbau 1925 in einer tiefen Krise. Die Krise traf alle egal ob kleine Winzer, große Weingüter oder den Handel. So kam es am 25. Februar 1926 in Bernkastel-Kues zum Aufstand der Winzer. Mehrere tausend Winzer protestierten gegen die Weinsteuer und es kam zu zahlreichen Gewaltakten. Vier Wochen später wurde im Reichstag in Berlin ein Programm zum Wegfall der Weinsteuer und der finanziellen Unterstützung der Winzer vorgelegt. Dieses wurde umgesetzt und eine Art Weinpropaganda ins Leben gerufen. Mit dem Druck von Weinzeitschriften und Büchern über Weinbau und Weinregionen, sollt der Weinbau unterstützt werden. Das Motto lautete: „Trinkt deutschen Wein!“. Im Jahr 1927 wurde in Trier das „Deutsche Weinmuseum“ auf Intervention von Oberbürgermeister Bruchhausen eröffnet. Dieses Museum zeigte die Geschichte des Weinbaus im Westen Deutschlands seit der Römerzeit und war mit zahlreichen Exponaten bestückt. In zahlrechen Zeitschriften wurde dieses Museum im In- und Ausland empfohlen.
Das Jahr 1932 brachte eine weitere Krise. Regiert wurde das Deutsche Reich von Notstandsmaßnahmen und die Massenarbeitslosigkeit stieg immer weiter an. Auch Weinhandel und Weinbau traf die Krise, denn die erzielten Weinpreise konnten nicht annährend die Erzeugungskosten decken. Mindere Qualitäten, Kapitalmangel und Absatzkrise führten immer weiter in die bittere Not der Winzer. (Deckers 2010)


Details verbergen für Die NS-Zeit und der Zweite WeltkriegDie NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Die Nationalsozialisten begannen im April 1933 bereits mit den Boykotten gegen die jüdische Bevölkerung. Der Weinhandel und auch die Kommission waren bis dato in Deutschland von jüdischen Firmen geprägt. Einige konnten das Land verlassen und gründeten Weinhandlungen im Ausland. Andere versuchten ihre Existenz zu erhalten und zu verteidigen, viele wurden verhaftet und ermordet.
Der Weinbau als Teil der deutschen Landwirtschaft wurde somit der nationalsozialistischen Standesorganisation der Landwirtschaft, dem „Reichsnährstand“ zugeordnet. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Wein in Deutschland errechnete sich 1933 auf 3,5 Liter, da Wein für die Mehrheit zu teuer war. Laut der neuen Marktordnung sollte „mehr und besserer Wein“ produziert werden, denn in den Steillagen, waren nur zur Weinproduktion durch Rebenanbau geeignet. Es war aber auch klar, dass die Bewirtschaftung dieser Flächen nur durch angemessene Preise und gesicherten Absatz rentabel waren. Wein wurde zum „Volksgetränk“. Die Jahrgänge 1934 und 1935 brachte reichliche Mengen und gute Qualitäten hervor. Damit die Preise nicht ins Bodenlose fallen würden, wurden Richtpreise festgesetzt und durch Weinwerbeaktionen versucht den Absatz zu steigern. Außerdem wurden durch „Kraft-durch-Freunde“ Urlaube in den Weinregionen ermöglicht und versucht die Arbeiterschaft als neue Konsumenten zu gewinnen. (Deckers 2010)
Im Jahr 1934 gab es erstmal eine Weinpatenschaft einer größeren Stadt für eine Weinbaugemeinde. Hier ist Düsseldorf mit der Patenschaft von Wiltingen an der Saar oder Mühlheim an der Ruhr mit der Patenschaft von Mühlheim an der Mosel zu nennen. An der Mosel folgten viele weitere Partnerschaften zu deutschen Städten so zum Beispiel Mehring und Berlin oder Enkirch und Münster. Im Rahmen einer Weinwerbewoche fanden in diesen Städten Weinfeste unter dem Titel „Fest der deutschen Traube und des Weins“ statt. Dazu reisten Winzer(-innen)-Gruppen und -Kapellen aus den Winzerdörfern in die Patenstädte und präsentierten ihre Weine. Durch authentische Tanz- und Musikdarbietungen beteiligten sie sich an der Programmgestaltung der Weinfeste. Die Winzerkapelle und Volkstanzgruppe Mehring veranstalteten einen Umzug durch die Reichshauptstadt Berlin. Gekrönt vom Festwagen der „Weinkönigin der Westmark“, einer Mehringer Winzerin. (Krieger 2018)
1937 kam der Wandel der Weinbaupolitik, denn es war außer Acht geraten, dass die guten Jahrgänge 1934 und 1935, die auch hohe Mengen hervorbrachten, nicht die Norm waren, denn Wein ist ein Naturprodukt und somit der Witterung ausgesetzt. Auf Grund eines nasskalten Septembers und Herbstfröste Anfang Oktober führte der Jahrgang 1936 zu einer Weinknappheit. Auch 1937 war quantitativ kein großer Jahrgang und die Weinknappheit hielt an. Die Patenschaftsidee hatte an Zug verloren und die Weinwerbemaßnahmen wurden nach und nach eingestellt, so wurde im Jahr 1937 das „Fest der deutschen Traube und des Weines“ ein letztes Mal veranstaltet. (Krieger 2018)
Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Im Jahr 1940 erfolgte eine verheerende Missernte. Zunehmend sind kupferhaltige Mittel zu Schädlingsbekämpfung trotz Bezugsmarken nicht lieferbar. Das führte zu großen Schäden in den Weinbergen. Die Mosel war Frontgebiet, denn die Kämpfe zogen sich entlang des Flusses, in der Eifel die Amerikaner und auf dem Hunsrück die deutschen Truppen. Am 08. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg und auch im Weinbau war die Stunde null. 1945 wurden viele Weinberge gar nicht bewirtschaftet. Es fehlte an Schädlingsbekämpfungsmittel, Dünger, Gerät und was am wichtigsten war, es fehlten Arbeitskräfte. Viele Winzer sind im Krieg gefallen, wurden vermisst oder befanden sich in Gefangenschaft. Die Mosel war Teil der französischen Besatzungszone und diese verboten den Weinhandel. Ab 1945 wurden jährlich Erntemeldungen erfasst, jedoch wurden die Erträge bewusst geringer gemeldet, da dadurch die Pflichtabgaben der Winzer auch geringer ausgefallen sind. Ein Teil des Weins wurde versteckt und diente als Währungsersatz beziehungsweise als Tauschmittel auf dem Schwarzmarkt. (Deckers 2010)


Details verbergen für NachkriegszeitNachkriegszeit

Nach dem Krieg war der pro Kopf Verbrauch von Wein in Deutschland wieder auf drei Litern gesunken, was zu starken Absatzproblemen führte. Der Jahrgang 1959 war von der Qualität aber auch von der Quantität eine gute Ernte, somit brachte er im Ausland die Erinnerungen an hohe deutsche Rieslingqualitäten hervor und wurde nach Großbritannien und die USA exportiert.
Durch Technisierung und Wiederaufnahme der Bewirtschaftung der vom Krieg und der Reblaus zerstörten Rebflächen steigerte sich die Produktivität. Neue Rebklone, die durch Bepflanzung neuer, flacher Lagen gepflanzt wurden, brachte Weinberge mit hohen Erträgen. Die Weine wurden meist als restsüße Konsumweine verkauft und die Mosel erreichte eine erneute Hochphase.
Durch höhere Erträge leidet nach dem Menge-Güte-Gesetz die Qualität. Somit wurde aufgerufen mehr Wert auf höhere Qualitäten zu legen. Nach jahrelangen Diskussionen und Debatten wurde am 14. Juli 1971 ein neues Weingesetz vom deutschen Bundestag beschlossen. Prädikatsweine ersetzten die bisherigen Naturweine, die Prädikate (Kabinett bis Beerenauslese) wurden streng definiert, die Lagenbezeichnungen wurden stark zusammengefasst in bestimmten Einzel- und Großlagen, alle abgefüllten Weine mussten ab diesem Zeitpunkt einer amtliche Prüfnummer erhalten und es gab eine Regulierung der Nassverbesserung von 25% auf 10% (bis 1979). Der Pro-Kopf Verbrauch war in Deutschland auf 15,4 Liter gestiegen. (Deckers 2010) Die Rebfläche des Anbaugebiets betrug Ende der 1950er 7.500 Hektar und stieg auf 12.300 Hektar Anfang der 1990er Jahre (Weinland Mosel 2017).
Durch den Glykol Skandal im Jahr 1985 hatte das Image deutscher Weine enorm gelitten, und vor allem das der süßen Weine, so wie sie oft an der Mosel produziert wurden. Das seit 1933 geltende Verbot an der Mosel Rotwein anzubauen, entfällt im Jahr 1986. Eine Mengenregulierung in Form des Hektarhöchstertrags ist in Deutschland seit der 6. Änderung des Weingesetzes 1988 in Kraft und beträgt an der Mosel für Qualitätswein 125 hl/ha. Eine neue Generation von Winzern wollte das Image, des ausschließlich süßen Moselweins hinter sich lassen. Sie konzentrierten sich auf qualitative, hochwertige Weine, sie zeigten dass Moselweine auch im trockenen Bereich von höchster Qualität sein können. In dieser Zeit gründeten sich viele Jungwinzervereine.
Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Rebfläche kontinuierlich gesunken. Die Arbeiten im Steilhang haben einen enormen Arbeitsaufwand pro Hektar und bis dahin konnten nur Flach- und Hanglagen mechanisiert werden. Im Steilhang war 100% Handarbeit angesagt. Deshalb wurden oft diese Steilhänge bei Betriebsverkleinerungen als erstes nicht mehr bewirtschaftet. Durch vielseitige Berufswünsche sind die Betriebsnachfolgen oft nicht geklärt oder führten zu Betriebsaufgaben. Es kam zu enormer Verlusten von bewirtschafteten Rebflächen im Anbaugebiet Mosel, denn mit 12.300 Hektar Anfang der 1990er Jahre werden heute noch 8.680 Hektar bewirtschaftet. Der Absatz von Moselweinen hat in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre stak stagniert und somit zu niedrigen Preisen und Existenznöten geführt. Daraufhin folgte ein starker Imageverlust des Winzerberufs und es war für die junge Generation nicht attraktiv in die Weinbrache einzusteigen.


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